Peter Voss der Millionendieb
Direktor.
»Ich weiß!« erwiderte der seelenvergnügt und goss ein Glas Whisky hinter die Binde. »Mein Freund aus Neapel hat mir alles geschrieben. Sie sind ein Amerikaner, der Geld hat. Wie viel wollen Sie für Ihren Freund geben?«
»Wie viel wollen Sie haben?« fragte Dodd zurück, ohne den Irrtum richtigzustellen.
»30.000.000!« versetzte der Direktor gemütlich.
»Viel Geld!« meinte Dodd verstimmt. »Aber ich werde versuchen, es herbeizuschaffen. Die Hälfte sofort, die andere Hälfte, sobald der Mann sicher auf dem Schiff ist.«
»Bringen Sie nur erst die eine Hälfte!« erklärte der Direktor.
»Gut«, sagte Dodd nach einigem Überlegen. »Vorher aber muß ich mit dem Mann eine Unterredung haben.«
»Wozu?« fragte der Direktor mit argwöhnisch hochgezogenen Brauen. »Ich sehe es ungern, daß die Methode eine Unterbrechung erfährt.«
»Lassen Sie mich zu ihm hinunter. Ich hoffe, er wird schon mürbe genug sein, um das Versteck der gestohlenen Millionen zu verraten.«
»Haha!« lachte der Direktor laut auf. »Sie sind ein sonderbarer Kauz. Dieser Mann soll zwei Millionen gestohlen haben? Das wollen Sie mir weismachen? Wäre er dann hier? Wäre er hier, wenn er nicht Rudolfo Marcera wäre? Er behauptet selbst, es zu sein. Soll ich Ihnen mehr glauben als ihm? Sobald ich die ersten 15.000.000 Lire habe, dürfen Sie mit ihm sprechen, eher nicht.«
Dodd kehrte ins Hotel zurück und beriet sich mit Polly, die mit der Bestechungsaktion durchaus einverstanden war. Jim Stockes mußte das Geld geben. Das Schwierige war, ihn über die unbedingte Notwenigkeit dieser großen Summe und ihre Verwendungsart aufzuklären, ohne daß die Banken oder Postbehörden Argwohn schöpften. Dodd zerbrach sich vergeblich den Kopf.
»Geben Sie her!« sagte Polly, nahm ihm die Feder aus der Hand und schrieb: ›Stockes & Yarker, St. Louis, United States. Sofort 50.000 Dollar. Polly Voss.‹
»Das soll genügen?« rief er erstaunt.
»Ich hoffe!« lächelte sie. »Wir können es ja versuchen.«
Am nächsten Abend kam die Antwort: »Geld in Neapel, Franco-Italo-Bank.«
Dodd und Polly fuhren sofort hinüber, um es zu holen. Polly behielt die Hälfte des Geldes.
Der Direktor des Bergwerks aber wartete. Er nahm das vorgeschlagene Geschäft durchaus von der ernsten Seite. Er gedachte die ersten 15.000.000 der Amerikaner einzustecken, dann wollte er versuchen, nicht nur die zweite Rate, sondern womöglich noch mehr zu ergattern, ohne Rudolfo Marcera freizugeben. Schlug das fehl, wollte er dem Gefangenen wohl die Flucht ermöglichen, um die zweiten 15.000.000 einzusäckeln, dann aber nicht nur Rudolfo Marcera, sondern auch seinen Freund und Befreier einfangen lassen. Das war auf Sardinien nicht weiter schwer, er brauchte nur alle Häfen und Flugplätze überwachen zu lassen. Und so wurde die Sache nicht erst an die große Glocke gehängt. Dann wollte er die beiden so lange peinigen, bis er ihnen die letzte Lira abgepresst hatte, seinen Abschied einreichen und nach Nizza übersiedeln, nicht ohne die beiden seinem Nachfolger warm ans Herz gelegt zu haben.
Dodd hatte dagegen einen ganz anderen Plan. Er nahm das vorgeschlagene Geschäft von der allerernsthaftesten Seite. Da Jim Stockes das Geld geschickt hatte, war Dodd skrupellos genug, es seiner Bestimmung zuzuführen. Aber 15.000.000 Lire war genug! Der Haken, an dem die Aktion festgeraten konnte, lag nicht bei dem Direktor, sondern bei Peter Voss. Gutwillig würde er sich nicht befreien lassen.
Aber es gab ein vortreffliches Mittel, Peters Willen auszuschalten. Und das war der springende Punkt in Bobby Dodds Plan.
Der Direktor, der sich trotz seiner egoistischen Absichten wie ein ehrlicher Makler vorkam, verlor allmählich die Geduld und unterhielt sich damit, seinen Rudolfo Marcera zu beobachten, der eben den Misthaufen zum 463. Male über den Hof karrte.
Da trat Dodd zum Direktor und zahlte ohne lange Einleitung die erste Rate von 15.000.000 Lire auf den Tisch.
»Danke«, sagte der Direktor und steckte das Geld sorgfältig in die Brusttasche. »Sie dürfen jetzt zu ihm hinuntergehen.«
»Oh, das hat keine Eile«, versetzte Dodd, nachdem er sich durch einen Blick aus dem Fenster überzeugt hatte, daß Peter Voss die Grenze des Irrsinns noch vor sich hatte. »Es ist mir sogar lieber, dieser Millionendieb kommt etwas aus dem Gleichgewicht. Ich warte gern die Wirkung Ihrer Methode ab. Es ist mir sogar sehr erwünscht, wenn der Mann in die Zwangsjacke gesteckt wird. Wann
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