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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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amerikanischen Kupferpapiere wieder um einige Punkte tiefer notiert war, obschon sie längst zum Stehen gekommen waren.
    »Sie studieren die Kurse?« fragte Dodd überrascht. »Spekulieren Sie?«
    »Ein wenig«, erwiderte sie und legte das Blatt weg.
    Dodd entwarf ihr eine humoristische Schilderung des Bergwerkdirektors.
    »Denken Sie lieber an unsern Vertrag«, sprach sie gelangweilt. »Strengen Sie Ihren Geist an, ein Mittel zu finden, wie wir ihn befreien können.«
    »Dieser Direktor gehört dazu«, sprach er ernsthaft und schilderte ihn weiter. »Wir werden ihn bestechen, daß er ihn entfliehen läßt. Das Bergwerk liegt eine Stunde von der Küste. Wir werden einen kleinen Dampfer mieten!«
    »Also wie in St. Malo?« fragte sie interessiert.
    »Jawohl«, bestätigte er. »Nur ins Italienische übersetzt.«
    Dann schlug er ihr einen Spaziergang nach dem Hafen vor, und sie nahm ohne Zwang seinen Arm, den er ihr anbot. Sie waren ja wieder Bundesgenossen geworden. In Dodds Herzen rührte sich wieder ganz bedenklich die alte Liebe.
    Seine Lage wurde immer verzwickter.
    Peters Lage aber war viel einfacher. Er befand sich als Rudolfo Marcera mit etwa dreißig andern Verbrechern im Hofe des Gefängnisses in Neapel und wartete darauf, mit dem Schiff nach Sardinien befördert zu werden. Er war von seiner Verhaftung in Venedig an ganz langsam und gemächlich von einem Gefängnis zum andern abgeschoben worden, immer in der Richtung nach Neapel zu, um dort Anschluss an einen größeren Verbrechertransport zu finden. Sein Schicksal, besonders den Empfang auf Sardinien, malte er sich durchaus nicht in rosigen Farben aus.
    Solange der Zug rollte, schliefen die Wachmannschaften, die den Transport begleiteten. Die Gefangenen, die auf dem Fußboden lagen und saßen, durften nur leise miteinander sprechen. Jede dritte Station hielt der Zug. Jetzt durften die Gefangenen einige Minuten an die frische Luft und konnten sich die eingeschlafenen Füße vertreten.
    Peter Voss hatte ein altes, abgegriffenes Kartenspiel aufgetrieben und versuchte seine Leidensgenossen in die Kunst des Dreimännerskats einzuweihen. Der eine hatte es schnell begriffen, aber ein anderer konnte beim besten Willen mit den vielen bunten Blättern nicht zurechtkommen. Also ging Peter Voss zum Schafskopf über. Zwischendurch horchte er auf die leisen, melancholischen Gesänge seiner Genossen.
    Von Neapel aus ging die Reise zu Wasser weiter. Je näher sie dem Ort ihrer Bestimmung kamen, umso vergnügter wurde die Stimmung. Alle waren froh, daß die Reise zu Ende ging.
    Nach der Ausschiffung mussten die Sträflinge in Reih und Glied antreten und wurden unter Bewachung auf Lastwagen verladen. Das ging natürlich nicht ohne einen Menschenauflauf ab. Peter Voss war mitten in einem Knäuel von Gefangenen, plötzlich fuhr er herum:
    »Hello, Mr. Voss!« rief jemand auf englisch.
    ›Dodd!‹ dachte Peter Voss, ohne den Gruß zu beachten, und warf auf den Mann einen blitzschnellen Seitenblick. Er hatte sich nicht getäuscht. Es war Bobby Dodd. Er kam heran, offenbar hatte er die Wachmannschaften bestochen. Denn sie hielten ihn nicht auf.
    »Mein Herr, geben Sie mir ein paar Zigaretten!« rief Peter Voss alias Rudolfo Marcera auf deutsch. »Man kann nicht immerzu dieses entsetzliche Kraut rauchen.«
    »Bitte«, sagte Dodd und zog sein Zigarettenetui.
    Peter Voss ließ nicht eine einzige darin, das Etui gab er zurück.
    »Danke«, sagte er herablassend, griff an die Mütze und nahm eine von Dodds guten Zigaretten zwischen die Zähne. »Nun noch Feuer.«
    Auch damit konnte Bobby Dodd dienen.
    »Wollen Sie nicht endlich die Maskerade aufgeben, Mr. Voss?« fragte er ihn auf englisch. »Schlimmer als Ihr augenblicklicher Zustand wird unmöglich der andere sein, der nach Ihrer Verurteilung als Millionendieb eintritt.«
    Peter Voss schaute sich um. Es war kein Mensch in der Nähe, der auch nur ein Wort Englisch verstand. Eine Falle war also nicht zu befürchten. Warum sollte er sich nicht mit Bobby Dodd aussprechen? Der Mann hatte es durch sein intensives Interesse, das er an ihm nahm, längst verdient, daß er ihm ein paar freundliche Worte gönnte.
    »Lange werden Sie das Spiel doch nicht treiben können«, drängte Bobby Dodd. »Wozu halten Sie also die Entwicklung auf? Sagen Sie, wo Sie die Millionen versteckt haben, und ich garantiere Ihnen, daß Sie in wenigen Tagen ein freier Mann sind. Mrs. Voss ist übrigens auch hier. Wir haben auf Sie gewartet.«
    Peter Voss zuckte bei

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