Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
sie ihm eindeutige Avancen gemacht hatte. Am Ende sprang für Walsh sogar ein kostenloses Upgrade heraus. Statt eines VW-Golf bekam er ein Mini Cabrio in der Roadster-Version und ihre Telefonnummer. Beim Gedanken an sie musste er schmunzeln, weil er anscheinend nichts von seiner Anziehungskraft auf Frauen verloren hatte. Er hoffte nur, dass er auch bei Melanie leichtes Spiel haben würde. Sein Bauchgefühl hingegen wollte diese Hoffnung nicht teilen.
Die Fahrt vom Mannheimer Hauptbahnhof bis zum Kölner Stadtteil Rodenkirchen hatte gute zwei Stunden gedauert. Die Autobahn war erfreulicherweise frei, trotz der vielen Baustellen. Ein weiterer Grund war, dass Walsh das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt hatte.
„ In 100 Metern links abbiegen auf den Auenweg ... nach 200 Metern haben Sie ihr Ziel auf der rechten Seite erreicht “, sagte die monotone Stimme des Navis.
Walsh parkte sein Auto. Er zog kein Parkticket, da er nicht wusste, wie lange das Gespräch mit Melanie dauern würde und es ihm eigentlich egal war, ob er ein Ticket bekam oder nicht. Die Adresse, die er bei der Autovermietung hinterlassen hatte, war eine fiktive Adresse in Neuseeland und die hinterlegte Kreditkarte war eh nicht zurückverfolgbar, daher musste Walsh die deutsche Staatsgewalt nicht fürchten. Seine Tarnung war perfekt.
Während der Fahrt hatte er sich immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie er Melanie begegnen, was er ihr sagen und vor allem, wie er sein Nichtreagieren auf ihre E-Mails beantworten sollte. Aber es fiel ihm einfach nichts ein. Es musste schon sehr merkwürdig aussehen, dass er gerade jetzt, wo Nina verschwunden war, auftauchte. Walsh war unschlüssig, ob er ihr einfach die Wahrheit erzählen sollte. Er hatte mit diesem Gedanken immer wieder gespielt gehabt, aber würde sie es ihm glauben, wenn er einfach sagte:
„Hallo Melanie, ich bin Peter Walsh, ein ehemaliger Top-Agent der USA und ich habe von Nina geträumt, dass sie in Gefahr ist, deswegen bin ich hier.“
Wenn er ehrlich war: An Melanies Stelle würde er kein Wort davon glauben. Ein Vater, der sich einen Scheißdreck um seine Tochter gekümmert hatte, der auf keine E-Mail reagierte, erschien plötzlich mit so einer Geschichte - das war schon verdammt unglaubwürdig. Vielleicht , dachte Walsh, ist es besser, wenn ich sie langsam auf die Wahrheit vorbereite. Vielleicht lasse ich das Gespräch sich einfach entwickeln und vielleicht mache ich mir einfach zu viele Gedanken. Am Ende haben wir doch beide das gleiche Ziel: Nina befreien. Das verbindet, egal wie sehr sie mich hassen sollte.
Walsh stand vor der Wohnungstür. Es war ein moderner Wohnblock. Sein Blick wanderte zur Haustür, an der ein paar Klingelschilder waren, und suchte nach dem richtigen Namen: Vogel...
Gleich würde er die Mutter von seiner Tochter treffen. Egal, wie das Gespräch ausgehen würde, er hatte nur ein Ziel: Informationen sammeln um Nina zu finden. Es wäre schön, wenn Melanie ihn nicht hassen würde, aber das erwartete er nicht. Er rechnete sogar damit, dass sie ihn hasste. Und genau darin lag das Problem. Frauen konnten unter Emotionen zu irrationalen Handlungen neigen. Walsh brauchte aber eine Melanie, die rational war. Sie musste ihm helfen, damit er seine Gabe nutzen und mit Hilfe dieser Nina erreichen konnte. Das war sein Minimalziel. Und wenn Melanie eine gute Mutter war, würde sie das begreifen und ihren gekränkten Stolz oder ihren Hass beiseite schieben, ihrer und seiner Tochter wegen.
Walsh warf noch einen letzten Blick auf die Klingel und betätigte sie dann. Seine Hände schwitzen. Gleich würde er sie sehen und Gewissheit über ihren Gefühlszustand haben. Er wartete einige Sekunden. Als er kein Summen hörte, welches ihm sagte, dass die Tür jetzt offen sei, drückte er erneut die Klingel. Aber auch daraufhin öffnete sie sich nicht. Er betätigte die Klingel noch ein drittes und viertes Mal, aber niemand öffnete.
„Shit“, fluchte er leise. Damit hatte er nicht gerechnet, dass Melanie nicht zu Hause war. Der Gedanke hatte sich einfach nicht gestellt. Wo sollte eine Mutter sein, wenn ihre Tochter entführt wurde, als zu Hause?
Er hatte keine Ahnung. Er versuchte sich zu beruhigen. Vielleicht war sie bei der Polizei, vielleicht auch nur einkaufen? Einkaufen konnte er sich nicht vorstellen. Polizei könnte schon eher sein. Gut möglich, dass die Polizei sie ins Revier bestellt hatte oder sie wartete im Revier auf neue Nachrichten. Wie auch immer, sie
Weitere Kostenlose Bücher