Peter Voss der Millionendieb
Sachen gleichzeitig ein.
Es ging alles in rasendem Tempo. Michel Mohr fand ihn im dichtesten Gedränge vor dem Büro des Zahlmeisters stehen.
»Hier ist ein Paket!« sagte Michel Mohr und reichte es über drei Köpfe hinweg. »Es wird abgeholt werden.«
Und fort war er. Denn auch er hatte die Hände voll zu tun. Der Agent schaute gar nicht hin und schob das Paket unter den Arm. Eine Viertelstunde später ging die Pennsylvania hafenaus und überholte kurz vor der Ausfahrt ein kleines Polizeiboot, auf dessen Verdeck Dodd und Polly standen. Michel Mohr schaute über Bord und erkannte den amerikanischen Detektiv.
»Viel Vergnügen!« rief er hinunter und schwang seine Mütze.
Der Agent übergab das Paket einem jungen Mann, der in der Expedition der Firma tätig war.
»Da steht kein Name drauf«, sagte er und drehte das Paket zwischen den Fingern hin und her.
Der Agent öffnete es selbst, stellte mit Hilfe des amerikanischen Bürgerbriefes, der in der Brieftasche lag, den Namen des Eigentümers fest, ließ das Paket, da es 4000 Dollar in bar enthielt, unter seiner Aufsicht versiegeln und befahl, es in den Geldschrank zu legen.
Dodd aber umfuhr mit Polly im Laufe des Tages den ganzen Cowsand und fragte überall nach einem Schiffbrüchigen. Alle Polizisten der Halbinsel brachte er auf die Beine. Seine Zähigkeit und Ausdauer waren verblüffend, und vor seiner Systematik, mit der er alle Möglichkeiten erschöpfte, konnte ihm keine Spur verborgen bleiben. Am Abend hatte er ein vollständiges, aber negatives Resultat. Niemand hatte einen fremden Mann gesehen, nirgends fehlte ein Boot.
»Sehen Sie«, rief Polly, ganz erschöpft von den Anstrengungen. »Er ist doch ertrunken. Oder ein Haifisch hat ihn verschlungen.«
»Hier gibt es keine Haifische, Mrs. Voss«, beruhigte er sie. »Ein Millionendieb springt nicht ins Meer, wenn er nicht schwimmen kann. Und zwei Seemeilen bei ruhigem Wasser ist gar keine so hervorragende Leistung. Er ist von irgendeinem Boot aufgefischt worden.«
Dann gab er Befehl, nach Plymouth zurückzufahren.
Hier war inzwischen der Steckbrief gegen Peter Voss in den Abendzeitungen erschienen, und der Blick des Agenten fiel auf den Namen Peter Voss.
»Aha!« rief er und meldete das Vorhandensein des Wertpakets bei der Polizei.
Es wurde sofort abgeholt und Dodd ausgeliefert. Der ließ sich bei dem Agenten melden, um genaue Nachforschungen nach dem Auflieferer anzustellen.
»Es tut mir leid«, sagte er schulterzuckend. »Ich weiß nicht einmal, ob es einer von der Besatzung oder von den Passagieren gewesen ist. Der Mann weiß vielleicht gar nicht, um was es sich handelt. Sonst hätte er das Paket nicht unversiegelt abgeliefert. Es ist Geld darin.«
»Ich weiß«, wiederholte Dodd. »Wenn jemand nach dem Paket fragt, halten Sie ihn fest und melden Sie es der Polizei.«
»Verlassen Sie sich darauf«, rief der Agent. »Ich verdiene mir gern 2000 Dollar nebenbei.«
Dodd sauste ins Hotel zurück und fand Polly wieder in Tränen.
»Sie haben ihn in den Tod getrieben«, schluchzte sie.
»Hier der Beweis, daß er noch lebt«, sagte er und legte das Paket auf den Tisch. »Öffnen Sie es.«
Es waren an Geld vier Tausenddollarnoten darin und einige Ausweispapiere.
»Ist das alles?« rief sie, grausam enttäuscht.
Dodd glaubte selbst nicht daran, daß Peter Voss die 4000 Dollar abholen würde. Was waren einem Millionendieb 4000 Dollar? Das Paket war nur abgegeben worden, um ihn auf eine falsche Fährte zu locken. Aber er hielt es nicht für ratsam, diese Bedenken Polly mitzuteilen.
»Was nun?« sagte sie ganz verzweifelt.
»Warten und suchen«, erwiderte er. »Sobald er in die Agentur kommt, wird er gepackt.«
»Aber ich leugne seine Identität!« rief sie.
»So lautet unsere Abmachung«, bestätigte er. »Ich hoffe, Sie werden niemals nötig haben, mich des Vertragsbruches zu beschuldigen.«
Am nächsten Morgen fuhren sie im Auto an der Kanalküste entlang, wo Dodd jedes, auch das kleinste Fischerdorf aufsuchte und Nachforschungen anstellte. Doch nirgends fand sich eine Spur. Auch auf der Agentur meldete sich niemand.
Die Nachforschungen bei der Bank in London blieben, wie Dodd vorausgesehen hatte, ohne jeden Erfolg.
Peter Voss war verschwunden, als hätte ihn das Meer oder die Erde verschlungen.
5
Peter Voss war ein ausgezeichneter Schwimmer. Glücklich war er aus dem Heckstrudel der Pennsylvania herausgekommen und suchte nun mit kräftigen Stößen das nahe Land zu erreichen. Aber die
Weitere Kostenlose Bücher