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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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»Ich glaube nicht, dass ich mich für die Ehe eigne.«
    »Warten wir es ab. Wie auch immer, ich werde stets für dich da sein«, sagte Florence. »Es sei denn, dein Mr Harrington …«
    »Er ist nicht mein Mr Harrington«, fiel ihr Gabriella schroff ins Wort. »Und er kann es niemals sein.«
    Derweil raunte die hartnäckige Stimme in ihrem Kopf.
    Aber, ach, würde es ihr nicht gefallen, könnte er?

Elftes Kapitel
     
    Sie horchten sie aus, ja, das taten sie.
    Nate biss die Zähne zusammen und widerstand dem Drang, seiner gesamten Familie den Hals umzudrehen. Oh ja, sie stellten es wahrlich subtil an, und man würde es womöglich gar nicht bemerken, kannte man sie nicht so gut wie er. Für ihn aber waren ihre Absichten offenkundig, und angesichts der Art ihrer beiläufigen Fragen, könnte man fast meinen, sie hätten ihren Angriffsplan abgesprochen. Sie hatten es vorher schon versucht, doch heute Abend schienen sie entschlossener. Umso unbehaglicher war Nate, dass er selbst heute Nachmittag eine Firma beauftragte, genau dasselbe zu tun: mehr über Gabriella Montini herausfinden.
    »Dann leben Sie also seit neun Jahren in London?«, fragte Sterling und nippte an seinem Wein.
    Gabriella nickte. »Man glaubte, London wäre ideal für meine Studien. Obwohl er gebürtiger Italiener war, zog Enrico London vor, was nur vernünftig war, da hier die Antikengesellschaft, die Universitäten und die Museen sind. London wurde ihm zur Heimat, sofern man diesen Ausdruck bei einem solch weit gereisten Mann verwenden kann.«
    »London ist das Zentrum aller gestohlenen Kunstgegenstände«, bemerkte Quint mit einem zynischen Lächeln. »Seit Generationen schaffen wir die größten Funde aus allen Winkeln der Erde hierher.«
    Sterling warf ihm einen strengen Blick zu. »Das hat dich noch nie bekümmert.«
    »Und es bekümmert mich bis heute nicht.« Quint hob sein Glas. »Ich würde sogar mit Freuden auf die Arroganz dieser modernen Stammsitze der Zivilisation anstoßen, und zwar nicht nur auf London, sondern auch auf Paris, Berlin und Wien, wie auch auf all die Museen, Institutionen und Privatsammler, die glauben, antike Schätze aus aller Welt wären in ihrer Obhut besser aufgehoben als in ihren Ursprungsländern. Und weil sie bereit sind, teuer für immer noch mehr zu bezahlen, mein lieber, scheinheiliger Bruder, bekümmert es mich nicht im Mindesten.«
    »Dies ist kein angemessenes Thema für ein Dinnergespräch«, sagte seine Mutter, deren Blick von Quinton zu Sterling und dann zu Nate wanderte; Letzteres gewiss zur Sicherheit, war er doch bislang gar nicht an der Unterhaltung beteiligt gewesen. »Für derlei Diskussionen bieten sich wahrlich andere, passendere Gelegenheiten als der heutige Abend.«
    Die Diskussion selbst war weder neu noch beschränkte sie sich auf den Haushalt der Harringtons. Vielmehr handelte es sich um eine hitzige Debatte, die sowohl in diesem Hause als auch unter den Gelehrten geführt wurde und, Gott mochte ihnen beistehen, den Politikern. Die Frage, ob antike Schätze von Fremden gerettet werden sollten, indem sie selbige an Institutionen weit weg von ihrem Ursprungsort übergaben, oder ob nicht eher von Diebstahl nationaler Vermächtnisse gesprochen werden konnte, wurde schon so lange diskutiert, wie Nate sich erinnerte.
    Unter dem Einfluss von Gelehrtenartikeln oder aber auch schlichten Gesprächen während längerer Zugfahrten wechselten die Familienmitglieder ihren Standpunkt mit nahezu verstörender Regelmäßigkeit. Bis auf Reggie, verstand sich, die das Thema so entsetzlich öde fand, dass sie jedes Mal flehte, man möge doch bitte über etwas anderes reden. Ihre Mutter sagte oft, die Gelassenheit, mit der sie alle ihre Meinungen änderten, um sie alsdann mit Verve zu verteidigen, hätte nichts mit dem Problem an sich zu tun, sondern wäre einzig ihrer Begeisterung für einen guten Streit geschuldet.
    Nun, lieber stritten sie sich über etwas, an dem sie ohnehin nichts ausrichten konnten, dachte Nate, als über Sterlings fortgesetztes Scheitern in der Suche nach einer neuen Gemahlin, Quints Missachtung gegenüber allem, was nach Anstand roch, oder Nates … was immer auch sein vorherrschender Fehler in den Augen der anderen sein mochte.
    Seine Mutter wandte sich zu Gabriella. »Dieser Streit wütet seit Generationen in unserem Haushalt.«
    »Eine philosophische Debatte nennen sie es gern«, ergänzte Regina und verdrehte die Augen gen Decke.
    Ihre Mutter warf ihr einen tadelnden Blick zu und fuhr

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