Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
erinnern, in welchem Zusammenhang er diesen Namen schon einmal gehört hatte.
Sein Handy riss ihn aus seinen Gedanken. Es war zwölf Uhr, als Sjöberg den Anruf entgegennahm. Im selben Moment öffnete der Himmel seine Schleusen, und es begann, heftig zu schneien. Keiner von ihnen schien es wirklich zu bemerken.
»Hallo!«, sagte Sjöberg. »Danke noch mal für den schwierigen, aber schönen Abend. Und das Spiel durfte ich dann ja auch noch gewinnen.«
»Das nennt man Gastfreundschaft«, erwiderte Mia scherzhaft, aber ihre Stimme hatte einen ernsten Unterton, und sie wechselte auch gleich das Gesprächsthema. »Du, Conny, ich weiß nicht, ob das irgendeine Bedeutung hat, aber ich dachte, dass ich dich sicherheitshalber gleich anrufen sollte.«
»Ja?«
»Du hast mich doch am Freitag gefragt, ob ich diese Frau in Katrineholm vielleicht kennen würde. Du weißt schon, die, die Anfang der Woche ermordet wurde, Lise-Lott Nilsson.«
»Ja, was ist mit ihr?«
»Ja, also ich habe sie zuerst überhaupt nicht wiedererkannt, wie du dich bestimmt erinnerst. Hat sie etwas mit deinen Ermittlungen zu tun, oder …?«
»Nein«, sagte Sjöberg ungeduldig. »Ich war ganz einfach nur neugierig. Warum?«
»Tja, jetzt ist es also so … Du darfst nicht über mich lachen oder denken, dass ich sensationslüstern bin oder so …«
»Raus mit der Sprache. Worum geht es denn?«
Ohne zu wissen, warum, spürte Sjöberg, wie ihn die Spannung packte und sein Herz heftiger zu schlagen begann.
»Jetzt am Freitag ist ja auch eine Frau ermordet worden …«
»Ja?«
»… und die habe ich gekannt. Eine vierundvierzigjährige Frau aus … also das stand nicht in der Zeitung. Da stand, dass sie aus Sigtuna war, aber ich weiß, dass sie ursprünglich aus Katrineholm stammte. Carina Ahonen hieß sie.«
Sjöberg stieg auf die Bremse, ohne vorher in den Rückspiegel geschaut zu haben. Glücklicherweise war hinter ihnen kein Auto unterwegs. Er hatte ein Gefühl, als wäre ihm das Herz stehen geblieben, und saß ein paar Sekunden lang nur da und starrte mit dem Telefon in der Hand ins Leere. Hamad schaute erschrocken zu ihm hinüber und hatte keine Ahnung, worum es in diesem Gespräch überhaupt ging.
»Hallo!«, sagte Mia. »Bist du noch dran?«
»Danke, Mia«, sagte Sjöberg, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. »Das war eine ungeheuer wichtige Information. Ich rufe dich später wieder an.«
Er beendete das Gespräch und steckte das Telefon zurück in die Jackentasche. Hamad starrte ihn immer noch mit weit aufgerissenen Augen an.
»Worum ging es denn?«, fragte er schließlich.
»Ich weiß nicht«, sagte Sjöberg. »Ich muss nachdenken.«
»Du stehst mitten auf der Straße«, bemerkte Hamad.
»Ich weiß. Warte ein bisschen …«
»Komm jetzt! Wer war denn dran?«
»Meine Schwägerin Mia. Sie hat mir erzählt, dass Carina Ahonen ermordet worden ist …«
»Carina Ahonen … Aber das war doch … Verdammt, der kleine Liebling!«, rief Hamad aus. »Woher weiß sie das denn?«
»Ich wusste es auch«, sagte Sjöberg. »Ich habe einfach nur nicht geschaltet. Das hat mir schon den ganzen Vormittag im Hinterkopf herumgespukt.«
Sjöberg wirkte mittlerweile klarer und sprach mit konzentrierter, aber eifriger Stimme.
»Hans Vannerberg, vierundvierzig Jahre alt, aus Katrineholm wurde vor zwei Wochen im Haus seiner ehemaligen Vorschullehrerin Ingrid Johansson ermordet. Gestern wurde ein anderes Kind aus demselben Jahrgang ermordet, Carina Ahonen. Im selben Zeitraum wurde außerdem noch eine vierundvierzigjährige Frau aus Katrineholm umgebracht: Lise-Lott Nilsson, du weißt schon, die mit dem Badezuber. Ich würde Haus und Hof darauf wetten, dass sie auch irgendwo auf diesem Bild zu sehen ist. Und vielleicht gibt es ja auch noch mehr. Drei ermordete Vierundvierzigjährige im Laufe von zwei Wochen, und alle stammen aus Katrineholm«, fasste Sjöberg zusammen und sagte, jede einzelne Silbe betonend: »Jamal, ich glaube, wir sind einem Serienmörder auf der Spur.«
»Du machst Witze«, sagte Hamad, ohne auch nur einen Augenblick lang selbst daran zu zweifeln. »Ein Serienmörder? Das ist doch verrückt! Wie viele von der Sorte haben wir in Schweden überhaupt schon gehabt?«
»Nicht viele, aber hier haben wir einen. Davon bin ich überzeugt.«
Gab es weitere Opfer? Er erinnerte sich an irgendetwas, das er gelesen hatte, wusste aber auch diesmal nicht mehr, was es gewesen war. Ob noch mehr passieren würde? Jetzt galt es, schnell zu
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