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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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von Sacor-Stadt schlichen. Die Dunkelheit bot ihnen Schutz vor fremden Blicken, aber leider konnten sie nichts gegen den Gestank tun. Glücklicherweise lagen die meisten Bürger um diese Zeit in ihren Betten. Solange sie keinem Polizisten begegneten …
    Yap hielt Schritt, so gut er konnte; sein Atem ging rau, und seine nackten Füße klatschten hinter Amberhill auf das Kopfsteinpflaster. Manchmal waren seine Schritte ungeschickt,
aber er stellte keinen Fragen, versuchte nicht, Amberhill von hinten anzugreifen, und rannte auch nicht weg.
    Zum Glück war Amberhills Ziel nicht sehr weit entfernt. Es war ein kleiner, ungepflegter Friedhof jenseits der Eierstraße, einer der vielen winzigen Friedhöfe, die es überall in der Stadt gab. Aufgrund des Platzmangels war es in Sacor-Stadt Brauch, die Toten nur eine Zeit lang zu bestatten und ihre Knochen anschließend auszugraben und in ein Ossarium zu bringen. Manche wohlhabende Bürger besaßen dauerhafte Gräber oder Mausoleen, aber die gemeinen Sterblichen begnügten sich mit den gemeinsamen Ossarien als letzter Ruhestätte. Manche davon waren mit Knochen derart vollgestopft, dass sie geschlossen und die Überreste an einen andern Ort gebracht werden mussten.
    Das Tor zum Friedhof an der Eierstraße war zerbrochen und hing nur noch an einem einzigen Scharnier. Amberhill und Yap glitten mit ihrer Last hinein. Halb unter Unkraut versteckt, erhoben sich in schrägen Winkeln hölzerne Grabmäler. Sie folgten einem ungepflegten Pfad zur hintersten Ecke des Friedhofs, wo sich die Steinkammer befand, die als Ossarium diente. Es war nicht schwer, das Schloss zu knacken. Die Tür öffnete sich geräuschvoll nach innen, und aus dem Gebäude drang ein muffiger, fauliger Luftzug. Amberhill zog diesen Geruch jedoch dem Gestank aus seinem Umhang vor.
    »Wie«, fragte er Yap, »würde man deiner Meinung nach das Gegenteil eines Grabräubers nennen?«
    Yap kratzte sich am Kopf. »Grabzurückgeber?«
    Amberhill ging nicht in die Gruft hinein, sondern blieb auf der Schwelle stehen und warf Keelers Knochen hinein, wobei kleine Fleischbröckchen von ihnen abfielen. So unehrerbietig er die Knochen auch behandelte, war dies wahrscheinlich immer noch mehr, als Keeler verdient hatte. Yap protestierte jedenfalls nicht.

    Als Amberhill fertig war, wischte er seine Hände ab und schloss die Tür der Knochengruft. Er hob seinen Umhang auf und faltete ihn vorsichtig, um alle Überbleibsel Keelers und den Schatz, der in der Leiche des Piraten verborgen gewesen war, mitzunehmen.
    »Und jetzt?«, fragte Yap
    Der Mond ging allmählich unter, und bald würde der Morgen dämmern. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren.
    »Ich habe einige Fragen«, sagte Amberhill. »Willst du mit mir an einen Ort gehen, wo wir reden können? Freiwillig?«
    Ein Ausdruck der Überraschung überzog Yaps Gesicht. »Freiwillig …«, murmelte er, als ob ihm dieses Konzept nie eingefallen wäre. »Ja. Ich glaube, das mach ich gern.«
    Als sie das Adelsviertel und Amberhills Haus erreichten, waren die Vögel schon aufgewacht und zwitscherten in den Bäumen.
    Wieder war Yap ihm gefolgt, ohne Fragen zu stellen, und schien seine Umgebung mit Interesse zu betrachten. Amberhill führte ihn zum hinteren Teil des Hauses und stopfte seinen zusammengefalteten Umhang unter eine Hecke, die an das Fundament grenzte. Der Gärtner kam heute nicht, und der Umhang war dort gut verborgen, also war er hoffentlich vorerst sicher.
    Er öffnete ein Fenster, dessen Scharniere er zum Zweck seines heimlichen Kommens und Gehens stets gut ölte, sprang auf den Sims und schwang seine Beine hinein.
    »Und jetzt?«, fragte Yap von draußen. »Klauen wir was in dem Haus oder bringen wir was zurück?«
    Amberhill lächelte und freute sich, dass der Pirat Humor hatte. »Was hier war, ist größtenteils schon weg, und es gehört alles mir.« Er hätte auch durch die Vordertür eintreten können, aber alte Gewohnheiten sind zäh. Außerdem war es ihm auch jetzt noch lieber, wenn niemand mitbekam, dass er spätnachts
unterwegs war. Natürlich hätte er auch den Hintereingang benutzen können, aber wo blieb dann der Spaß?
    Er half Yap durch das Fenster, indem er ihn an seinen rauen, rissigen Händen hochzog. Der rundliche Pirat krabbelte ungelenk über den Sims, rollte mehr oder minder ins Zimmer und landete mit einem heftigen, dumpfen Aufprall auf dem Boden. Da dem Raum der größte Teil des ursprünglichen Mobiliars und der Dekoration fehlte, schien der Lärm

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