Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
Er half nicht beim Aufschlagen des Lagers, sondern stand einfach mitten in der Geschäftigkeit herum und rieb sich den Arm.
    »Wir werden sehen, was wir dort vorfinden«, antwortete Graelalea.
    Karigan wusste, dass sie sich über die Ereignisse des kommenden Tages Sorgen hätte machen sollen, aber sie war zu müde. Fast sogar zu müde, um ihre Portion Haferschleim zu essen, die Lynx ausgeteilt hatte. Und als sie aufgegessen hatte, kroch sie in ihr Zelt und schlief sofort ein.
     
    Am nächsten Morgen wurde der Pfad ebener, und sie kreuzten
die Überreste geborstener Straßen. Bedrohliche Formen von Ruinen ragten aus dem Moos und der verfilzten Vegetation hervor. Sie näherten sich der Stadt Argenthyne und ihrem Schloss. Der Nebel bewegte sich gerade so weit über den Baumwipfeln, dass sie kurze, verlockende Blicke auf die Burgtürme erhaschen konnten.
    Die Türme blieben stumpf und glanzlos, genau wie Karigan sie am Vorabend zum ersten Mal gesehen hatte. Sie bestanden nicht aus silbernen Mondstrahlen, wie die Lieder und Sagen erzählten, es sei denn, auch silberne Mondstrahlen konnten sterben. Trotzdem waren die Türme elegant, und Karigan stellte sich vor, wie hoch sie sich in den Himmel erhoben hätten, wenn der Nebel nicht gewesen wäre. Anmutige Brückenbogen, die sie an die verflochtenen Äste eines Waldes erinnerten, verbanden die Türme in verschiedenen Höhen miteinander.
    In seinem gegenwärtigen Zustand war Argenthyne ganz anders, als Karigan es sich immer ausgemalt hatte, aber dennoch konnte sie es nicht fassen, dass sie wirklich hier war und eine Legende betrat. Was würde ihre Mutter dazu sagen? Vielleicht, dass so etwas gar nicht allzu erstaunlich war. Immerhin hatte sie einen Mondstein besessen.
    Sie wusste, dass sie die eigentliche Stadt betreten hatten, als immer mehr Ruinen ringsum auftauchten. Es roch auch anders als vorher. Sie nahm nicht nur den Gestank des verrottenden Waldes wahr, sondern auch den schimmligen Geruch von Gebäuden, in denen seit Langem niemand gelebt hatte. Das Wachstum knorriger, siecher Bäume hatte die Bodenplatten gesprengt. Treppen ragten ins Nirgendwo. In der Mitte eines Platzes stand ein mit schwarzem Schlick verunreinigter Brunnen, und über allem ragten drohend die bleiernen Türme auf.
    Karigan hatte all dies schon einmal gesehen, in einer Vision, die Prinz Jamentari ihr in den Wassern gezeigt hatte, die noch aus dem Indura Luin , dem Spiegel des Mondes stammten. In
dieser Vision hatte sie auch den Gegensatz zu dem Argenthyne in seiner Blüte gesehen, wie es vor Mornhavons Eroberungszug und vor dem Verfall des Schwarzschleierwaldes gewesen war.
    Sie schauderte, denn sie hörte zischendes Gemurmel, als wären die Eleter, die einst hier gelebt hatten, nur durch einen dünnen Schleier von ihnen getrennt, und als würde ihre eigene Zeit diese vergangene Zeitspanne sanft berühren. Oder vielleicht waren es auch Gespenster. Mit Gespenstern konnte sie fertigwerden.
    »Hier spukt es«, brummte Grant wie ein Echo ihrer Gedanken.
    »Nein«, sagte Ealdaen. »Eleter lassen keine Schatten zurück. Nur Ihre Rasse ist im Tod rastlos.«
    Falls das stimmte, dachte Karigan, dann spürten sie wohl nur Luftströmungen, die durch die Türme strichen, und hörten das Stöhnen der zerstörten Gebäude. Was es auch sein mochte, Argenthyne besaß noch immer eine Stimme.
    Ob eine ganze Stadt zu einem Gespenst werden konnte? Sie liefen jedenfalls mitten durch ihren Leichnam.
    Am Brunnen blieben sie stehen. Eine schöne Figur hob ein geborstenes Gefäß über ihren Kopf. Beziehungsweise war sie früher schön gewesen, aber der helle Stein, aus dem sie bestand, war fleckig; es sah aus, als würden schwarze Tränen über ihre Wangen rinnen.
    »Und wo ist nun Euer Hain?«, fragte Ard.
    »Das östliche Blatt«, antwortete Graelalea.
    »Was?«
    »Diese Stadt«, erklärte Graelalea, »ist als Triade angelegt. Der Teich von Avrath ist das südliche Blatt. Wir stehen jetzt im nördlichen Blatt.«
    Das Schloss, dachte Karigan, musste sich in der Mitte der Blätter erheben wie eine Blüte, das Herz von allem.

    »Ich bin oft über diese Straßen gegangen«, sagte Ealdaen und betrachtete die Ruinen ringsum. »Ich kenne sie alle, vom Großen Stiel bis zu den engsten Windungen. Hier war mein Zuhause.«
    Ein Schweigen breitete sich über sie, obwohl die Stadt noch immer hohl seufzte.
    »Dann sollst du uns anführen«, sagte Graelalea zu Ealdaen. Er nickte, und sie reihten sich alle hinter ihm auf, wachsam

Weitere Kostenlose Bücher