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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Silva hat sie vom Flusshafen zu uns gebracht. Wir hielten es für
das Beste, sie weit entfernt von ihrem Ehemann zu verstecken.«
    Karigan warf ihrem Vater einen Blick zu und sah, dass er voller Zorn die Augenbrauen runzelte. »Da hatten Sie ganz recht«, sagte er.
    Genau in diesem Augenblick kamen Jed und Clare zurück, die Arme beladen mit den Lebensmitteln, die Karigans Vater gekauft hatte.
    »Meister G’ladheon, das ist ja viel zu viel!«, rief Lona.
    »Draußen ist noch viel mehr«, sagte Jed mit großen Augen.
    Karigans Vater grinste nur.
    Lona beschloss, dass Karigan die übrigen Bewohnerinnen des Gartenhauses kennenlernen sollte. Sie bildeten eine lange Schlange, und jede einzelne machte vor Karigan einen Knicks. Die meisten waren junge Frauen, und manche hatten Kinder, darunter ein paar Säuglinge.
    Ihr Vater begrüßte jede mit ihrem Namen und bekam dafür einen Kuss oder ein Lächeln. Keine war so schüchtern wie Vera. Inzwischen schleppten Jed und Clare die restlichen Lebensmittel vom Schlitten herein.
    Der Truthahn erntete aufgrund seiner Größe viele erstaunte und bewundernde Ausrufe, denn neben ihm sah Jed wie ein Zwerg aus. Nochmals lud Lona sie ein, zum Tee oder zum Abendessen zu bleiben, aber Karigans Vater lehnte erneut ab.
    Sie verabschiedeten sich und gingen schweigend zum Schlitten zurück, während die Bewohner des Gartenhauses sie beobachteten und ihnen vom Eingang und aus den Fenstern zuwinkten.
    Als Karigans Vater den Pferden die Decken abnahm, fragte sie: »Was war das denn? Wer sind all diese Leute?«
    »Menschen, die eine schwere Zeit durchleben. Manche wurden von Leuten, die sie eigentlich lieben und beschützen sollten, schwer verletzt oder misshandelt. Das Gartenhaus
bietet ihnen eine Zuflucht, weil sie sonst nirgendwohin können.
    Ursprünglich war es Silvas Idee, und sie gründete das erste derartige Haus am Flusshafen. Es wird Flusshaus genannt. Sie sucht Misshandelte, Menschen, die keinen Zufluchtsort haben, und gibt ihnen ein Zuhause, so lange sie es brauchen. In ihrem Beruf hat sie oft Gelegenheit, solche Leute zu finden.« Er legte die Decken hinten in den Schlitten und beide kletterten auf die Bank. Karigan spürte die Kälte sogar durch ihren Hosenboden hindurch.
    »Aber warum… ?«, begann sie.
    Er schnalzte Roy und Birdy zu. »Sagen wir, dass Silva einmal in einer ähnliche Lage war wie diejenigen, denen sie heute hilft. Ein Fremder, der ihr einmal half, hat sie dazu inspiriert, anderen zu helfen.«
    »Warst du das?«
    Er lächelte geheimnisvoll. »Silva und ich kennen uns schon sehr lange.«
    Karigan war froh, dass er und Silva Menschen halfen, die in Not geraten waren, aber es fiel ihr schwer, das Goldene Ruder und das Gartenhaus als Teile derselben Gleichung zu betrachten.
    »Silva führt ein Bordell«, sagte sie.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte ihr Vater. »Das ist ihr Bereich. Und sie behandelt alle, die bei ihr arbeiten, sehr gut. Sie zwingt sie nicht, zu arbeiten oder bei ihr zu bleiben.«
    Karigan erinnerte sich, dass Trudy, eine der Prostituierten im Goldenen Ruder , sehr anerkennend über Silva gesprochen hatte. Aber es war dennoch ein Bordell , ein Etablissement, das von willfährigen Mädchen profitierte. Das war ein erniedrigender Beruf, und es war einfach Unrecht.
    Ihr Vater lenkte den Schlitten durch die Hauptstraße von Corsa, vorbei an Läden, in denen man exotische Teesorten,
Gewürze und andere Güter aus fernen Ländern kaufen konnte, und vertrauten Gebäuden, die Karigan noch aus ihrer Kindheit kannte: die Bank- und Zollhäuser, die eindrucksvolle Residenz des Lordbürgermeisters und die Büros der wichtigen Händler, darunter auch das ihres Vaters. Im Vorbeifahren erkannte sie die prächtige Granitfassade.
    Eine angrenzende Straße beherbergte unter anderem die Zunfthäuser der Händler, Böttcher und Hafenarbeiter. In einer weiteren Straße befanden sich die Wohnhäuser der Frachtarbeiter und Schiffsbauer. Alles war friedlich und würde auch so bleiben, bis im Frühling die Handelssaison begann.
    Sie hielten auf der Kuppe eines Hügels an, von der die Straße direkt zum Hafen abfiel, um die Aussicht zu genießen.  Der Hafen strotzte geradezu vor Schiffsmasten; manche Schiffe hatten an Werften angedockt, andere waren in der Bucht verankert oder an Bojen vertäut. Da der Schnee den üblichen Schmutz des Hafens zudeckte, sah das alles sehr malerisch aus. Die Fallen und Netze, die Warenstapel und Fässer, all die typischen Utensilien eines

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