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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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als Schulmädchen gewesen war, aber selbst damals hatte sie erstaunliche Dinge getan, die schließlich zur Rettung des Königs führten, als sein Bruder den Staatsstreich versuchte. Alton erinnerte sich an die Dunkelheit, die er vorhin kurz in ihren Augen wahrgenommen hatte. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen, aber ihn beschlich trotzdem der deutliche Eindruck, dass sich unter ihrem Äußeren jetzt irgendetwas wesentlich Komplexeres verbarg als früher. Etwas, das sie, so seltsam sich das auch anhörte, vom Rest der Welt absonderte.
    »Und so kam ich hierher«, sagte sie.
    Überrascht merkte er, dass seine Gedanken ihn von der Zusammenfassung ihrer Erzählung abgelenkt hatten.
    »Du bist dran«, sagte Karigan. »Was hast du alles erlebt?«
    Alton spähte zu Estral hinüber, die den Reitern ein neues Lied beibrachte. Laternenlicht schimmerte in ihrem Haar, und bei ihrem Lächeln taumelte sein Herz. Er riss seinen Blick von ihr los, sah wieder Karigan an, erzählte ihr von seinen Mühen mit dem Wall und hätte sich fast durch Gelächter verraten, als er merkte, dass er ihr ebenfalls gewisse Dinge verschwieg, genau wie sie ihm. Er entschied, dass sie nicht zu wissen brauchte, wie tief der Wahnsinn gewesen war, in den er nach seiner Zeit im Wald versunken war. Das zu erwähnen wäre so gewesen, als würde man den Schorf von einer Wunde abkratzen, die beinah verheilt war. Es hatte eine Zeit gegeben, überlegte er, in der sie einander alles erzählt hätten. Nun benahmen sie sich wie Fremde. Als er fertig war, hatte er außer den dürren Fakten ihrer Ankunft nichts von Estral erwähnt.
    »Mich wundert, dass sie überhaupt aus Selium weggegangen ist«, sagte Karigan, »und dann auch noch ausgerechnet hierher.«
    »Wir … wir genießen die Musik sehr«, antwortete Alton, der nicht bereit war, mehr hinzuzufügen.

    Sie schwiegen wieder und Karigan betrachtete ihn, als hätte sie mehr von ihm erwartet. Er versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, irgendetwas, aber davon wurde ihm nur heiß unter seinem Kragen. Zum Glück rettete ihn Dale, die herantrat und sich auf die Bank neben Karigan fallen ließ.
    »Na, ihr seid aber gefühlsselig«, stellte sie fest. »Alle anderen amüsieren sich königlich und ihr beiden seht aus, als würdet ihr am liebsten mit Bettlern und Totengräbern durchbrennen.«
    »Wir haben einander unsere Neuigkeiten erzählt«, sagte Alton.
    »Apropos«, sagte Dale und sah Karigan direkt an, »was habe ich da über den Maskenball des Königs gehört? Du warst die verrückte Königin Wüstina? Das war eins meiner Lieblingstheaterstücke. ›Königin Wüstina hat einundzwanzig Katzen, die tragen Hüte und fressen ’nen Batzen …‹«
    »Neiiiiin«, heulte Karigan und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Nicht mal hier am Wall bin ich davor sicher!«
    »Das fürchte ich auch«, sagte Dale vergnügt. »Erzähl mir alles .«
    Während Karigan von der Maskerade erzählte, schielte Alton heimlich zu Estral hinüber. Die Reiter saßen in einem Halbkreis um sie herum, und sie erzählte ihnen irgendeine spannende Geschichte. Er verlor sich in Träumereien, aus denen Dale ihn riss, als sie mit spitzer Stimme schrie: »Mordversuch?«
    Nun hörte Alton konzentriert zu, als Karigan von dem Anschlag auf König Zacharias’ Leben berichtete. Das Ganze schien ihm schlecht geplant und unbeholfen. Hätten die Waffen den Möchtegernmörder nicht aufgehalten, hätte der König dies bestimmt auch selbst tun können, und zwar mit verbundenen Augen und linkshändig, aber dennoch war Karigans Gesicht bleich, als sie die Geschichte erzählte.

    »Der König hätte diesen Narren notfalls mit einem einzigen Blick umlegen können«, sagte Dale abfällig. »Keine der Waffen ist besser ausgebildet als er.«
    »Ich weiß, ich weiß«, antwortete Karigan. »Er ist unser König und ich … ich will nicht, dass er verletzt wird, das ist alles.«
    Alton zog die Augenbrauen zusammen. Hinter dieser Aussage steckte etwas Unausgesprochenes.
    »Na gut, Königin Wüstina«, sagte Dale, »wollen wir nicht zu den anderen gehen und mitsingen?«
    Karigan stöhnte, und Dale lachte. Dale nahm ihre Freundin bei der Hand und führte sie zu den anderen.
    Alton stieß einen erleichterten Seufzer aus, weil er für diesmal davongekommen war, ohne die Wahrheit über seine Zuneigung zu Estral zu gestehen.

DER DUNKLE SPIEGEL
    Als der Abend allmählich zu Ende ging und mehrere Reiter sich für die Nacht entschuldigten, setzte sich Dale zu Karigan und

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