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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Verspätung, daß der Kapitän nicht mehr hoffen konnte, vor Mitternacht den Hafen zu erreichen. Er befahl deshalb, die Maschine auf halbe Kraft zu setzen, und ließ nach Plymouth telegrafieren, daß der Millionendieb gefangen sei.
    Es war Mitternacht, als der Dampfer ziemlich dicht bei Cowsand vorbeischob.
    Um diese Zeit versicherte sich Michel Mohr, daß niemand auf dem Achterdeck war, öffnete die Isolierzelle und schlüpfte hinein.
    »Du musst über Bord«, flüsterte er Peter Voss zu. »Es ist höchstens eine Seemeile bis hinüber. Schwimmen kannst du ja.«
    Damit öffnete er das Bullauge, das mehr als groß genug war, Peter durchzulassen. Er drückte Michel Mohr dankbar die Hand und warf den Rock ab. Durch die nächtliche Dunkelheit schimmerte in geringer Entfernung an Backbord die Küste.
    »So komm ich nicht von der Bordwand weg«, meinte er, nachdem er den Kopf durch das Bullauge gesteckt hatte. »Lass mich lieber an Deck.«
    »Aber du musst über Bord springen«, verlangte Michel Mohr.
    »Verlass dich drauf, ich bin gewohnt, große Sprünge zu machen«, versicherte Peter Voss und holte aus seiner Jacke die Brieftasche. »Hier ist mein Geld. Mach ein Paket daraus und leg es bei der Agentur in Plymouth nieder; wenn die Luft rein ist, hol ich's mir ab.«
    Dann flitzte er in elegantem Hechtsprung über die Backbordreling.
    Michel Mohr steckte die Brieftasche ein und ging auf die Brücke.
    »Der Millionendieb ist über Bord gegangen«, sagte er. »Das Bullauge stand offen, und das Schloß ist unversehrt.«
    »Scheibenkleister!« fluchte der erste Offizier.
    »Ja«, meinte Michel Mohr. »Es gibt solche Leute, die ersaufen lieber, als daß sie ins Zuchthaus wandern.«
    Der Kapitän wurde geweckt und gefragt, ob man ein Boot aussetzen solle.
    »Ach was, lass ihn versaufen«, knurrte er und legte sich auf die andere Seite. »Da haben wir wenigstens keine Scherereien.«
    Um sechs Uhr morgens ging die Pennsylvania hafenein, nachdem sie draußen drei Stunden vor Anker gelegen hatte. Sie hatte in Plymouth nur dreiviertel Stunden Aufenthalt.
    Dodd war schon am Tage vorher mit Polly in Plymouth eingetroffen, nachdem ihn die Amerikanische Gesandtschaft in London legitimiert hatte. Die Plymouther Polizeibehörde unterstützte ihn nach Kräften. Noch in der Nacht wurde ihm das letzte Telegramm von der Pennsylvania ins Hotel gebracht. Er ließ es für Polly offen auf dem Tische liegen und erschien gleich mit dem Zollboot an Bord der Pennsylvania.
    Kapitän Siems zuckte nur die runden Schultern und wies auf Michel Mohr, der Dodd in die Isolierzelle auf dem Achterdeck führte.
    »Da hat er drin gesessen«, sagte er treuherzig. »Hier liegt noch seine Jacke.«
    Dodd durchstöberte die Jacke und die Zelle, ohne den geringsten Anhaltspunkt zu entdecken. Nun nahm er Michel Mohr ins Verhör.
    »Ich denke mir, er wird an Land geschwommen sein!« meinte der Bootsmann im Tone des biederen Seemanns. »Bei Cowsand sind wir dicht unter der Küste längs gekommen. Aber das ist schon gut sechs Stunden her.«
    Die Pennsylvania war unterdessen von der Gesundheitspolizei freigegeben worden, und Polly eilte an Deck. Sie lief Dodd fast in die Arme.
    »Wo ist er?« rief sie, ganz außer sich vor Aufregung.
    »Über Bord gegangen«, sagte Dodd zerknirscht.
    »Er ist ertrunken!« schrie sie und sank in Ohnmacht.
    Dodd bettete sie mit Hilfe des Oberstewards in einen Liegestuhl. Dann flößte er ihr etwas Tee ein, worauf sie wieder zu sich kam.
    »Mrs. Voss«, erklärte er. »Machen Sie sich um ihn keine Sorgen. Er ist dicht unter der Küste über Bord gesprungen und an Land geschwommen. Ein Millionendieb begeht keinen Selbstmord.«
    »Aber er ist doch geisteskrank«, stöhnte sie matt.
    »Gewiss, gewiss«, beeilte er sich ihr zu versichern. »Er hat eine Manie, und zwar die Manie, die entwendeten Millionen vor uns in Sicherheit bringen zu wollen. Nur Geduld, wir werden ihn fassen.«
    Dann nahm er sich Frank Murrel vor, um eine genaue Beschreibung des Flüchtlings zu erhalten, und schickte einen neuen Steckbrief an die Zeitungen, diesmal aber ohne Foto. Frank Murrel machte ihn auch darauf aufmerksam, daß die Millionen auf der Bank von England lägen. Auf einem Polizeiboot, das man ihm bereitwilligst zur Verfügung stellte, fuhr Dodd mit Polly nach Cowsand hinaus.
    Inzwischen hatte Michel Mohr Peters Brieftasche mit sehr viel Packpapier verschnürt und suchte nun den Schiffahrts-Agenten. Auf diesen armen, geplagten Mann stürmten gerade tausend

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