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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ihm ins Gesicht. Er wandte sich um und blickte sie an. Er erinnerte sie so sehr an Graelalea, dass sie zusammenzuckte.
    »Hui a ven?«, fragte er.
    »Ich bin eine Grüne Reiterin«, antwortete Karigan und hoffte, dass dies die Antwort auf seine Frage war.
    »Dann sind Sie also eine Erscheinung?«, fragte er mit starkem Akzent in der gemeinsamen Sprache. Seine Stimme war tief und volltönend.
    Karigan sah an sich herunter. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Schwellen zu überqueren, war sie verblasst, aber durch das Sonnenlicht auf der Lichtung war sie nicht völlig unsichtbar, sondern wirkte geisterhaft. Normalerweise trübte das Verblassen ihre Wahrnehmung, aber hier erschien ihr alles in leuchtender Klarheit.
    »Nein«, antwortete sie ihm, »ich bin keine Erscheinung.« Der Eleter stand auf, seine Hand tropfte. Er schüttelte das Wasser nicht ab, denn vielleicht hätte ihm das Schmerzen bereitet. Seine Hand war geschwärzt und die Fingerspitzen bis auf die Knochen ausgedörrt, sodass sie wie Krallen wirkten. Noch nie hatte sie bei einem Eleter eine solche Entstellung gesehen  – aber vielen war sie ja auch noch nicht begegnet. Der Mann war groß und strahlte Helligkeit aus.
    »Hat Ihr Hauptmann Sie geschickt? Antworten Sie rasch. Es sind Pfeile auf Sie gerichtet, ob Sie nun eine Erscheinung sind oder nicht.«
    Karigan sah sich im Hain um, entdeckte aber niemanden. Das bedeutete jedoch nicht, dass keine eletischen Bodenschützen da waren.

    »Laurelyn hat mich gesandt«, antwortete Karigan.
    »Laurelyn! Aber sie wurde besiegt. Ich glaube Ihnen nicht.«
    Die Schläfer drängten sich hinter ihr, im Dunst des Brückenbogens verborgen, deshalb trat sie von der Brücke hinunter, und die Schläfer materialisierten sich hinter ihr und betraten die Lichtung.
    »Sie möchte, dass Ihr eine Zuflucht für diese Leute findet«, sagte Karigan. »Wenn sie im Schwarzschleier bleiben – in Argenthyne –, dann werden sie verändert, und zwar nicht auf positive Weise. Laurelyn hat sie davor bewahrt, so lange sie konnte. Bis ich dort ankam, um sie nach Eletien zu führen.«
    Der Mann betrachtete sie, und sein misstrauischer Gesichtsausdruck verwandelte sich in Freude. »Wie lange hat sie sie beschützt?«
    »Ungefähr tausend Jahre lang, glaube ich.«
    »Das klingt nach einer seltsamen Geschichte«, antwortete er. Er näherte sich Karigan ein paar Schritte und starrte die Schläfer an. Sie zerstreuten sich allmählich von sich aus, instinktiv angezogen von den großen Bäumen des Hains. »Sie besitzen Lil Ambriodhes Fähigkeit zu verblassen.«
    »Ich trage ihre Brosche«, antwortete Karigan. Hatte dieser Eleter etwa die Erste Reiterin einst gekannt?
    Er beobachtete, wie die Schläfer in den Bäumen des Hains verschwanden, um ihren Schlaf fortzusetzen. Karigan spürte den starken Drang, sich von der Brücke abzuwenden. Wenn sie ihre Fähigkeit fallen ließ, würde sie sie nicht mehr anziehen wie ein Sog. Sie könnte hierbleiben.
    »Ich bin dankbar, dass Sie diese Schläfer durch unbekannte Gefahren hierhergeführt haben«, sagte der Eleter. »Wollen Sie sich nicht zu mir setzen und mir Ihre Geschichte erzählen? Und die Geschichte von Argenthyne und Laurelyn? Unsere Trauer war so groß.«

    »Ich …« Die Brosche zerrte heftiger an ihr. Sie taumelte zurück.
    »Wir könnten Ihre Wunden versorgen.«
    Karigan dachte an Yates und die anderen im Schwarzschleierwald, und eine schreckliche Vorahnung überfiel sie. »N-nein, ich kann nicht bleiben.«
    Er kam noch näher. In seinen Augen sah sie hohes Alter und tiefe Erschöpfung. Sie waren so blau wie Schatten im Schnee und spiegelten vergangene Zeitalter wider. Es fiel Karigan schwer, sich nicht in ihnen zu verlieren.
    Sein Blick wurde unscharf und fern. »Bevor Sie gehen, muss ich Sie warnen. Hüten Sie sich vor dem Spiegelmann.« In seiner Stimme lag das Gewicht der Prophetie. »Er ist ein Betrüger und wird versuchen, Sie einzufangen, weil ihn das amüsiert. Achten Sie auf die Entscheidungen, die vor Ihnen liegen, und treffen Sie Ihre Wahl mit Weisheit. Für einen so jungen Menschen haben Sie bereits große Entfernungen zurückgelegt. Bisher haben Ihr Verstand und Ihre Fähigkeiten Ihnen treu gedient. Sie werden Ihnen auch bei den Prüfungen helfen, die Sie erwarten.«
    Karigan machte ein paar Schritte rückwärts, bis sie wieder auf die Brücke trat. Im selben Augenblick begann der eletische Hain, sich zu entfernen. Der Sog zurück zum Schwarzschleier wuchs, und selbst ihr gewaltiges

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