Peter Voss der Millionendieb
erfuhr er, daß Polly vor kaum einer Viertelstunde ausgegangen sei. Außerdem aber lag ein Telegramm aus New York für ihn beim Portier.
Gerade als Dodd das Telegramm öffnete, kam Polly zurück.
»Was Neues von Peter?« fragte sie hoffnungsvoll.
Dodd nickte: »Sie haben in New York Peter Voss verhaftet!«
Polly wurde bleich und mußte sich in einen der Sessel setzen. Sofort bemühte sich Dodd um sie.
»Ich glaube aber, sie haben da drüben wieder einen falschen Peter Voss verhaftet«, beruhigte er sie.
Und als Polly nichts sagte, fuhr er fort:
»Ich fliege sofort nach New York. Sollten sie den falschen erwischt haben, bin ich in spätestens fünf Tagen wieder zurück. Sonst telegrafiere ich.«
Polly zu beruhigen, war nicht gerade leicht. Sie hielt es durchaus nicht für ausgeschlossen, daß Peter Voss nach New York zurückgekehrt sei.
»Er wagt alles«, schluchzte sie.
»Sie haben da drüben einen Falschen erwischt«, tröstete sie Dodd.
»Warum fliegen Sie dann hinüber?« rief sie.
»Ich will sichergehen«, sagte Dodd leichthin. »Es ist ja auch nur ein Katzensprung.«
Polly wollte das nicht gelten lassen.
Und sie hatte nicht ganz unrecht damit, denn Dodd hatte nur den einen Teil des Telegramms verraten. Es stand nämlich noch darin, dieser in New York festgenommene Peter Voss hätte einen echten Ausweis. Den mußte er irgendwo erhalten oder gestohlen haben. Und nur wegen dieses Papieres flog Dodd nach New York, in der Tasche den beweiskräftigen Fingerabdruck vom Wandkalender.
Der Weg zum Bahnhof führte ihn dicht an der Zuchthausmauer vorbei, hinter der Peter Voss als Emil Popel saß und sich einen Fluchtplan ausdachte.
Denn das Sitzen wurde auf die Dauer sehr unangenehm.
Und er fand wirklich einen Plan, mit dem sich schon etwas anfangen ließ.
11
Emil Popel, der richtige, befand sich in einer luftigen Zelle des New Yorker Polizeigefängnisses und hatte Angst, nach Deutschland ausgeliefert zu werden. Das einzige, was ihn seiner Meinung nach vor diesem Schicksal bewahren konnte, war, steif und fest zu behaupten, Peter Voss zu heißen.
Sosehr er sich auch Mühe gab, den Grund seiner Verhaftung beim Wärter zu erfragen, er bekam keine Antwort. Denn der Mann verstand kein Deutsch und Emil Popel kein Englisch.
So fiel ihm denn ein schwerer Stein vom Herzen, als am Ende der zweiten Haftwoche ein Mann in seine Zelle trat und ihn auf Deutsch anredete.
»Sie geben an, Peter Voss zu heißen?« fragte Bobby Dodd.
»Ich heiße Peter Voss«, behauptete Emil Popel.
»Wie kommen Sie in den Besitz dieses Papieres?« fragte Bobby Dodd und zeigte ihm Peters Ausweis.
»Ich habe …«, stotterte Emil Popel und wußte nicht weiter.
»Sie haben es gestohlen«, sagte Dodd mit kühlem Lächeln.
»Nein, nein!« stöhnte Emil Popel.
»Wollen Sie mir jetzt endlich Ihren richtigen Namen sagen?« herrschte Dodd ihn an.
Aber Emil Popel schwieg hartnäckig.
»Halten Sie mich nicht länger auf«, sagte Dodd ärgerlich. »Ich kenne den Ausweis. Er ist echt. Ich habe ihn schon einmal in den Händen gehabt. Aber Sie sind nicht der echte Peter Voss. Warum kommen Sie nach Amerika unter falschem Namen? Und noch dazu unter diesem Namen?«
Emil Popel schwieg.
»Gut«, fuhr Dodd unbeirrt fort. »Wenn Sie jetzt nicht sofort den Mund auftun, werde ich Sie mit nach Deutschland nehmen, denn Sie sind ein Deutscher.«
Emil Popel machte jetzt einen vergeblichen Versuch, zu sprechen, aber die Worte wollten ihm nicht aus der Kehle heraus.
»Haben Sie einen totgeschlagen?« fuhr ihn Dodd an.
»O nein«, preßte Emil Popel heraus. »Ein Mörder bin ich nicht. Ich habe nur eine Urkundenfälschung begangen.«
»Nicht mehr?« erwiderte Dodd freundlicher. »Da sind Sie ja noch ein verhältnismäßig anständiger Mensch. Wenn Sie mir jetzt Ihren Namen sagen und gestehen, woher Sie das Papier haben, dann verspreche ich Ihnen, daß Sie wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Peter Voss nämlich, auf dessen Papier Sie herübergekommen sind, ist ein Millionendieb.«
»Nicht möglich!« rief Emil Popel außer sich.
Statt der Antwort hielt ihm Dodd eine Nummer des Fahndungsblattes vor die Nase.
Nun endlich ging Emil Popel aus seiner Reserve heraus.
»Ein Millionendieb!« rief er wütend. »Dieser Schuft! Er hat mir das Papier geschenkt.«
»Wo hat er es Ihnen gegeben?« fragte Dodd neugierig. »Vielleicht in Rothenburg?«
Emil Popel stockte plötzlich.
»Immer vorwärts!« drängte Dodd energisch. »Wie Sie nach Rothenburg gekommen
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