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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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gegenüber auf einem Stuhl saß und darum bat, die sterblichen Überreste ihres Sohnes sehen zu dürfen.
    »Der Rechtsmedizin wäre am liebsten, wenn wir nicht vor vier Uhr kommen, aber ich werde trotzdem einmal nachfragen«, hatte Sjöberg gesagt.
    »Jaaää«, hatte Gun Vannerberg geantwortet, genau wie der Polizist im Interview.
    »Okay. Also, was meinst du, wer war nett zu dir?«, hatte er Gun damals gefragt.
    »Jaaää, die Kinder natürlich und Pia und Pias Eltern. Sie sind doch feine Leute, Pias Familie, verstehst du? Aber sie lassen es sich nicht so anmerken. Jedenfalls reden sie mit mir.«
    Und was brachte ihm diese plötzliche Erkenntnis?
    »Was treibst du da eigentlich gerade, Schatz?«, unterbrach Åsa seinen Gedankenfluss.
    »Ich muss mal auf die Toilette«, antwortete Sjöberg, erhob sich vom Sofa und eilte mit schnellen Schritten aus dem Zimmer.
    Die anderen schüttelten die Köpfe und lachten verlegen, bevor sie sich wieder den Spielvorbereitungen zuwandten.
    Sjöberg ging ins Badezimmer und setzte sich auf den Badewannenrand. Der Polizist in den Fernsehnachrichten kam also genau wie seine Schwägerin aus Katrineholm, aber auch Gun Vannerberg stammte von dort, dachte er. Mias Dialekt war mittlerweile eine ziemlich ausgewaschene Variante der Katrineholmer Mundart, aber Gun Vannerberg sprach denselben Dialekt wie dieser Polizist, da war er sich ganz sicher. Hatte Hans Vannerberg also in Katrineholm gewohnt? Warum hatte seine Mutter Sjöberg diese Information dann vorenthalten? Sandén würde ihn auslachen, wenn er ihn jetzt sehen könnte, aber Sjöberg war davon überzeugt, dass er auf eine wichtige Spur gestoßen war. Er wusste es intuitiv, und diesmal würde er seinem Gefühl vertrauen. Aber wie passte Ingrid Johansson in dieses Bild?
    Er stand auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Drei neugierige Augenpaare richteten sich auf ihn.
    »Ich brauche eine Karte«, rief er aufgeregt.
    »Eine Karte?«
    Lasse schaute ihn fragend an.
    »Eine Karte von Schweden, irgendeine.«
    »Ich weiß nicht, wo unsere Karte steckt«, sagte Mia. »Ich glaube nicht, …«
    »Ich brauche unbedingt eine. Sofort.«
    »Vielleicht hat unser Nachbar eine«, schlug Lasse vor.
    Mia erkannte den Ernst der Lage, der sich in Sjöbergs Augen spiegelte, und stand entschlossen auf.
    »Ich gehe rüber und frage nebenan«, sagte sie und schritt zielstrebig in die Diele, zog sich ein Paar Schuhe an und verschwand durch die Tür.
    »Worum geht es denn, Conny?«, wollte Lasse wissen. »Du siehst ja richtig aufgeregt aus.«
    »Ihm ist eine Idee gekommen«, antwortete Åsa an seiner Stelle. »Ihm ist etwas Wichtiges eingefallen, das mit dem Mord zu tun hat.«
    »Mord?«
    Lasse betrachtete ihn fasziniert.
    »Du sitzt besoffen hier rum und löst dabei Mordfälle?«
    »Ja, das hoffe ich doch«, antwortete Sjöberg mit einem zerstreuten Lächeln.
    Im selben Augenblick wurde die Tür wieder geöffnet, und Mia kam mit einem Autoatlas in der Hand hereinmarschiert. Sie gab das Buch an Sjöberg weiter, der sofort im Ortsregister ganz hinten herumzublättern begann.
    »Wonach suchst du denn?«, fragte Mia.
    »Katrineholm«, antwortete Sjöberg. »Ich möchte sehen, wo Katrineholm liegt …«
    »Das könnte ich dir auch so erklären«, sagte Mia, aber in diesem Augenblick schenkte Sjöberg den anderen schon keine Beachtung mehr.
    Er ließ den Zeigefinger über die Spalten wandern und murmelte:
    »Katorp, Katrineberg, Katrineborg, Katrinedal, Katrineholm – da haben wir es ja, Seite 62 …«
    Er blätterte zu der angegebenen Seite zurück und beugte sich für eine Weile über die Kartendarstellung. Seine Augen wanderten über die Namen von Seen, Städten, Flecken und Dörfern. Entschlossen suchte er weiter, bis er fand, wonach er suchte. Dort stand es, klar und deutlich, in fetten schwarzen Lettern, genau zwischen Katrineholm und Hallsberg: Österåker.
    Sjöberg klappte den Atlas mit einem Knall wieder zu und wandte sich mit einem entschuldigenden Blick seiner Frau zu.
    »Ich fürchte, dass dieses Wochenende eine Menge Arbeit auf mich zukommt«, sagte er betrübt.
    In seinem Inneren allerdings verspürte er eine große Erleichterung.

SAMSTAGVORMITTAG
    Als er am Samstagmorgen erwachte, hatte er hämmernde Kopfschmerzen. Obwohl er schon um elf Uhr, gleich nach seiner aufregenden Entdeckung, dazu übergegangen war, nur noch Wasser zu trinken, und vor dem Schlafengehen zwei Paracetamol mit mindestens fünf Gläsern Wasser hinuntergespült hatte, hatte er den

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