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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Verlangen, im Sonnenschein Eletiens bei diesem erstaunlichen Mann zu bleiben, konnte sie nicht festhalten.
    Sie begriff, dass dieser Mann nur Graelaleas Vater sein konnte, König Santanara, der Mornhavon den Schwarzen am Ende des Langen Krieges besiegt hatte. Einige Zeit danach war er selbst zum Schläfer geworden und hatte die Herrschaft Eletiens seinem Sohn Jametari hinterlassen.
    Die unglaubliche Gewissheit, König Santanara begegnet zu sein, ließ sie erzittern, während sie über die Brücke zurück in die weiße Welt hastete.

DIE MASKENWAHL
    Als Karigan von der Brücke in die weiße Welt hinkte, war die ganze Insel unter einem undurchdringlichen Nebel verborgen.
    »Oh weh«, murmelte sie. In ihren bisherigen Erfahrungen mit der weißen Welt hatten diese Nebel immer Visionen angekündigt, die sie lieber nicht sehen wollte.
    Ihr blieb keine andere Wahl als zu warten, bis sich der Nebel lichtete, sonst wäre sie nicht in der Lage, die Insel zu überqueren und zur Mondbrücke zu gehen – sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen und hatte keine Lust, aufgrund eines Fehltritts in den Abgrund zu stürzen.
    Als der Nebel sich verzog, war sie bestürzt von dem Anblick, der sich ihr bot. Vor ihr lag das bunte Gewoge eines übermütigen Maskenballs, und das Echo von Musikfetzen hallte verzerrt und unheilschwanger aus dem Abgrund. Die bunten, prächtigen Gewänder und Masken der Tänzer bildeten einen brutalen Kontrast zu der weißen Welt.
    Das ist ungerecht , dachte Karigan. Habe ich nicht schon genug durchgemacht? Sie wusste jedoch, dass Gerechtigkeit nichts damit zu tun hatte.
    Noch schlimmer war, dass sich am gegenüberliegenden Rand der Insel nicht nur die eine Brücke befand, sondern ein ganzes Dutzend, die in ihren Augen alle vollkommen identisch aussahen.
    »Ich habe keine Zeit für Rätselspiele«, brummte sie, denn
sie spürte immer noch den mächtigen Sog ihrer Brosche. Sie beschloss, den Maskenball zu ignorieren, und begann quer über die Insel zu hinken.
    »Reiterin Sir Karigan G’ladheon!«, verkündete ein maskierter Herold, dessen Stimme genau wie die von Neff klang; und der Herold sah auch genauso aus wie Neff in jener Nacht auf dem Maskenball des Königs. Er war jedoch keineswegs Neff, sondern nur eine Halluzination, erschaffen von dem seltsamen Umfeld der weißen Welt. Sein Ausruf wurde mit vereinzeltem Klatschen quittiert, und edle Damen und Herren knicksten und verbeugten sich vor Karigan.
    Egal, wie sehr sie versuchte, den Maskenball zu ignorieren – die Gäste ignorierten sie jedenfalls nicht. Wachsam ging sie weiter und erkannte viele Masken wieder, die sie auf dem Maskenball des Königs gesehen hatte, darunter sogar den schillernden Drachenhelm des Königs. Er blitzte in dem schwachen Licht auf, während er tanzte … er tanzte mit der wahnsinnigen Königin Wüstina. Von ihrer Krone baumelten klingelnde Narrenglöckchen, und das rote Diamantmuster ihrer Röcke bildete einen grellen, verschwommenen Riss in dem weißen Hintergrund.
    Nein. Ich darf mich nicht ablenken lassen.
    Mühsam kämpfte sie sich weiter, aber nun erschienen drei kostümierte Pagen vor ihr, und jeder trug auf einem Seidenkissen eine Maske.
    »Sie müssen eine auswählen«, sagte Neff, der neben sie trat, »sonst können Sie nicht mitmachen.«
    Auf einem Kissen lag eine einfache Augenmaske im selben verblassten Grün wie ihre Uniform. Eine Mitternachts-Augenmaske lag auf dem mittleren Kissen. Sie sandte eine mächtige, pulsierende Kraft aus, aber auch eine schwarze, bösartige Aura, und Karigan fühlte sich sofort von ihr abgestoßen. Auf dem dritten Kissen lag die Maske, die Estora damals getragen
hatte, bestickt mit Perlen in den Farben des Meeres, die im Licht schimmerten.
    Sie griff nach der dritten Maske, der Maske der Königin, doch dann hielt sie inne, bevor sie sie berührte hatte. Einen Augenblick lang hing ihre Hand zögernd in der Luft, dann zog sie sie zurück.
    »Ich brauche keine Maske«, sagte sie mit plötzlicher Wut. Sie würde dieses Spiel nicht mitspielen.
    Sie wandte sich von den Pagen und ihrer Last ab und humpelte weiter über die Insel, aber es war, als würde ihr Zorn die Energien der weißen Welt anfachen, denn die Musik wurde lauter und schriller, und die Tänzer tanzten immer schneller, sodass Seide und Samt und Satin um sie herumwirbelten und sie herausforderten und anrempelten und gegen ihr verletztes Bein traten. Sie schrie auf. Auch wenn die Tänzer nicht wirklich waren, fühlten sie sich

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