Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Schlüssel zur Rettung ihrer Söhne wäre. Sie betrauten mich mit einer besonderen Aufgabe: mit ihnen unterzutauchen. Sie selbst wollte mich unter dem Vorwand begleiten, ihrem Heimatland einen Besuch abzustatten.
In Wirklichkeit stahlen wir uns zu dem kleinen Sommerhäuschen in der Nähe des Wasserfalls, wo Sie vergangenes Jahr Kishan gefunden haben. Obwohl sich Rajaram redlich Mühe gab, gelang es ihm nicht, Lokesh dingfest zu machen. Seine Armee konnte eine Weile zurückgedrängt werden, aber Lokesh schien dennoch an Macht zu gewinnen. Mehrere Jahre vergingen. Ohne seine Frau und seine Söhne verließ Rajaram der eiserne Wille, als König zu dienen. Also stieg er vom Thron und überließ die Belange des Königreichs einem Quorum aus militärischen Beratern. Er tischte seinem Volk eine Geschichte über Rens und Kishans Tod auf und erklärte, dass seine Frau nach China geflohen wäre, um Trost zu finden, und dass er für eine Weile abdanken müsste, um sie nach Hause zu holen. Er kehrte nie zurück, sondern schloss sich uns in der Wildnis an, brachte jedoch einen Teil ihres Reichtums mit, damit die Jungen eines Tages ihr Erbe bekämen.«
»Ist Deschen kurz darauf gestorben?«, fragte ich.
»Nein. Deschen und Rajaram haben noch mehrere Jahre gelebt. Wieder vereint, waren sie glücklich und haben jede Minute mit ihren Söhnen genossen. Schon bald war nicht zu übersehen, dass Ren und Kishan nicht alterten. Ich stieg zum persönlichen Berater der Familie auf, war der Mittler zwischen ihnen und der Außenwelt. Die Jungen gingen auf die Jagd und brachten uns Nahrung, und Deschen legte einen Garten an und züchtete Gemüse. Ich wagte mich häufig in die Stadt, erstand alles Nötige und lauschte den Neuigkeiten.
Nach einigen Jahren ist Rens Vater schwer erkrankt, vermutlich an Nephritis, einem Nierenleiden. Uns kam zu Ohren, dass Lokesh immer noch gegen uns zu Felde zog, das mujulaainische Volk seinen Angriffen jedoch standhaft trotzte. Große Legenden begannen sich um das Schicksal der königlichen Familie zu ranken, die sich in Mythen verwandelten. Die Geschichte, die ich Ihnen damals im Zirkus erzählt habe, ist die Fassung, wie sie heute lautet.
Eines Tages bat mich Ren, sein Amulett zu tragen. Zu jenem Zeitpunkt wussten wir nicht, welche Wirkung es auf mich haben würde. Wir wussten nur, dass es mächtig und von unschätzbarem Wert war. Er sorgte sich, dass es womöglich für immer verloren wäre, sollte ein Jäger ihn fangen. Vielleicht war es eine Vorahnung, denn kurz darauf ging er in die Falle.
Kishan folgte seiner Spur, und so fanden wir heraus, dass Ren an einen Sammler in einem anderen Teil des Landes verkauft worden war. Ich kehrte entmutigt zurück. Rens Gefangennahme traf seinen Vater tief, und er verstarb noch in derselben Woche. Deschen stürzte in hoffnungslose Verzweiflung und stellte das Essen ein. Obwohl Kishan und ich uns die allergrößte Mühe gaben, segnete auch sie kaum einen Monat nach ihrem Gatten das Zeitliche.
Kishan überwand den Tod seiner Mutter nicht und verbrachte immer mehr Zeit im Dschungel. Wenige Monate danach vertiefte ich meine Suche nach Ren. Kishan übergab mir das gesamte Vermögen und den Schmuck. Ich sollte alles dafür benutzen, um ihn aufzuspüren.
Wie Sie wissen, war es mir nicht möglich, Ren von dem Fluch zu befreien. Dabei habe ich wirklich jeden Mythos und jede Geschichte über Tiger und Amulette gelesen, die ich auftreiben konnte. Im Laufe der Jahre investierte ich ihr Geld, anfangs in den Gewürzhandel und dann im In- und Export, bis ich für die Jungen ein stattliches Vermögen angehäuft hatte.
Im Laufe dieser Jahre habe ich geheiratet und eine Familie gegründet. Nachdem ich sie verlassen musste, folgte ich Ren von einem Ort zum anderen und verbrachte jede freie Stunde mit meinen Studien. Jahrzehntelang suchte ich nach Lokesh und einem Weg, um den Fluch zu bannen. Lokesh, dem es nicht gelungen war, das Mujulaainische Königreich an sich zu reißen, verschwand unter mysteriösen Umständen und tauchte nie wieder auf, auch wenn ich schon immer den Verdacht hegte, dass er am Leben war. Den Rest der Geschichte kennen Sie.«
»Aber wenn Ren und Kishan gemeinsam mit ihren Eltern im Dschungel gelebt haben, wie kommt es, dass sie dann nie Frieden miteinander geschlossen haben?«
»Ihren Eltern zuliebe haben sie die Anwesenheit des anderen geduldet, doch sie haben es stets vermieden, zur selben Zeit Menschengestalt anzunehmen. Wenn ich es mir recht überlege, habe
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