Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
und erhob sich von seinem Stuhl. »Und kniet euch ordentlich rein. Wenn das hier vorbei ist, können dann alle ein paar Gleittage nehmen.«
Fünf Stühle scharrten über den Parkettboden, und drei Polizisten und ein Staatsanwalt verließen mit entschlossenen Mienen den Besprechungsraum. Sandén blieb noch einen Augenblick stehen und gab Sjöberg einen anerkennenden Klaps auf die Schulter.
»Du und deine verdammte Intuition. Aber du bist ein miserabler Tennisspieler«, fügte er lachend hinzu und verließ den Raum.
Sjöberg ging in sein Büro hinüber und schloss die Tür hinter sich. Noch bevor er sich hingesetzt hatte, hatte er sich den Telefonhörer geschnappt und wählte die Nummer seiner Schwägerin. Lasse ging ans Telefon. Sie tauschten ein paar kurze Höflichkeitsfloskeln aus, dann bat er ihn, Mia an den Apparat zu holen.
»Was ist denn los?«, fragte Lasse, reichte den Hörer aber ohne weitere Umstände an seine Frau weiter.
»Jetzt erzähl schon«, sagte Mia. »Ich sterbe vor Neugier.«
»Was ich dir jetzt erzähle, ist absolut vertraulich«, sagte Sjöberg formell. »Ihr dürft niemandem auch nur ein einziges Wort davon sagen, verstehst du?«
»Absolut«, antwortete Mia.
»Es hat sich herausgestellt, dass der Mord, an dem ich gerade arbeite, eng mit dem zusammenhängt, von dem du mir heute Vormittag erzählt hast, und wahrscheinlich auch mit dem, über den wir uns am Freitag unterhalten haben. Wir scheinen es hier mit einem Serienmörder zu tun zu haben. Ein Serienmörder, der eine starke Verbindung zu Katrineholm hat.«
»Wow«, sagte Mia.
»Du kannst mir vielleicht ein bisschen helfen, wenn du nichts dagegen hast. Sehr inoffiziell, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Selbstverständlich.«
»Die Polizei arbeitet normalerweise nicht mit solchen Methoden, wie du sicher weißt. Aber wenn du dich dazu in der Lage siehst, möchte ich, dass du gewisse Nachforschungen für mich anstellst. Du verfügst ja über Verbindungen nach Katrineholm.«
»Was soll ich denn da machen?«
»Kennst du Skogskullen?«
»Natürlich, das war eine Vorschule, als ich klein war.«
»Genau. Im Schuljahr 68/69 gab es dort eine Klasse unter der Leitung von Ingrid Johansson. In diese Klasse gingen auch Carina Ahonen und Hans Vannerberg, das Mordopfer bei den Ermittlungen, an denen ich gerade arbeite. Bis jetzt habe ich noch keine anderen Kinder aus dieser Klasse identifizieren können, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich hätte gerne, dass du dich ganz diskret umhörst, ob sich in dieser Klasse irgendetwas Besonderes ereignet haben könnte, wie die soziale Struktur aussah, ob es irgendwelche Kinder gab, die auf eine bestimmte Weise auffielen. Verstehst du? Ich werde mich wieder bei dir melden, wenn ich weitere Details habe.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Aber kein Wort zu jemandem, klar?«
»Ich werde schweigen wie ein Grab.«
»Gut. Bis dann.«
Sjöberg legte den Hörer auf, um ihn gleich danach wieder in die Hand zu nehmen. Dieses Mal rief er die Auskunft an, die ihn mit der Polizei in Katrineholm verband. Der wachhabende Polizeimeister, der das Gespräch entgegennahm, verwies auf einen Kommissar Torstensson, der an diesem Wochenende allerdings dienstfrei hatte. Er versprach, ihn so schnell wie möglich ausfindig zu machen. Sjöberg legte den Hörer wieder auf und wiederholte die Prozedur mit der Polizei von Sigtuna. Anschließend ging er hinaus in den Flur, holte sich eine Tasse Kaffee und war rechtzeitig wieder auf seinem Platz, als Hamad das Sandwich ablieferte.
Er hatte es gerade zur Hälfte aufgegessen, als das Telefon klingelte. Es war ein Kommissar Holst von der Polizei in Sigtuna. Er war äußerst erschüttert über das, was Sjöberg zu berichten hatte, und erzählte seinerseits, dass sie Fingerabdrücke am Tatort gesichert hätten, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vom Mörder stammten. Er berichtete außerdem, dass sie den Mord an Carina Ahonen als ziemlich bestialisch einstufen würden und dass allem Anschein nach auch Elemente von Folter eine Rolle gespielt hätten. Dem Opfer seien die Haare abgeschnitten worden und sie habe ernsthafte Brandwunden im Gesicht aufgewiesen, die ihr vor dem Tod zugefügt worden seien. Schließlich sei ihr die Kehle durchgeschnitten worden. Eine ziemlich blutige Angelegenheit also. Sjöberg versprach, wieder von sich hören zu lassen, sobald er mit der Polizei in Katrineholm gesprochen hatte. Der Appetit auf das Sandwich war ihm inzwischen
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