Peter Voss der Millionendieb
bin's!« flüsterte er. »Dein Peter.«
Nun wollte sie erst recht losschreien, aber er legte ihr die Hand auf den Mund und zog sie ins Zimmer 26 hinüber, das er mit schnellen Griffen durch die Riegel der Doppeltür sicherte. Polly stand an der Wand und sah ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Er näherte sich ihr mit der größten Entschiedenheit.
»Rühr mich nicht an!« rief sie, ein Bild des vollkommensten Schreckens. »Ich fürchte mich.«
»Aber Polly«, lachte er und rückte ihr näher.
»Du bist geisteskrank«, schluchzte sie. »Du hast dich im Geschäft überarbeitet. Bitte Lieber, gib das Geld heraus, das du genommen hast.«
»Zum Teufel, ich hab ja gar kein Geld genommen«, rief er, von diesem unerwarteten Empfang überrascht.
»Jaja, Mr. Dodd hat recht, du bist wirklich geisteskrank«, jammerte sie und drückte sich das Taschentuch gegen die Augen.
»Du glaubst mir nicht?« schrie er empört und ballte die Fäuste.
»Wie kann ich dir glauben, wenn du doch verrückt bist«, schluchzte sie und fiel plötzlich vor ihm auf die Knie. »Peter, lieber Peter, ich bitte dich, gib das Geld heraus. Es wird keine gerichtlichen Folgen haben, er hat es mir versprochen. Du gehst in ein Sanatorium, und ich pflege dich gesund.«
Peter Voss gab sich die allererdenklichste Mühe, sie blieb bei ihrer Meinung, sie ließ es sich nicht ausreden, daß er vollkommen verrückt sei. Das völlig Unglaubliche seiner Behauptung, den Millionendiebstahl nur fingiert zu haben, um die Firma zu retten, wirkte auf sie geradezu niederschmetternd.
»Ach«, stöhnte er auf und sank verzweifelt in den Stuhl, und dann lachte er so laut, daß es von den Wänden widerhallte.
Vor diesem Lachen verging Polly der letzte Zweifel. So konnte nur ein Irrsinniger lachen! Sie zog sich wieder in eine Ecke zurück und beobachtete ihn voller Angst.
Endlich trat er dicht vor sie hin.
»Hat Mr. Stockes mit dir gesprochen?« fragte er beinahe rauh.
»Nein! Ja!« jammerte sie. »Er wollte mit mir sprechen. Aber was hätte es für einen Zweck gehabt. Ich hatte ja schon alles durch Mr. Dodd erfahren. Gib das Geld heraus, lieber Peter, wir können ja auch hier in Deutschland bleiben, bis du wieder gesund bist
»Verflucht noch mal!« brüllte er los. »Ich hab ja gar kein Geld, es ist alles Lug und Trug. Ich schlage Mr. Dodd den Schädel ein, wenn ich ihn treffe.«
Dabei rollte er die Augen wie ein verrückt gewordener Gewohnheitsmörder.
Polly streckte abwehrend ihre Arme aus: das Vorurteil, das Bobby Dodd in ihr geweckt hatte, konnte Peter Voss weder durch Güte noch durch Gewalt ausrotten.
»Also gut«, sagte er und stampfte mit dem Fuße auf. »Du bist nicht zu bekehren. Halte mich also für einen Millionendieb. Aber wenn du dich von mir scheiden läßt und den verdammten Dodd heiratest, dann machst du mich zum dreifachen Mörder. Erst bringe ich ihn um, dann dich und endlich mich, das merke dir. Halte mich also immerhin für verrückt, das ist sogar besser. Dann traust du mir diesen furchtbaren Tripelmord umso eher zu.«
»Aber ich will mich ja gar nicht von dir scheiden lassen«, stöhnte sie auf und sank in einen Sessel. »Ich werde niemals Mr. Dodd heiraten.«
»Verstell dich nicht!« schrie Peter Voss. »Er hat es mir soeben am Telefon gestanden.«
»Aber nein!« rief sie ehrlich empört. »Das ist eine Gemeinheit. Ich werde ihn dafür zur Rede stellen. Er hat allerdings schon öfters solche Andeutungen gemacht.«
»So ein Lump!« schrie er wütend. »Und mit so einem Menschen fährst du hinter mir her. Augenblicklich kehrst du nach St. Louis zurück.«
»Aber das geht doch nicht«, seufzte sie und faltete ergeben ihre Hände. »Peter, du bist doch schwer krank. Du siehst es nur nicht ein. Du musst die Millionen herausgeben! Peter, kannst du denn das nicht einsehen?«
»Wenn hier jemand etwas einzusehen hat, dann bist du es!« brüllte er los. »Hier bleibt einem wirklich der Verstand stehen!«
»Das ist es ja eben«, schluchzte sie unter Tränen. »Wenn du bei Verstande wärst, hättest du doch nicht das Geld genommen. Siehst du das nicht ein? Ein vernünftiger Mensch stiehlt doch nicht zwei Millionen. Das ist doch ein Verbrechen! Lieber, lieber Peter, sag mir, wo du das Geld hingetan hast, dann ist ja alles gut. Tu es doch mir zuliebe!«
So jammerte sie, während er regungslos dasaß und Kopf und Arme hängen ließ.
Er war mit seinem Latein zu Ende.
»Ich gebe die Millionen nicht heraus«, sagte er ruhiger. »Und zwar aus dem
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