Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
legte Sandén nach.
»Jetzt hör aber mal auf«, entfuhr es Petra. »Lass deine verdammten Rassistenklischees doch einfach stecken. Das nächste ist wahrscheinlich was mit Kamelen.«
Sandén legte die Hand vor den Mund und spielte den Schuldbewussten. Sjöberg boxte ihm mit der Faust leicht gegen den Oberarm.
»Wenn es dich interessiert: Ich lasse mich gerade scheiden«, antwortete Hamad und schaute Sandén mit ernster Miene an.
»Oh, verdammt«, sagte Sandén. »Das wusste ich nicht. Tut mir leid.«
Petra und Sjöberg sahen Hamad verwundert an.
»Aber, Jamal, warum hast du denn nichts erzählt?«, fragte Petra und legte eine Hand auf seinen Arm.
»So was ist nicht gerade das Erste, was einem morgens zum Dienstbeginn über die Lippen kommt.«
»Aber …«
»Seit dem letzten Wochenende ist es beschlossene Sache. Das ist zwar traurig, lässt sich aber nun mal nicht ändern. Prost.«
Petras leeres Glas stand noch auf ihrem alten Platz, aber Sjöberg reichte ihr Hadar Roséns halb ausgetrunkenes Glas, damit sie mit anstoßen konnte.
Ein paar Minuten später war Sandén bereits wieder dabei, die ganze Gesellschaft zum Lachen zu bringen, sogar Lotten und Micke, die sich mittlerweile kein Gehör mehr verschaffen konnten. Mit Sandén als Dirigent jagte ein Gesprächsthema das andere, und jeder am Tisch wurde mit einbezogen. Die Stimmung war plötzlich besser, als sie den ganzen Abend zuvor gewesen war, und sie verließen das Restaurant erst, als sie freundlich, aber bestimmt darum gebeten wurden. Da waren sie schon lange die einzigen Gäste, denn es war bereits halb zwei.
SONNTAGVORMITTAG
Nachdem Sjöberg aufgestanden war, hatte er zu seiner Enttäuschung feststellen müssen, dass sich der Zeitungsausträger heute offensichtlich nicht dazu herabgelassen hatte, ihnen die Sonntagsausgabe vorbeizubringen. Also versuchte er das Aftonbladet von gestern am Küchentisch zu lesen, während er sein Frühstück aß und seinen beiden Zwillingssöhnen half, ohne größere hygienische Katastrophen ihre kleinen Butterbrote zu essen und ihre Dickmilch zu löffeln. Die anderen Kinder saßen vor dem Fernseher und schauten sich eine Wiederholung des Kinderprogramms von gestern Abend an. Åsa stand unter der Dusche. Während die beiden Jungs gleichzeitig und unter Schweigen an ihren Leberwurstbroten kauten, gelang es ihm, einen Artikel im Mittelteil der Zeitung zu lesen, der auf der ersten Seite reißerisch mit Jannikes Freundin brutal ermordet angekündigt war:
Die vierundvierzigjährige Carina Ahonen Gustavsson, wurde am Freitagabend in ihrem Haus, einem einsam gelegenen Hof in der Umgebung von Sigtuna, ermordet aufgefunden. Die Frau wurde um zehn Uhr von ihrem Ehemann entdeckt, als er von einer Auslandsreise nach Hause zurückkehrte. Sie war schwer misshandelt und mit einem Messer getötet worden. Der genaue Zeitpunkt der Tat konnte noch nicht festgestellt werden. Über etwaige Spuren, die auf den Täter hinweisen könnten, schweigt die Polizei sich aus.
Der größte Teil der Seite wurde allerdings von einem Interview mit besagter Jannike eingenommen. Sie erzählte von der Freundschaft, die sie zwanzig Jahre lang mit der ermordeten Frau verbunden hatte.
Christoffer versenkte seinen Ellenbogen in der Dickmilch, sodass Milch und Haferflocken in sämtliche Richtungen spritzten. Jonathan lachte seinen Bruder aufmunternd an, sodass Sjöberg seine Leseversuche aufgeben und sich um die Kinder kümmern musste. Er spürte eine nagende Unruhe im Bauch, hatte aber weder die Zeit noch die Kraft, diesem Gefühl nachzuspüren, das seine ansonsten so gute Sonntagslaune zu untergraben drohte. Er beendete sein Frühstück und das der Kinder, so schnell er konnte, und ging sich rasieren.
Als er mit dem Nassrasierer an der Wange vor dem Spiegel stand, spürte er, dass seine Hand immer noch nicht ruhig war. Erneut war er mitten in der Nacht wach geworden und war schweißnass und mit klopfendem Herzen ins Badezimmer gewankt, um dort den unheimlichen Traum von sich abzuschütteln … Na ja, wenn unheimlich der richtige Ausdruck war. Der Traum an sich war eigentlich nicht so schrecklich, aber er erlebte ihn so. Und in letzter Zeit war er in mehr als einer Hinsicht unheimlich geworden. Seitdem die Frau im Fenster Margit Olofssons Gestalt angenommen hatte, begann er, an seinem Verstand zu zweifeln. Großer Gott, er lebte mit der wunderbarsten Frau der Welt zusammen, und nichts konnte ihn dazu bringen, Åsa zu verlassen. Keine Frau der Welt konnte
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