Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
angreifen. Es kostet zu viel Zeit, es während des Kampfes nachzuholen.
Überanstrengen Sie sich nicht! Halten Sie Ihre Ellbogen angewinkelt und nahe am Körper.
Kämpfen Sie um zu gewinnen. Suchen Sie nach Schwachstellen und nutzen Sie sie schamlos aus. Zögern Sie nicht, andere Techniken anzuwenden, falls sie von Nutzen sein könnten, zum Beispiel Ihren Blitzstrahl.
Es ist besser, dem Gegner auszuweichen, als einen Schlag abzublocken. Abblocken kostet viel mehr Kraft.
Seien Sie sich der Länge Ihres Schwerts bewusst, und schätzen Sie das Ihres Gegners richtig ein. Dann wissen Sie, wie groß der Abstand zwischen Ihnen beiden sein muss.
Obwohl es gut ist, mit größeren, schwereren Schwertern zu trainieren, können leichtere Schwerter ebenso viel Schaden anrichten. Mit großen Schwertern ermüdet man schnel ler im Kampf.«
Als die Trainingsstunde vorüber war, schwitzte ich stark, und jeder Muskel meines Körpers schmerzte. Ich hatte die ganze Zeit über das Shinai hochgehalten, während ich an meiner Fußtechnik gearbeitet hatte. Und obwohl es leicht war, brannten meine Schultern.
Nachdem ich mich erholt hatte, verwandelte sich Kishan in einen Menschen. Die nächsten zwei Stunden übte er Wushu -Tritte und -Schläge mit mir. Als ich mich schließlich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufschleppte, war ich völlig erledigt. Ein warmes Abendessen wartete unter einer Servierhaube in meinem Zimmer auf mich, aber ich wollte erst duschen.
Frisch geduscht und bettfertig machte ich mich über das gegrillte Hühnchen und das Gemüse her. Neben dem Teller lag auch eine Einladung von Mr. Kadam, ihm morgen früh in der Bibliothek bei der Recherche zu helfen. Ich beendete mein Abendessen und ging in Rens Zimmer.
Der Raum war nicht wiederzuerkennen. Ein dicker Teppich lag auf dem Boden. Bücher standen ordentlich aufgereiht auf der Kommode, einschließlich einiger Erstausgaben von Dr. Seuss, von denen Ren mir erzählt hatte. Eine Taschenbuchausgabe von Romeo und Julia auf Hindi war zerlesen und hatte lauter Eselsohren. Ein Hightech-CD-Player thronte zusammen mit mehreren CDs in der Ecke, und ein Laptop, Papiere und Stifte lagen auf seinem Schreibtisch.
Der Graf von Monte Cristo , mein Valentinsgeschenk, stach mir ins Auge, und ich klemmte mir das Buch unter den Arm. Er musste es in dem Paket mit meinen persönlichen Schätzen verschifft haben. Der Gedanke, dass es ihm so viel bedeutete, malte mir ein Lächeln ins Gesicht. Eines meiner alten Haarbänder hielt ein paar eingerollte Pergamente zusammen. Ich zog an der Schleife und besah mir die Blätter, auf denen Ren in seiner Muttersprache Gedichte geschrieben hatte. Ich rollte die Pergamente wieder ein, umwickelte sie mit dem Haarband und entschied, die Gedichte zu übersetzen.
Ich öffnete seinen Wandschrank. Bei meinem letzten Besuch war er leer gewesen, jetzt hingegen war er vollgestopft mit Designerklamotten. Ein Großteil war nagelneu. Ich entdeckte ein blaues Sweatshirt, das dem ähnelte, das er am Strand getragen hatte. Es roch nach ihm – nach Wasserfall und Sandelholz. Ich warf es mir über den Arm.
Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, legte ich die Pergamente auf meinen Schreibtisch und kletterte ins Bett. Ich hatte mich gerade unter der Decke an den weißen Plüschtiger und das Sweatshirt gekuschelt, als es klopfte.
»Kann ich reinkommen, Kelsey? Ich bin’s, Kishan.«
»Natürlich.«
Kishan steckte den Kopf in die Tür. »Ich wollte dir nur eine gute Nacht wünschen.«
»Gute Nacht.«
Als er meinen weißen Tiger erspähte, trat er näher, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Er grinste schief und schnipste mit dem Finger gegen die Schnauze des Stofftiers.
» Hey! Lass das.«
»Ich frage mich, was er davon gehalten hat.«
»Wenn du es wirklich wissen willst: Er hat sich geschmeichelt gefühlt.«
Er lächelte einen Moment und wurde dann ernst. »Wir werden ihn finden, Kells. Das verspreche ich.«
Ich nickte.
»Gute Nacht, Bilauta .«
Ich stützte mich auf einen Ellbogen. »Was heißt das, Kishan? Das hast du mir nie verraten.«
»Es bedeutet ›Kätzchen‹. Ich dachte, wenn wir die Raubkatzen sind, bist du ein Kätzchen.«
»Hm, nun, nenn mich in Rens Gegenwart nicht mehr so. Es macht ihn wütend.«
Er grinste. »Warum, glaubst du, nenne ich dich wohl so? Wir sehen uns morgen.« Er knipste das Licht aus und schloss die Tür.
In dieser Nacht träumte ich von Ren.
12
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