Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Überhand nehmen zu lassen. Ohne Carlos hätte er diese Information wahrscheinlich niemals bekommen. So schlecht die Nachricht auch sein mochte, Schmitt war Carlos zu Dank verpflichtet.
„Ich weiß nicht, Carlos, du hast doch gesagt, dass die Wichser ihr Opfer über Wochen beschatten und dann, wenn sie ganz sicher sind, zuschlagen. Das passt nicht zu Lübeck. Wie soll jemand aus Lübeck sie beschatten?“
„Ach Schmitti, Hombre. Du verstehst nichts! Das ist nur eine Option. Ich versuche dir nur verschiedene Optionen anzubieten. Ich weiß es auch nicht, wie es tatsächlich war, aber wir wissen, es wurde ein totes Mädchen in Lübeck gefunden. Sie ist sechs Jahre alt. Und glaub mir, so viele sechsjährige Mädchen innerhalb der gleichen Zeit werden in Deutschland nicht entführt, sexuell missbraucht und getötet. Das Mädchen muss Nina sein, Hombre.“
„Tzzz ... ich dachte, es herrscht so viel Nachfrage nach Frischfleisch!“, antwortete Schmitt sarkastisch und in bissigem Unterton. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass Nina das tote Mädchen war. Aber vielleicht war es wichtig und richtig, sich mit diesem Gedanken abzufinden. Aber wie würde er es der Familie erklären? Sollte er sie jetzt anrufen?
„Schmitt, lass das bitte! Ich verstehe deinen Unmut. Aber der durchschnittliche Pädophile ist sich seiner andersartigen sexuellen Lust bewusst und versucht, es beim Wichsen zu belassen. Und wenn er wirklich ein Kind will, dann gibt es andere Wege diese Lust zu befriedigen.“
„Was für andere Wege?“, fragte Schmitt, dem die Wortwahl von Carlos immer weniger gefiel. Andersartige sexuelle Lust? Das war für Schmitt nicht andersartig, das war abartig!
„Hombre, tu das nicht - bitte nicht! Ich bin hier um dir zu helfen. Ich kann deine Wut und Enttäuschung verstehen, aber wir müssen trotzdem der Wahrheit in die Augen schauen. Ich habe dir gesagt, dass viele Pädophile ins Ausland reisen, nach Thailand, in die Dominikanische Republik oder nach Afrika. Dort bekommen sie für wenig Geld so viele Kinder wie sie brauchen. Klar, finde ich das scheiße, aber so ist nun mal unsere Gesellschaft und keiner von uns kann das ändern ...“ Carlos atmete kurz ein und aus, bekreuzigte sich und fuhr fort „... und sie es mal aus dieser Perspektive, Hombre. Jetzt hat die Familie wenigstens Gewissheit. Das ist doch besser, als wenn sie wie bei dieser Kampusch über Jahre in Unsicherheit leben muss.“
Carlos hatte recht! Schmitt hatte nicht das Recht, Carlos so anzugehen. Vielleicht war es wirklich das beste, dass Ninas Leiden ein schnelles Ende gefunden hatte. Ob es die Familie von Nina genau so sah, wusste er nicht. Was er jedoch wusste war, dass er niemals mehr einen Auftrag annehmen würde, bei dem es um ein entführtes Kindging .
Er war dieser Sache nicht gewachsen. Weder von seinen Fähigkeiten her, noch mental. Er war ein kleiner Privatdetektiv, spezialisiert auf entlaufene Jugendliche oder Fremdgänger und auch mal gerne als Hausdetektiv. Aber tatsächliche Entführungen, musste er sich eingestehen, denen war er nicht gewachsen. Eigentlich konnte ein Ermittler bei Kindesentführungen von Sexualtätern nur verlieren. Das entführte Kind hatte vom Zeitpunkt der Entführung an sein Leben bereits bewirkt. Das, so vermutete Schmitt, war die einzig wirkliche Konstante.
„Das alles macht ja schon Sinn, was du da sagst, Carlos, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie das nicht ist. Schließlich geht die Polizei davon aus, dass Nina von jemanden aus dem Umkreis entführt wurde.“
„Hombre, wieso suchst du dann nicht dort?“
„Ich habe mit der Mutter gesprochen und ich kann mir das nicht vorstellen, dass jemand von der Familie der Täter ist. Meinetwegen nenne es Detektivriecher. Wenn ich doch nur die verdammte Videoaufzeichnung in die Hände bekommen könnte.“
„Hat die Polizei nichts über die Videoaufzeichnungen erzählt?“
„Leider nein, nicht wirklich. Ihnen ist rausgerutscht, dass Nina den Täter kennen muss, aufgrund der Videoaufzeichnungen. Ich vermute, Nina ist mit dem Täter freiwillig rausgegangen. Und genau deswegen passt deine Lübeck Theorie nicht. Wie soll Nina jemanden aus Lübeck kennen?“
„Hombre, denkst du im Ernst, das Mädchen hat freiwillig den Laden verlassen, obwohl die Mutter noch im Laden war ?“
„Scheiße, das stimmt. Melanie und Nina sind ein Herz und eine Seele, soweit ich das beurteilen kann. Aber die Polizei denkt das und sie müssen ja ihre Gründe haben.“ Bevor
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