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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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einfachen Grunde, weil ich sie gar nicht habe. Wenn du dem verdammten Dodd mehr glaubst als mir, dann ist die Sache allerdings schlimm genug. Aber ich verlange, daß du sofort nach St. Louis zurückkehrst.«
    »Nein, nein, das kann ich wirklich nicht tun«, flehte sie ihn an. »Sonst wird er dich der Polizei ausliefern, und du kommst ins Gefängnis. Nur wenn ich bei ihm bin, dann wagt er es nicht. Wir haben einen Vertrag geschlossen, und er hat mir versprochen, die Sache in Güte zu erledigen.«
    Peter griff sich mit beiden Händen an den Kopf.
    »Und das glaubst du, Polly?« fragte er und tippte sich an die Stirn. »Er schleppt dich nur mit sich herum, um dich zu verführen, jawohl, das ganz allein ist seine Absicht.«
    »Mr. Dodd ist ein Gentleman!« sagte sie und erhob sich. »Und außerdem weiß ich ganz genau, was ich mir selbst schuldig bin. Du aber scheinst es nicht zu wissen.«
    »Da hast du das wohl wirklich geschrieben?« rief er und riß die Brieftasche heraus.
    »Die Brieftasche! Du warst wirklich im Gefängnis von St. Malo!«
    Das war zuviel für sie. Sie sank in den Sessel und schloß die Augen. Peter Voss nahm die Gelegenheit wahr, sie in seine Arme zu schließen und sie so lange zu küssen, bis ihr der Atem ganz verging.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, lag sie allein auf dem Sofa. Peter Voss war verschwunden. Unfähig, nach dem Alsterpavillon zu gehen, kehrte sie auf ihr Zimmer zurück, sank auf einen Stuhl und weinte leise in ihr Taschentuch hinein. Vergeblich wartete der Kriminalbeamte auf sie.
    Peter Voss war längst wieder bei Mutter Hansen. Das Kopfkissen gab er ihr zurück. Den Anzug trug sie wieder zum Schneider und bezahlte die Leihgebühr. Der Zwickelbart verschwand. Peter Voss saß bald wie vor Jahren als echter Seemann an Mutter Hansens Tisch, aß rote Grütze und Pfannkuchen und trank Grog, als wenn er sieben Monate auf See gewesen wäre, rauchte einen Brösel, erzählte seinen zechenden Tischgenossen ein paar fürchterliche Lügengeschichten, die er sich ohne Schwierigkeiten aus den Fingern sog, löste noch an demselben Abend auf dem Altonaer Hauptbahnhof eine Fahrkarte nach Frankfurt am Main und ließ Mutter Hansen als Bezahlung die Garderobe des fidelen Lebegreises zurück, die sie unverzüglich zum Trödler trug.
    ***
    Als Dodd ins Hotel zurückkehrte, fand er Polly in Tränen aufgelöst. Unter fortwährendem Schluchzen erzählte sie ihm, was vorgefallen war. Und nun erwiesen sich sein Mitleid und seine Liebe zum ersten Male stärker als sein beruflicher Ehrgeiz. Er nahm die Verfolgung vorerst nicht auf, sondern blieb bei Polly, um sie zu trösten.
    »Mrs. Voss«, sprach er sanft. »Sie haben sich nun wohl überzeugt, daß Ihr Mann tatsächlich unzurechnungsfähig ist und daß er die Millionen wirklich gestohlen hat. Sie werden an seiner Seite niemals das Glück Ihres Lebens finden. Lassen Sie mich also hoffen, Mrs. Voss, versprechen Sie mir, die Meine zu werden, dann lasse ich diesen Verrückten laufen, wohin er will. Wir werden nach Amerika zurückkehren und ihn zu vergessen suchen.«
    Er beugte sich nieder, fasste ihre Hand und drückte einen Kuss darauf.
    »Darf ich hoffen, Mrs. Voss?« fragte er leise.
    Aber sie antwortete nicht, sie schluchzte nur und schüttelte den Kopf.
    Mit Hilfe der Hamburger Polizei gelangte der neue Steckbrief in das Fahndungsblatt.
    Peter Voss aber war in Frankfurt und geriet mehr aus Neugier als aus Absicht in eine Verbrecherkneipe. Hier hörte er von einer Stelle erzählen, wo jeder, dem der Boden zu heiß geworden war, gegen Geld und gute Worte falsche Papiere erhalten könnte.
    ›Interessant‹, dachte Peter Voss. ›Aber jetzt fahre ich erst einmal nach Rothenburg zu meinem Vormund, wollen doch mal sehen, ob der mich erkennt.‹

8
    Am Montag zog Peter Voss im hellsten Sonnenschein in Rothenburg ein. Er trug seinen alten blauen Anzug, mit dem er in St. Malo im Gefängnis gesessen hatte und in dem er außerordentlich mitgenommen aussah. Die Hände in den Taschen, die Mütze weit im Nacken, die Zigarette im linken Mundwinkel, so schlenderte er gemütlich durch die alten Straßen. Seine Zahnbürste trug er in der Tasche. Ein dunkelblauer Sweater ersetzte ihm das Hemd.
    Die Sache mit Polly ging ihm noch immer im Kopfe herum. Aber was ließ sich dabei machen? Sie hielt ihn eben für verrückt. So schmerzlich es ihm auch war: seine privaten Angelegenheiten mussten vor den Interessen der Firma Stockes & Yarker zurücktreten.
    Auf dem Marktplatz mit

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