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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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infrage zu stellen und somit Fehler einzugestehen. Nein, Gabriella war ziemlich sicher, wurde das Siegel nicht zur diesjährigen Zusammenkunft des Komitees gefunden, wäre ihre Chance dahin, den guten Namen ihres Bruders zu retten.
    »Was denkst du, wie Mr Harrington sich verhalten wird, wenn er von deinen Täuschungen erfährt?«, fragte Florence.
    »Er wird verstehen, dass sie notwendig waren«, antwortete Gabriella, obgleich sie keineswegs überzeugt war. Und wenn er es nicht verstand? Wenn er ihr Verhalten abscheulich fand? Ihr wurde mulmig bei dem Gedanken, sie könnte ihn verlieren. Nicht dass sie ihn hätte oder wollte oder er überhaupt von Bedeutung wäre …
    Florence musterte sie prüfend, als wüsste sie genau, was in Gabriellas Kopf vorging. Es war, wie immer, beängstigend.
    Gabriella sollte, wenn schon sonst zu niemandem, wenigstens zu sich selbst ehrlich sein. Die Arroganz, mit der Nathanial ihr Leben übernahm, mochte sie maßlos stören; trotzdem musste sie zugeben, dass er durchaus begann, von Bedeutung zu sein. Von recht großer. Sie freute sich nicht unbedingt darauf, ihm alle Wahrheiten über sich zu enthüllen, all ihre Geheimnisse vor ihm zu lüften. Denn wusste er erst alles … Diese Überlegungen wies sie weit von sich. Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, über das nachzudenken, was sein könnte.
    »Wie ich bereits erwähnte, werde ich ebenfalls auf dem Ball sein.« Florence sah zu dem großen Rosenbouquet auf dem Beistelltisch, das Gabriella zwar aufgefallen war, auf das sie jedoch nicht weiter geachtet hatte. »Mr Dennison lud mich ein, mich seiner Schwester und deren Gemahl anzuschließen. Sie begleiten mich auf den Ball, wo ich ihn sehen werden.«
    Gabriella zog die Brauen hoch. »Ich vermute, die Einladung kam mit den Blumen?«
    »Nein, Mr Dennison kam mit den Blumen.« Florence lächelte eindeutig zufrieden. »Gestern Abend.«
    »Ach ja?«
    »Wir haben recht angeregt geplaudert.« Ihre Züge bekamen etwas Verträumtes, und Gabriella stellte fest, dass Florence fürwahr eine schöne Frau war. Warum war ihr das noch nie aufgefallen? Florence schüttelte den Kopf, als müsste sie die Gedanken an den schneidigen Mr Dennison vertreiben. »Also, dann sehe ich dich auf dem Ball.«
    »Ja, vermutlich.« Gabriella sank neben Florence auf das Sofa. »Obwohl diese Leute meinen Bruder behandelten wie …«
    »Wie einen Mann, der behauptete, einen Fund gemacht zu haben, den er nicht beibringen konnte«, ergänzte Florence ungewöhnlich hart. »Der sich wie ein Wahnsinniger gebärdete und jene Leute beleidigte, von denen er sich Hilfe bei der Wiederbeschaffung seines Funds erhoffte.«
    »Er war nicht wahnsinnig«, widersprach Gabriella.
    »Nein, meine Teure, nur besessen.« Florence sah sie an. »Genau wie du es von der Suche nach dem Siegel bist.«
    »Ich bin nicht besessen! Es ist lediglich eine Angelegenheit, die nach Klärung verlangt.« Sie atmete ruhig ein und aus, um ihr Temperament zu zügeln. »Wenn ein Mensch stirbt, sollten die offenen Fragen, die er hinterlässt, beantwortet werden.«
    »Das Leben ist selten so wohlgeordnet«, sagte Florence kopfschüttelnd. »Und der Tod auch nicht.«
    »Ein Jammer, dass es nicht geordneter sein kann. Sicherer, wenn man so will.«
    »Das einzig Sichere am Tod ist dessen Unvermeidlichkeit. Was das Leben betrifft, würde ich dessen Ungewissheiten als die größten seiner Vorzüge bezeichnen. Man weiß nie, was geschehen könnte.«
    »Im schlimmsten Fall«, sagte Gabriella düster.
    Florence lachte. »Oder im besten, der gewöhnlich dann eintritt, wenn man es am wenigsten erwartet.«
    »Sprichst du von Mr Dennison?«
    »Ich weiß es nicht, Gabriella.« Wieder blickten Florences Augen in die Ferne. »Aber ich hoffe es.« Sie sah Gabriella an. »Aber was, mein gutes Kind, würde dann aus dir?«
    »Aus mir? Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen. Mir bleiben ja Xerxes und Miriam.«
    Doch Gabriella konnte nicht umhin, sich zu fragen, was wohl aus ihr würde. Mit Enricos Tod waren alle Chancen auf die Art Leben, wie sie es sich gewünscht hatte, gestorben. Und war das Siegel erst gefunden, bliebe ihr überhaupt keine Aufgabe mehr.
    Würde sie den Rest ihrer Tage damit verbringen, in der Bibliothek über alten Büchern zu sitzen und Wissen anzuhäufen, das sie niemals nutzen könnte? Würde sie in diesem Haus alt werden, allein mit den Bediensteten, die ihr die Familie ersetzten?
    »Vielleicht ein Ehemann«, sagte Florence leise.
    Gabriella lächelte.

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