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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sei bitte das nächste Mal ein bisschen leiser. Ich hätte gerne noch etwas länger geschlafen.«
    Amelia starrte ihn fragend an. »Um Himmels willen, Leo, bist du nicht um meinen Ruf besorgt? Ich könnte kompromittiert worden sein!«
    »Bist du es denn?«
    »Ich …« Eine glühende Hitze legte sich auf ihr Gesicht, als sie in Rohans lebhafte topasfarbene Augen sah. »Ich denke nicht.«
    »Wenn du dir nicht sicher bist«, sagte Leo lakonisch, »wurdest du es wohl nicht.« Er kam auf Amelia zu, ging in die Knie und starrte sie eindringlich an. Seine Stimme war zärtlich. »Was ist geschehen, Schwesterherz?«
    Sie zeigte zitternd auf die geschlossene Tür. »Dort drinnen sind Bienen , Leo.«
    »Bienen. Großer Gott!« Ihr Bruder bedachte sie mit einem spöttischen und gleichzeitig fürsorglichen Grinsen. »Du bist ein solcher Feigling, kleiner Zyklop.«
    Mit einem finsteren Funkeln in den Augen stemmte sich Amelia aus Rohans Schoß. »Geh und sieh selbst nach.«

    Leo schlenderte betont langsam zur Tür, öffnete sie und trat ein.
    Zwei Sekunden später schoss er wieder heraus, knallte die Tür hinter sich zu und lehnte sich atemlos gegen das Holz. »Verflucht!« Seine Augen waren weit aufgerissen und glasig. »Es müssen Tausende sein!«
    »Ich würde eher auf zweihunderttausend tippen«, widersprach Rohan, schloss den letzten Knopf von Amelias Kleid und half ihr auf die Beine. »Langsam«, murmelte er. »Euch könnte sonst schwindlig werden.«
    Sie war froh über seinen starken, stützenden Arm, während sie ihr Gleichgewicht fand. »Ich komme nun allein zurecht. Vielen Dank.« Ihre Hand lag immer noch in seiner. Rohans Finger waren lang und geschmeidig, der Ring an seinem Daumen hob sich schimmernd gegen seine honigfarbene Haut ab.
    Schweren Herzens entzog ihm Amelia die Hand und wandte sich an ihren Bruder: »Mr. Rohan hat mir heute zweimal das Leben gerettet. Zuerst bin ich beinahe aus dem Fenster gefallen, und dann bin ich auf den Bienenstock gestoßen.«
    »Dieses Haus«, brummte Leo, »sollte abgerissen und zu Streichhölzern verarbeitet werden.«
    »Ihr solltet das Haus tatsächlich gründlich überprüfen lassen«, sagte Rohan. »Es ist schrecklich heruntergekommen. Einige der Kamine sind schief, die Decke der Eingangshalle hängt durch. Die Stützbalken und Verstrebungen sind zum Teil zerfressen.«
    »Mir sind die Mängel durchaus bewusst.« Rohans ruhiger Tonfall ärgerte Leo. In seinem Studium der Architektur hatte er sich genügend Wissen angeeignet, um den Zustand des Hauses einzuschätzen.
    »Eure Familie könnte in Lebensgefahr schweben.«

    »Aber das ist ganz allein meine Sache«, erwiderte Leo und fügte spöttisch hinzu: »Oder etwa nicht?«
    Amelia, der die angespannte Atmosphäre nicht entgangen war, versuchte sich in Diplomatie: »Mr. Rohan, Lord Ramsay ist überzeugt, dass das Haus keine unmittelbare Gefahr für seine Familie darstellt.«
    »Ich an Eurer Stelle wäre da nicht so überzeugt«, entgegnete Rohan. »Nicht mit vier Schwestern, für die Ihr die Verantwortung tragt.«
    »Wollt Ihr etwa die Verantwortung für sie übernehmen?«, fragte Leo verächtlich. »Ihr könnt sie haben, wenn Ihr wollt.« Rohans Schweigen entlockte ihm ein trostloses Lachen. »Nein? Dann erspart mir bitte in Zukunft Eure unerwünschten Ratschläge.«
    Unheilvolle Besorgnis stieg in Amelia hoch, als sie den leeren Blick ihres Bruders bemerkte. Er verwandelte sich in einen Fremden, einen Mann, der seine unermessliche Wut derart tief in sich hineinfraß, dass sie allmählich an seinem Fundament nagte, bis eines Tages die schwächste Stelle nachgeben würde, und er – ähnlich wie dieses Haus – in sich zusammenfallen würde.
    Unerschüttert drehte sich Rohan zu Amelia um. »Anstelle eines Ratschlags will ich Euch jedoch auf eine Veranstaltung hinweisen. In zwei Tagen wird hier im Dorf ein Besenmarkt abgehalten.«
    »Was ist das?«
    »Es ist ein Markt, um neue Dienstboten einzustellen, und wird von allen Dorfbewohnern besucht, die auf der Suche nach Arbeit sind. Sie tragen ein Symbol ihres Berufsstandes in Händen – eine Magd hält einen Besen, ein Dachdecker ein Büschel Stroh.
Wenn Ihr Euch für jemanden entschieden habt, gebt Ihr ihm einen Shilling, und er wird ein Jahr lang in Euren Diensten stehen.«
    Amelia wagte einen verstohlenen Blick zu ihrem Bruder. »Wir brauchen anständiges Personal, Leo.«
    »Dann geh doch hin und stell ein, wen auch immer du willst. Was kümmert’s mich?«
    Amelia nickte

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