Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
sie unmöglich verheimlichen.
Schon morgen würde es eine offizielle Pressemitteilung geben. Er hatte große Sorge um Nina, denn jetzt konnte man die Presse wahrscheinlich nicht mehr davon abhalten, dass sie über den Clown berichteten. Der Druck der Öffentlichkeit nach Aufklärung würde zu groß werden.
„Bruhns, hol Kraft, Prochnow und Miehle. Wir fahren zurück ins Revier. Die Spurensicherung soll ihre Arbeit machen und wir müssen die weitere Vorgehensweise besprechen. Ich warte am Wagen.“
„Ok, Chef“, antwortete Bruhns und ging, um die anderen Kollegen zu holen.
Wolke begab sich mit einem sehr unwohlen Gefühl zum Wagen, da er nicht wusste, auf was sie noch stoßen würden. Er befürchtete das Schlimmste für Nina.
:TRUG
Die Sinne trügen nicht, das Urteil trügt!
- Johann Wolfgang von Goethe -
Kapitel 67
Tag 4 nach der Entführung, irgendwo, 18:35 Uhr
„Wo fahren wir hin?“, fragte Nina den Mann, der das Auto steuerte.
„Irgendwo hin“, antwortete der Mann angespannt. Es war der Clown, Andrej Pfeiffer. Für Nina war er aber nur der böse Clown.
„Wo ist Irgendwo?“, wollte Nina wissen.
„Irgendwo ist irgendwo und jetzt sei still“, versuchte der Clown die lästige Fragerei zu beenden.
„Wieso sind Sie so gemein?“, schmollte Nina.
„Weil du mir auf den Keks gehst.“
„Dann lassen Sie mich gehen und ich werde auch brav sein.“
„Netter Versuch, Prinzessin“, antwortete Pfeiffer mit überraschtem Blick und konnte sich ein Grinsen nicht verwehren.
„Ich muss aufs Klo.“
„Na und?“
„Halten Sie an. Ich muss aufs Klo. Bitte!“
„Lass einfach laufen.“
„Nein, das macht man nicht, das ist pfui.“
„Mir doch egal.“
„Dann halte ich es, bis ich platze!“
„Viel Spaß!“
Selbst Nina merkte, dass Pfeifer angespannt war. So unfreundlich hatte sie ihn noch nie erlebt. Er hatte sie zwar entführt, aber er war freundlich zu ihr, im Gegensatz zu Ralle, vor dessen Blick sie sich noch immer fürchtete. Warum Pfeiffer und sie im Auto saßen, konnte sie sich noch nicht recht zusammenreimen. Sie hatte einen Verdacht, aber manchmal taten Erwachsene Dinge, die Kinder nicht verstanden - wie Kinder zu entführen, sie in den Keller zu sperren und ihnen weh zu tun.
Nina musste an Kathrin denken, die jetzt ganz alleine im Kellerraum war, dabei fing sie gerade an, sich Nina gegenüber ein wenig zu öffnen. Zumindest empfand sie es so. Seit dem Überraschungsei - hatte sie das Gefühl - war Kathrin etwas zugänglicher geworden.
„Wird Ralle Kathrin weiter weh tun?“, fragte Nina.
„Was?“, fragte Pfeiffer überrascht.
„Na, jetzt wo Sie und ich nicht mehr da sind, kann doch Ralle der Kathrin noch mehr weh tun.“
„Du spinnst doch. Halte endlich die Klappe, sonst lernst du mich von einer anderen Seite kennen“, schimpfte Pfeiffer.
Es gab für Nina keinen Zweifel. Der Clown war angespannt.
„Darf ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen? Dann bin ich auch ganz leise. Bitte.“
Pfeiffer warf ihr einen Blick zu, stöhnte und nickte dann aber doch mit dem Kopf.
„Gut - eine Frage.“
„Wollen Sie mich verkaufen?“, fragte sie.
„Wie kommst du darauf?“
„Na, das haben Sie doch ganz am Anfang gesagt, wo Ralle mir weh tun wollte und Sie mich beschützt haben. Wo sie noch nett waren …“
Pfeiffer schnaubte, atmete tief ein und aus und rieb sich mit der linken Hand die Stirn, während die rechte weiterhin das Lenkrad hielt.
„Und wenn?“
„Dann kann ich Ihnen vielleicht einen Vorschlag machen?“
„Du, mir, einen Vorschlag?“
„Ja. Nur weil ich ein Kind bin, heißt das nicht, dass ich dumm bin. In der Marktwirtschaft funktioniert das doch so.“
„Was? Was weißt du über Marktwirtschaft?“, fragte ein sichtlich überraschter Pfeiffer, der laut loslachen musste.
„Nun, mein Opa hat mir mal erzählt, dass der Preis dadurch zustande kommt, wie viele Käufer einem Verkäufer gegenüberstehen. Und wenn ein Limonadenverkäufer seine Limonade an viele Kinder verkaufen kann, kann er auch mehr Geld verlangen.“
Pfeiffer konnte sein Lachen nicht mehr stoppen. Er schlug sich mit der rechten Hand auf den rechten Oberschenkel.
„Dein Großvater hat recht“, sagte er dann schließlich, als er sich wieder im Griff hatte.
„Gut, dann kaufe ich mich“, antwortete Nina ganz trocken.
„Was?“
„Ja, ich bezahle Ihnen das Geld. Oder besser gesagt: mein Großvater.“
„Du verarscht mich gerade,
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