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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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werden Sie ihn so weit haben? Ich muß das ungefähr wissen, da ich ihn auf einem Wagen abholen werde. Ich bringe ihn dann sofort auf den ersten Dampfer, der Sardinien verlässt. Sie haben nur dafür zu sorgen, daß die Flucht nicht vor dem dritten Tage entdeckt wird.«
    »Und die zweite Rate?« fragte der Direktor.
    »Die zweiten 15.000.000 Lire erhalten Sie am dritten Tage nach der Auslieferung!« versetzte Dodd ruhig. »Sie verstehen, wenn ich mir den Rücken decke. Die Dame, die mich begleitet, wird sie Ihnen auszahlen. Sie wird erst mit dem nächsten Dampfer abreisen.«
    Aber er gedachte sich den Rücken noch weiter zu decken, indem er mit Peter Voss nicht per Schiff von Sardinien sich entfernte, sondern mit einem Flugzeug nach Tunis starten würde.
    Der Direktor zeigte sich mit allem einverstanden und erbot sich endlich, den Millionendieb heraufrufen zu lassen.
    »Oh!« rief Dodd und sprang auf. »Sie wollen die Methode unterbrechen? Das wäre sehr schade. Ich müßte dann noch länger warten. Erlauben Sie, daß ich mich zu ihm hinunterbegebe, um festzustellen, wie weit er schon ist.«
    Bald darauf trat Dodd zu Peter Voss, der bei jedem Spatenstich einen Fluch ausstieß.
    »Das ist ja rein zum Verrücktwerden«, stöhnte er auf englisch, als er Dodd bemerkte, und schob mit hochgetürmter Karre ab.
    »Peter Voss!« rief Dodd und stellte sich ihm in den Weg. »Wo haben Sie die Millionen versteckt?«
    »Millionen?« erwiderte Peter Voss auf englisch und setzte sich gemütlich auf die Karre. »Ich vermute sie in diesem Misthaufen, deshalb wühle ich ihn um und um. Und ich finde sie sicher, wenn ich nicht vorher verrückt werde.«
    »Das ist auch der Zweck dieser Arbeit«, klärte ihn Dodd auf. »Der Direktor hat diese Methode ersonnen, um unbequeme und gefährliche Sträflinge dem Irrenhaus überliefern zu können.«
    »So ein Sadist«, versetzte Peter Voss, ohne seine Miene zu verändern, denn er sah, daß der Direktor oben am Fenster stand und die Szene beobachtete. »Ich habe es längst geahnt. Jedenfalls bin ich Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie mich auf diese Gefahr aufmerksam machen.«
    »Es gibt ein sehr einfaches Mittel«, bemerkte Dodd freundlicher, »um diese Dankbarkeit zu beweisen.«
    »Ich weiß es«, sprach Peter Voss. »Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wo die Millionen sind. Es ist ein Jammer, daß Sie es mir nicht glauben. Und wenn die ganze Erde ein einziger Misthaufen wäre, Mr. Dodd, ich würde sie Ihnen zuliebe von vorn bis hinten durchwühlen, nur um die albernen zwei Millionen zu finden.«
    »Machen Sie keine Geschichten«, rief Dodd ärgerlich. »Die Sache ist für Sie außerordentlich ernst.«
    »Gewiss«, bestätigte Peter Voss mit Grabesstimme. »Ich habe so ein ganz deutliches Gefühl, als wenn ich noch im Laufe dieses Tages verrückt werden müßte. Nur weiß ich noch nicht, ob ich mir an jener oder an dieser Mauer den Schädel einrennen werde. Oder meinen Sie, daß ich im Irrenhaus auch Mist karren muß? Dann bleibe ich lieber vernünftig. Man sieht hier wenigstens das Meer, und wenn auch nur einen kleinen Zipfel davon.«
    »Sie sind ein Narr«, sprach Dodd und wandte sich, mit Rücksicht auf den Direktor am Fenster, unter einer ärgerlichen Bewegung ab.
    Heimlich aber freute er sich, daß sein Plan gedieh. Wenn alles glückte, so steckte Peter Voss heute Abend in der Zwangsjacke.
    »Der Mann ist schon halb verrückt!« sagte Dodd mit zufriedener Miene, als er wieder zum Direktor trat. »Seine Gedanken verwirren sich schon.«
    »Sehen Sie!« rief der Direktor triumphierend. »Meine Methode! Sie ist unfehlbar, so simpel sie ist.«
    Dann standen sie beide am Fenster und beobachteten den karrenden Sträfling, der sich bei jedem zehnten Spatenstich herzhaft in die Hände spuckte und noch immer nicht das erste Anzeichen der beginnenden Geistesverwirrung zeigen wollte.
    Dodd kehrte ins Hotel zurück und berichtete Polly von seinem Erfolg.
    »So halten Sie den Vertrag?« rief sie empört.
    »Vertrag oder nicht Vertrag!« rief er triumphierend. »Ich habe den Dieb und werde ihn zu halten wissen.«
    Jim Stockes erhielt telegrafischen Bericht.
    »Abwarten!« schmunzelte der. »Von Sardinien bis St. Louis ist ein weiter Weg.«
    Dann warf er einen besorgten Blick auf den Kupferkurs, der noch immer nicht anziehen wollte, ging in den Klub und behielt das Telegramm für sich. Er war kein Freund von falschem Alarm.

17
    Der Direktor des Strafbergwerkes merkte allmählich, daß aus Dodd keine

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