Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Schmerz sollte bald nachlassen, Kells.«
»Du musstest schon mal Wunden behandeln?«
»Ja.«
Ich wimmerte. »Willst du mir … davon erzählen? Es würde mir helfen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.«
»Na schön.« Er tauchte den Stoff in die Paste und kümmerte sich um meine Wade. »Kadam hat mich mit einem Trupp seiner Elitesoldaten mitgenommen, um Wegelagerer aufzuspüren.«
»So Typen wie Robin Hood?«
»Wer ist Robin Hood?«
»Er hat von den Reichen gestohlen und es den Armen gegeben.«
»Nein. Es waren Mörder. Sie haben Karawanen geplündert, Frauen vergewaltigt und dann alle umgebracht. Sie hatten sich in einem Waldgebiet an einer Handelsstraße verschanzt. Ihre Reichtümer haben viele junge Männer angelockt, die sich ihnen anschließen wollten, und die stetig wachsende Anhängerschaft nahm ein erschreckendes Ausmaß an. Meine Ausbildung schloss Kriegstheorie mit ein, und ich hatte von Kadam alles über Guerillakämpfe gelernt.«
»Wie alt warst du damals?«
»Sechzehn.«
»Autsch!«
»Tut mir leid.«
»Ist schon okay«, stöhnte ich. »Erzähl bitte weiter.«
»Wir hatten einen Großteil von ihnen in ihren Höhlen eingeschlossen und beratschlagten, wie wir sie aus ihrem Versteck treiben sollten, als wir angegriffen wurden. Sie hat ten geheime Ausgänge in das Höhlenlabyrinth gebaut, waren außen herumgeschlichen und hatten unsere Wachposten niedergemetzelt. Unsere Männer haben mutig gekämpft und die Banditen überwältigt, aber viele unserer besten Soldaten wurden getötet oder schwer verletzt. Mein Arm war ausgekugelt, doch Kadam hat ihn mir wieder eingerenkt, und wir halfen so vielen Gefährten wie möglich.
Auf diese Weise lernte ich alles über Kriegstriage. Alle Männer, die unversehrt waren oder nur leichte Verletzungen hatten, halfen dem Arzt, Wunden zu säubern und zu verbinden. Er ließ mich an seinem Wissen über Pflanzen und ihre heilende Wirkung teilhaben. Meine Mutter war ebenfalls eine Kräuterkennerin und hatte ein Gewächshaus voller Heilpflanzen. Danach trug ich immer eine Tasche mit Kräutern bei mir, wenn ich in den Krieg zog. So konnte ich jederzeit anderen Soldaten helfen.«
»Es fühlt sich schon ein bisschen besser an. Das Pochen lässt nach. Was ist mit dir? Tun deine Wunden weh?«
»Ich bin bereits wieder geheilt.«
»Das ist echt nicht fair«, entrüstete ich mich voll Neid.
»Ich würde sofort mit dir tauschen, wenn ich könnte, Kells«, sagte er sanft und fuhr fort, meine Wunden vorsichtig auszuwaschen, den Oberschenkel und die Wade mit dünnen Stoffstreifen zu verbinden und sie dann mit der elastischen Bandage zu fixieren, die Mr. Kadam unserer Erste-Hilfe-Tasche beigelegt hatte. Kishan reichte mir zwei Aspirin und hob meinen Kopf an, damit ich trinken konnte.
»Ich habe die Blutung gestoppt. Nur eine Wunde ist so tief, dass sie mir Sorgen bereitet. Heute Nacht werden wir hierbleiben und morgen mit dem Abstieg beginnen. Ich werde dich tragen müssen, Kells. Ich denke nicht, dass du alleine gehen kannst. Deine Wunden könnten wieder aufplatzen und zu bluten beginnen.«
»Aber Kishan …«
»Mach dir keine Sorgen. Ruh dich ein wenig aus. Morgen sehen wir ja, wie es dir geht.«
Ich streckte eine Hand aus und legte sie auf seine. »Kishan?«
Der Blick aus seinen goldenen Augen glitt zu meinem Gesicht, musterte mich genau und suchte in meinen Zügen nach Schmerz. »Ja?«
»Vielen Dank, dass du dich um mich kümmerst.«
Er drückte meine Hand. »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun. Versuch zu schlafen.«
Ich fiel in einen unruhigen Dämmerschlaf, schreckte immer wieder auf, sobald Kishan Holz nachlegte. Es war mir ein Rätsel, wie es ihm gelungen war, Holz zu finden, das trocken genug war, damit es brannte, aber ich war zu müde, um ihn zu fragen. Er stellte den Topf mit dem Heilmittel, mit dem er meine Wunden ausgewaschen hatte, zum Warmhalten neben das Feuer. Ich lag eingekuschelt auf dem Bauch in meinem Schlafsack und beobachtete wie durch einen Nebel die Flammen, die an dem Topf leckten. Der Geruch von Kräutern durchdrang die Luft.
Ich musste schließlich eingeschlafen sein, denn ich träumte von Ren. Er war mit den Händen über dem Kopf an einem Pfahl festgebunden und wurde ausgepeitscht. Ich stand mit dem Rücken zur Wand, wo Lokesh mich nicht sehen konnte. Er redete in einer mir fremden Sprache und klopfte sich mit der Peitsche gegen die Handfläche. Da öffnete Ren die Lider und sah mich. Er rührte sich nicht und zuckte mit
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