Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
aufteilen könnten. Ihr Plan lautete, zuerst Taraks Reich und von dort aus alle anderen Gebiete einzunehmen.
Sie brachen den Eid, den sie Tarak gegeben hatten, lieferten sich erbitterte Schlachten und belagerten schließlich seine Stadt. Viele der königlichen Soldaten waren aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und hatten als Dank für ihre jahrelangen treuen Dienste ein Stück Land erhalten. Mit der stark geschrumpften Armee konnte Tarak die vereinten Kräfte der anderen Kriegsherren nicht bezwingen. Zum Glück gelang es ihm aber, Boten auszuschicken, um Waffenbrüder anzuwerben.«
»Und an wen haben sie sich gewandt?«
»An China.«
»An China?«
»Genau genommen an Tibet. Die Grenze zwischen Indien und China war zu jener Zeit nicht so klar definiert wie heute, und der Handel zwischen den beiden Ländern florierte. Insbesondere Tarak hatte eine sehr gute Beziehung mit dem damaligen Dalai Lama.«
»Augenblick mal. Er hat den Dalai Lama um Hilfe gebeten? Ich dachte, der Dalai Lama wäre ein religiöser Führer.«
»Ja, der Dalai Lama war und ist ein religiöser Führer, aber in Tibet sind Religion und Staat eng miteinander verknüpft, besonders seit Tibet die Khan-Familie fürchten musste. Vor vielen Jahrhunderten ist Dschingis Khan dort eingefallen, gab sich jedoch mit den Tributzahlungen Tibets zufrieden. Nachdem er jedoch starb, wollte sein Enkel Ögedei Khan die Reichtümer des Landes an sich reißen und sich Tibet einverleiben.«
In diesem Moment betrat Nilima die Bibliothek und servierte uns Zitronenwasser. Mr. Kadam bedankte sich und fuhr fort: »Dreihundert Jahre nach dem Einmarsch errichtete Altan Khan ein Kloster und lud buddhistische Mönche ein, damit sie seine Leute bekehrten. Der Buddhismus breitete sich von nun an unaufhaltsam aus, und seit dem frühen 16. Jahrhundert waren praktisch alle Mongolen zum Buddhismus übergetreten. Ein Mann namens Batu Khan, der die mongolische Armee anführte, wurde nun vom Dalai Lama geschickt, um Rens Großvater beizustehen.«
Ich nippte an meinem Zitronenwasser. »Was ist dann geschehen? Sie haben gewonnen, oder?«
»In der Tat. Mit vereinten Kräften gelang es der mongolischen Armee und König Taraks Soldaten, die Verräter in die Flucht zu schlagen. Tarak und Batu Khan hatten dasselbe Alter. Sie wurden Freunde. Aus Dankbarkeit überschüttete Tarak ihn mit wertvollen Juwelen und Gold, und Batu Khan bot an, seine jüngste Tochter mit Taraks Sohn zu vermählen, wenn die Zeit reif war. Rens Vater Rajaram war zu diesem Zeitpunkt ungefähr zehn Jahre alt, seine Mutter ein Neugeborenes.«
»Demnach ist Rens Mutter mit Dschingis Khan verwandt?«
»Ich habe ihre Abstammung nicht überprüft, aber höchst wahrscheinlich ist das so.«
Überrascht lehnte ich mich in meinem Sessel zurück. »Wie hieß seine Mutter gleich noch mal?«
»Deschen.«
»Wie sah sie aus?«
»Sie war das weibliche Abbild von Ren, hatte dieselben blauen Augen. Ihr Haar war lang und dunkel. Sie war sehr schön. Als die Eheschließung heranrückte, brachte Batu Khan seine Tochter höchstpersönlich nach Indien und blieb, um der Hochzeit beizuwohnen. Rajaram war es erst gestattet, seine Braut zu Gesicht zu bekommen, als sie bereits verheiratet waren.«
»Hatten sie eine hinduistische oder eine buddhistische Zeremonie?«
»Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war es eine Mischung aus beidem. Bei einer hinduistischen Hochzeit gibt es normalerweise eine Verlobungszeremonie, eine große Feier, bei der dem Brautpaar Schmuck oder Kleidung geschenkt wird, und dann die Hochzeit selbst, bei der der Bräutigam seiner Braut eine Mangalsultra überreicht, eine Hochzeitskette, die sie den Rest ihres Lebens trägt. Die Feierlichkeiten erstrecken sich über eine Woche. Im Vergleich dazu ist eine buddhistische Hochzeit eine sehr persönliche, keine religiöse Veranstaltung. Nur vertraute Menschen werden eingeladen. Räucherkerzen werden entzündet und Blumen vor einem Schrein niedergelegt. Es sind weder Mönche noch Priester zugegen, und es gibt auch kein Ehegelöbnis. Wahrscheinlich sind Rajaram und Deschen hinduistischen Hochzeitsriten gefolgt und haben gleichzeitig Opfergaben für Buddha dargebracht.«
»Wie lange haben sie gebraucht um zu erkennen, dass sie sich lieben?«
»Das ist eine Frage, die ich nicht zu beantworten vermag, obwohl ich Ihnen versichern kann, dass ihre Liebe und der Respekt voreinander wahrlich unvergleichlich waren. Als ich sie kennenlernte, waren sie sehr verliebt, und
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