Peter Voss der Millionendieb
sind, kann ich nötigenfalls auch von der dortigen Polizei erfahren. Es kostet mich nur ein Telegramm.«
»Nein«, schrie Emil Popel ängstlich. »Da will ich lieber alles gestehen. Ich bin dort aus dem Zuchthaus ausgebrochen.«
»Aha«, rief Dodd erfreut. »Das ist ja außerordentlich interessant. Also du bist bereits verurteilt. Zu wie viel?«
»Zu einem Jahr!« erwiderte Emil Popel dumpf.
»Und wie viel hast du davon verbüßt?«
»Noch nicht drei Stunden.«
»Alle Achtung!« sprach Dodd schmunzelnd. »Und nun erzähle mir den ganzen Vorgang. Wo hast du Peter Voss getroffen?«
Jetzt stockte Emil Popel nicht mehr. Wahrheitsgetreu erzählte er seine Erlebnisse von dem Augenblicke an, wo er den Wärter überwältigt hatte, bis zu seiner Verhaftung in New York.
»Du hast Peter Voss also bei einem einsam liegenden Haus verlassen?« fragte Dodd. »War es vielleicht ein Schulhaus?«
»Ich glaube wohl«, erwiderte Emil Popel nach kurzem Bedenken. »Es war ein großer Schuppen dabei.«
Dodd wußte genug und ließ den falschen Peter Voss zwischen Hangen und Bangen allein. Es war kein Zweifel, die Spur führte nach Pograu. Dort waren die weiteren Nachforschungen anzustellen, dort lag das Geld! Emil Popel war nur nach New York geschickt worden, um eine falsche Spur zu liefern.
Um aber ganz sicherzugehen, ließ Dodd telegrafisch bei der Zuchthausdirektion zu Rothenburg anfragen, ob da wirklich ein Emil Popel entsprungen sei.
Die Antwort, die darauf am nächsten Morgen einlief, traf Dodd wie ein Keulenschlag. Sie lautete nämlich: Emil Popel entsprungen, drei Tage später wieder gefangen, sitzt noch hier.
Ein geradezu wahnwitziger Verdacht stieg in Dodd auf. Er beantragte bei der Polizei, den richtigen Emil Popel zu entlassen.
Sein Vergehen, Beilegung eines falschen Namens, wurde gegen die Untersuchungshaft aufgerechnet. Da er gesund war und noch genug Geld besaß, hatte die Einwanderungsbehörde, die ihn verhaftet hatte, nichts gegen seine Freilassung einzuwenden.
»Sie sind frei«, sprach Dodd zu ihm. »Versuchen Sie einmal, keine Urkunden zu fälschen. Man kann auch auf anständige Weise Geld verdienen.«
»Das will ich tun«, rief Emil Popel. »Das will ich wirklich tun, ich will ein anständiger Mensch werden.«
»Stellen Sie sich das nicht zu leicht vor«, warnte ihn Dodd und überließ ihn dem Wärter.
Dodd aber flog mit der nächsten Maschine über die Polarroute nach Frankfurt und von dort mit der Bahn nach Rothenburg, um den falschen Emil Popel zu entlarven.
Bereits am nächsten Abend war Dodd in Rothenburg. Polly fand er nicht im Hotel. Er hinterließ eine Nachricht für sie und ging sofort zur Gefängnisverwaltung.
Er legitimierte sich, und der Direktor empfing ihn.
»Sie wollen sich nach Emil Popel erkundigen?« fragte er ihn.
»Nicht nach diesem«, erwiderte Dodd, »sondern nach dem, der für ihn die Strafe absitzt.«
»Unmöglich!« fuhr der Direktor auf.
»Bitte sehr«, beruhigte ihn Dodd. »Es ist eine Vermutung von mir. Sie haben alle Angaben doch sicher bei seiner Einlieferung registriert.«
»Und ihn fotografiert!« setzte der Direktor hinzu. »Das heißt, erst bei seiner zweiten Einlieferung. Damals bei seiner Überführung aus dem Untersuchungsgefängnis nicht.«
»Damned!« entfuhr es Dodd, der jetzt erst die Schwierigkeit seines Unternehmens ganz übersah. »Und so ist es möglich gewesen, daß in der Zelle, wo Sie nach Ihren Unterlagen den Urkundenfälscher Emil Popel vermuten, ein ganz anderer Mann sitzt, und zwar der Millionendieb Peter Voss aus St. Louis.«
»Herr!« rief der Direktor und sprang auf.
Dann holte er die Akten Emil Popels herbei und verglich selbst den Fingerabdruck, der sich darin befand, mit dem Abdruck, den Dodd auf dem Wandkalender vorwies.
»Sie gleichen sich aufs Haar!« sagte Dodd hochbefriedigt und steckte das Beweismaterial ein. »Peter Voss hat sich für Emil Popel einsperren lassen.«
»Aber das ist ja eine komplette Verrücktheit!« schrie der Direktor und schlug mit der Hand auf die Akten.
»Das war bis vor zwei Tagen auch meine Meinung«, gestand Dodd und erhob sich. »Aber ich bin davon abgekommen. Die Sache ist gar nicht so verrückt, wie sie im ersten Augenblick erscheint. Dieser Peter Voss hat schon einmal freiwillig im Gefängnis gesessen. Es ist also nicht das erste Mal, daß er zu diesem Trick greift. Denn wo ist er vor mir sicherer? Und außerdem kann er sich, sobald er das Jahr abgesessen hat, umso ungestörter als Emil Popel dem
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