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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Kater nicht überlisten können. Mit zunehmendem Alter wurde es einfach immer schwerer, und er beschloss – er wusste nicht, zum wievielten Mal –, nie wieder Alkohol zu trinken. Es war ein Beschluss, den er, dessen war er sich sicher, bereits am Samstagabend wieder aufheben würde, falls ihm danach war.
    Er ließ Åsa noch ein paar Stunden weiterschlafen. Er würde sie ohnehin die längste Zeit des Tages allein mit den Kindern zu Hause lassen. Die Aufgaben, die jetzt anstanden, drängten zwar, aber ein, zwei Stunden früher oder später würden auch nichts mehr ändern. Hans Vannerberg wurde von dem, was er sich für diesen Samstag vorgenommen hatte, jedenfalls nicht wieder lebendig.
    Als es zehn Uhr war, weckte er schließlich seine immer noch tief und fest schlafende Frau. Er selbst und die fünf Kinder waren zu diesem Zeitpunkt schon seit vier Stunden wach. Er hatte also kein ganz so schlechtes Gewissen mehr. Er kroch zu ihr zwischen die nach Schlaf duftenden Laken und nahm sich die Zeit, für ein paar Minuten das Gefühl ihres warmen, weichen Körpers an seinem zu genießen. Dann entschuldigte er sich und versprach, so schnell wie nur irgend möglich wieder zurückzukommen, vielleicht sogar noch, bevor die Zwillinge aus ihrem Nachmittagsschlaf erwacht waren.
    Er umarmte die Kinder und schickte sie zu ihrer schlaftrunkenen Mutter hinein. Dann schlich er vorsichtig aus der Wohnungstür, damit die beiden kleinen Jungs ihn nicht entdeckten und versuchten, ihm barfuß in das schmutzige Treppenhaus zu folgen.

    Unten auf der Straße bemerkte er mit Verwunderung, dass sich die schweren Wolken aufgelöst hatten und sich die Sonne zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder zeigte. Es wehte ein kräftiger Wind, und die Temperatur lag um den Gefrierpunkt. Er entschied sich trotzdem dafür, zu Fuß zur Polizeiwache zu gehen. Der Spielplatz auf dem Nytorget war schon voller Kinder, und auf den Bänken saßen ihre Eltern und passten auf sie auf. Er beneidete sie nicht. An Spielplätzen zu sitzen und aufzupassen gehörte nicht zu Sjöbergs Lieblingsbeschäftigungen.
    Statt die Östgötagatan direkt zur Polizeiwache hinunterzugehen, nahm er den Fußweg durch Eriksdal. Der Wind blies ihm ins Gesicht, und er bereute, dass er sein Halstuch nicht mitgenommen hatte. Unter der Auffahrt zur Skansbro lagen in viel zu dünner Kleidung zwei Säufer und krakeelten. Sjöberg steckte seine Hände noch tiefer in die Jackentaschen, als er sie erblickte. Trotzdem war dieser Spaziergang genau das, was er gebraucht hatte. Als er sich kurz darauf an seinen Schreibtisch setzte, fühlte er sich schon sehr viel munterer.
    Als Erstes rief er noch einmal zu Hause bei Margit Olofsson an, um vielleicht ein paar Worte mit Ingrid Johansson wechseln zu können, aber wie er befürchtet hatte, ging dort immer noch niemand ans Telefon. Anschließend versuchte er Gun Vannerberg unter einer der beiden Nummern zu erreichen, die sie ihm gegeben hatte, aber auch hier hatte er kein Glück. Schließlich rief er bei Pia Vannerberg an, die zu Hause war. Er fragte sie, ob es in Ordnung wäre, wenn er für eine Weile hinüberkommen würde, und sie erklärte mit matter Stimme, dass sie nichts dagegen einzuwenden habe.
    Er nahm den Umschlag mit den alten Fotografien von der Vorschule, verließ die Polizeiwache und ging den Fußweg wieder zurück bis hinauf zum Skanstull, wo er die U-Bahn nach Süden nahm. Bei Enskede Gård stieg er aus dem Zug und ging das letzte Stück wieder zu Fuß. Pia Vannerbergs Mutter öffnete ihm die Tür, und mit einer gewissen Erleichterung stellte er fest, dass die junge Witwe in ihrer Trauer nicht alleine war. Ihre Mutter war bei ihr.
    Pia Vannerberg war ungeschminkt und sah erschöpft aus. Sie bewegte sich wie in Zeitlupe und sprach langsam, was Sjöberg zu der Schlussfolgerung verleitete, dass sie Beruhigungsmittel verschrieben bekommen hatte. Es war still im Haus. Die Kinder waren nicht zu sehen, ihr Großvater auch nicht. Sjöberg vermutete, dass er seine Enkel an diesem verhältnismäßig schönen Herbsttag mit nach draußen genommen hatte. Mutter und Tochter setzten sich aufs Sofa, und Sjöberg nahm den Sessel, so wie bei seinem letzten Besuch. Er holte die Fotos heraus und breitete sie vor den beiden Frauen auf dem Couchtisch aus.
    »Ich habe eigentlich nur eine Frage«, sagte er und wandte sich Hans Vannerbergs Witwe zu. »Mir ist bewusst, dass es schwer für Sie ist, aber ich möchte gerne wissen, ob Sie auf einem dieser Bilder Hans

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