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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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die Beamten eigentlich schon lange darauf gewartet hatten. Nun ließen sie sich geradezu um die Finger wickeln. Ihr Verdacht war wie weggeblasen. Sie waren auch so ehrlich, ihm zu gestehen, daß sie über Rudolfo Marcera nicht das geringste wussten. Der Polizeipräsident gab ihm sogar eine Empfehlung an den Direktor des Bergwerks mit, in dem die Gefangenen arbeiten mussten.
    Bobby Dodd gab nach wenigen Tagen bei dem Direktor des Strafbergwerks seine Empfehlung ab. Schnurrbartzwirbelnd empfing er den Fremden, musterte ihn mit militärisch durchdringendem Blick und nahm mit gnädigem Kopfnicken den Lireschein entgegen, den ihm Bobby Dodd für die Wohlfahrtskasse des Bergwerks zur beliebigen Verwendung überreichte.
    »Können Sie sich eines Sträflings erinnern, der Rudolfo Marcera hieß?« fragte Dodd den Direktor.
    »Rudolfo Marcera!« rief der Direktor und sprang auf. »An diesen hundsgemeinen Kerl sollte ich mich nicht erinnern können! Das ist der abgefeimteste Spitzbube, den ich jemals unter den Fingern gehabt habe. Er hat hier einen Aufstand angezettelt, hat mir drei Aufseher invalid geschlagen, das heißt nicht er, sondern die vierzehn, die mit ihm ausgerissen sind. Nicht einen einzigen habe ich zurückbekommen.«
    »Es ist ein Rudolfo Marcera vor mehreren Wochen in Venedig verhaftet worden«, berichtete Dodd weiter.
    »Was?« schrie der Direktor voll ehrlicher Wut. »Sie haben ihn wieder erwischt? Sie werden ihn hierher zurückschicken? Oh, wie werde ich diesen Kerl zwiebeln! Ich presse ihm die Seele aus dem Leibe.«
    »Sie werden ihn prügeln?« forschte Dodd, von diesen Drohungen sichtlich unangenehm berührt, und schaute zum Fenster hinaus, das den Blick auf den Gefängnishof und die Aussicht auf das nahe Meer freigab.
    »O nein!« wehrte der Direktor ab. »In meinem Bezirk wird nicht geprügelt. Meine Methode ist viel raffinierter. Ich habe sie selbst erfunden. Sie wirkt todsicher. Ich habe sie schon zweimal mit bestem Erfolg angewendet.«
    »Es wäre mir sehr interessant, diese Methode kennenzulernen«, versetzte Dodd.
    »Sie sollen sie kennenlernen!« erwiderte der Direktor. »Bleiben Sie hier. Seien Sie mein Gast. Der erste Transport ist mir bereits angekündigt. Vielleicht ist dieser Schuft schon dabei. Ich werde ihn sofort vornehmen. Ich werde Ihnen meine Methode an ihm demonstrieren. Es ist eine ganz einfache, eine simple Methode sozusagen. Nicht ein Fünkchen Gewalt wird angewendet. Aber ich garantiere Ihnen, daß der Kerl schon am dritten Tage mit dem Kopf gegen die Wand rennt, um sich das Leben zu nehmen. Die beiden andern haben es auch getan.«
    Dodd überlegte. Da diese Methode von Gewaltmitteln absah, war sie ihm nicht unsympathisch. Je unerträglicher sich für Peter Voss die Gefangenschaft gestaltete, umso eher würde er Farbe bekennen und sein wahres Gesicht zeigen. Dann war noch immer Zeit, den Direktor in das Doppelspiel einzuweihen. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, wenn der Direktor den falschen Rudolfo Marcera auf Grund seiner genauen Kenntnis des richtigen einfach zurückwies. Doch das war sehr wenig wahrscheinlich. Dieser Direktor war trotz seiner gepriesenen Methode nicht viel mehr als ein harmloser Dummkopf. Der Umschwung mußte bei Peter Voss beginnen. Denn dessen Behauptung, Rudolfo Marcera zu sein, war unter den Umständen, in denen er sich augenblicklich befand, von nicht zu erschütternder Beweiskraft. Sogar das Zeugnis seiner Frau hätte dagegen nichts ausrichten können.
    Dodd nahm die Einladung des Direktors nicht an, versprach aber wiederzukommen, und kehrte nach Cagliari zurück. Hier erstattete er Polly, die ihn mit begreiflicher Unruhe erwartete, wahrheitsgetreu Bericht. Nur von des Direktors Methode verriet er nichts.
    »Wir müssen ihn sofort befreien«, rief sie außer sich. »Schon auf dem Wege zum Bergwerk.«
    »Ganz unmöglich«, wies er den Vorschlag zurück. »Einen Gefangenen gegen seinen Willen zu befreien, ist so gut wie ausgeschlossen. Außerdem wird er als wiedereingefangener Flüchtling besonders scharf bewacht werden. Ich habe keine Lust, an seiner Seite in jenem Bergwerk zu arbeiten. Und selbst wenn wir ihn befreien könnten, wissen wir immer noch nicht, wie wir unbemerkt von der Insel wegkommen. Ehe wir uns nicht mit ihm in direkte Verbindung gesetzt haben, läßt sich überhaupt nichts machen.«
    »Also warten«, seufzte sie und nahm die Zeitung auf, die Dodd vom Hafen mitgebracht hatte.
    Es war eine sehr alte Nummer, worin der Kurs der

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