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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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des Seils und rollte es auf, während er düster den Mann betrachtete, der ihnen das alles eingebrockt hatte. Winston Granville sah noch stärker mitgenommen aus als sein Bruder. Er hatte eine blutige Schramme auf der Stirn, unter der sich die Haut blau und gelb verfärbte. Sein buntes Hemd war staubig und zerrissen, Hände und Knie aufgeschürft, die Haare zerzaust. Seine Hosentaschen waren eigenartig ausgebeult. Er blieb einen Augenblick lang liegen, dann setzte er sich auf. »Danke, Jungs. Das war nicht gerade der angenehmste Platz dort unten.«
    »Wie sind Sie da hinuntergekommen?«, fragte Bob. »Sind Sie abgestürzt?«
    »Keineswegs«, sagte Winston. »Matthew hat mich runtergeschickt. Ich sollte überprüfen, ob da unten vielleicht das Versteck dieses verdammten Platins sei. Aber zu dem Zeitpunkt war ich schon ziemlich wütend auf ihn und er auf mich. Als ich also rausrief, da sei kein Platin, zog er das Seil rauf und sagte, von ihm aus könnte ich da unten verrecken.«
    »Lieber Himmel«, murmelte Peter. »Ist der Kerl wirklich Ihr Bruder?«
    »Ist er, ja. Und ich hatte ihn eigentlich immer ganz gern – bis zu dieser Geschichte mit dem armen Colin. Den kannte ich nämlich auch, müsst ihr wissen. Danach wurde Matt immer seltsamer. Ich dachte mir nichts weiter dabei, aber irgendwann wurde es mir etwas unheimlich. Er war nicht mal mehr an meinen Erfindungen interessiert!«
    »Sehr sonderbar«, sagte Bob mit todernstem Gesicht. »Aber können wir das auf später verschieben? Ich möchte sehr gerne hier raus, bevor das Erdbeben kommt!«
    »Was für ein Erdbeben?«, fragte Granville.
    »Das, welches Professor Frazier für die nächsten Stunden oder Tage vorhergesagt hat!«
    »Hat er das wirklich? Erstaunlich. Ich dachte immer, die Erdbebenvorhersage sei ein äußerst unsicheres Geschäft. Nein, Jungs, macht euch da mal keine Gedanken. Da kommt bestimmt kein Erdbeben.«
    »Ist ja auch höchst unwahrscheinlich – mitten auf der San-Andreas-Verwerfung«, meinte Peter sarkastisch.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, Mr Granville«, sagte Bob, »aber ich glaube, Professor Frazier versteht davon mehr als Sie.«
    »Durchaus möglich«, sagte Granville friedlich. »Ich kann ja nicht auf allen Fachgebieten brillieren, haha! Aber wie kommen wir nun hier heraus?«
    »Wenn es außer dem Loch da hinten keinen anderen Weg gibt, dann kommen wir überhaupt nicht raus«, sagte Peter. »Justus, was machst du da eigentlich?«
    Justus, der neben dem grauen Kästchen kniete und an den Schaltern drehte, blickte auf. »Ich versuche herauszufinden, wie es funktioniert.« Ein lautes Knattern ließ alle vier zusammenfahren, und Justus drehte schnell die Lautstärke herunter. »Ich glaube, das hier war die Messung der Erdspannung.«
    »Danke, das wollte ich gar nicht wissen!«, rief Peter. »Justus, wie kannst du so ruhig sein? Hier kann jeden Augenblick alles zusammenbrechen!«
    »Peter, du wirst die Bewegung der Kontinentalplatten auch nicht dadurch aufhalten können, dass du in Panik ausbrichst. Ich werde versuchen, mit dem ›Oculus Audiens‹ ein Hilfesignal auszusenden. Du und Bob, ihr könntet währenddessen nachsehen, ob es nicht doch einen zweiten Ausgang gibt – irgendetwas, das Matthew Granville übersehen hat. Nehmt die Lampe mit; ich orientiere mich hier sowieso an den akustischen Signalen.«
    »Also gut«, sagte Bob und nahm die Lampe. »Komm, Peter.«
    Sie nahmen eine Schaufel mit und folgten dem Gang bis zurück zu dem Loch, durch das sie gesprungen waren. Bob hielt die Lampe, während Peter mit der Schaufel gegen das Holzbrett drückte. Es rührte sich nicht. Schließlich gab er auf. »Da oben müssen mehrere Tonnen Geröll liegen. Bob – was machen wir, wenn wir hier nicht rauskommen?«
    »Justus fällt schon etwas ein«, sagte Bob und hoffte, dass er so beruhigend klang, wie er sich gab. Der Unterton von Panik in Peters Stimme gefiel ihm gar nicht, und er wusste, dass er auch selber nicht mehr weit von Panik entfernt war. Außerdem taten seine Rippen weh, und er fühlte sich noch immer benommen von dem Schock, hilflos in seinem Auto auf einen Abgrund zuzurutschen. »Sehen wir uns mal den Rest dieses Stollens an.«
     
    Justus horchte auf die leisen Piepser des › Oculus Audiens‹ und bereute schon, dass er Peter und Bob die Lampe mitgegeben hatte. Hin und wieder leuchteten auf einem kleinen Display Zahlen auf, mit denen er nichts anfangen konnte. Falls da noch andere, unbeleuchtete Hinweise auftauchten, konnte er sie

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