Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
kompakten Schicht aus Ärger über das laute Geschrei der Kinder. Zwanzig Minuten später, als die Mädchen vor dem DVD -Spieler saßen und Popcorn aßen, die Zwillinge vollgestopft mit Vollkornbrei in ihren Gitterbetten lagen und plapperten, Simon vor dem Computer saß und Åsa unter der Dusche stand, fand er die Zeit, sich seiner nassen Hosen zu entledigen. Da klingelte es an der Haustür. Halb nackt musste er in die Diele rennen und den Türöffner betätigen, damit die Babysitterin ins Treppenhaus konnte. Die Tür zum Badezimmer war abgeschlossen, sodass sein Bademantel außer Reichweite war und er sich mühsam wieder in die nasse Hose zwängen musste.
Die Babysitterin war sechzehn und die Halbschwester von Simons Freund Johan aus dem Nachbarhaus, wo sie allerdings nur jedes zweite Wochenende wohnte. Sie hieß Anna und war ein vernünftiges Mädchen, das sich nicht auf der Nase herumtanzen ließ. Die Kinder liebten sie sehr. Außerdem war es ein beruhigendes Gefühl, dass sie sich zur Not Unterstützung im Nachbarhaus holen konnte, falls etwas Unvorhergesehenes passierte.
Es war das erste Mal, dass sie die Zwillinge allein mit Anna zu Hause ließen, aber es würde bestimmt keine Probleme geben, denn die Jungen schliefen nachts durch. Die Mädchen stürmten in die Diele hinaus, nachdem sie die Klingel gehört hatten, und warfen sich Anna in die Arme, kaum dass Sjöberg ihr die Tür geöffnet hatte. Er kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo es ihm schließlich gelang, sich hastig frisch zu machen und umzuziehen, bevor es Zeit war, nach unten zum vorbestellten Taxi zu gehen. Erst als sie angeschnallt auf der Rückbank saßen und den Taxifahrer in die richtige Richtung dirigiert hatten, fanden Sjöberg und seine Frau Zeit, einander zu begrüßen.
Dass Lasse und Åsa Geschwister waren, konnte man nicht übersehen, wenn sie nebeneinandersaßen. Beide waren rank und schlank, obwohl Lasse, der ein paar Jahre älter war als Åsa, bereits ein kleines Bäuchlein angesetzt hatte, das er mit Hilfe von Oberhemden und Pullis der bauschigeren Art zu verbergen suchte. Beide waren natürlich blond und hatten dieselben grünen, fast katzenartigen Augen. Seine Schwägerin Mia war dagegen dunkelhaarig, klein und mollig und besaß ein wunderbares, ansteckendes Lachen. Sie hatten keine Kinder, und obwohl sie Kinder liebten und die besten Babysitter waren, die man sich vorstellen konnte, war Åsa davon überzeugt, dass ihre Kinderlosigkeit selbst gewählt war, auch wenn sie niemals gewagt hatte, diese Frage ihnen gegenüber anzusprechen. Sjöberg hatte so seine Zweifel, beugte sich aber der Expertise seiner Frau hinsichtlich ihres Bruders. Lasse war Innenarchitekt, was sich definitiv nicht in ihrem eigenen, ziemlich gedankenlos eingerichteten Zuhause widerspiegelte, und Mia arbeitete als Chefin in einer IT -Firma. Sie waren viel unterwegs, und das war vor allem der Grund, warum Åsa glaubte, dass die Kinderlosigkeit selbst gewählt war.
Als Sjöberg sich auf das etwas mitgenommene, aber bequeme Ecksofa sinken ließ und einen Schluck von Lasses Spezialität, Wodka mit Magic, trank, spürte er, wie müde er eigentlich war. Die Anspannung der vergangenen Tage begann allmählich, von ihm abzufallen, und der starke Drink stieg ihm direkt in den Kopf. Die Enttäuschung über Gun Vannerbergs negative Antwort auf die Frage, ob die Familie jemals in Österåker gewohnt hätte, blubberte wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins, und er musste tief seufzen. Er konnte die Stimmen der Geschwister aus der Küche hören, als Mia sich neben ihm auf das Sofa fallen ließ und ihm eine kleine Porzellanschale mit riesigen grünen Oliven vor die Nase hielt.
»Warum dieser resignierte Seufzer?«, fragte sie neugierig.
Er nahm eine Olive und warf sie sich in den Mund.
»Ich atme einfach durch nach einer langen und anstrengenden Arbeitswoche mit Kontakt zum Bodensatz der Gesellschaft«, scherzte er, bevor er den Olivenkern in einem Aschenbecher entsorgte, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus einem Restaurant in der Nachbarschaft gestohlen worden war.
»Oje«, sagte Mia. »Woran arbeitest du denn gerade?«
»An einem Mord in Enskede. Ein vierundvierzigjähriger Immobilienmakler, der in der Küche einer alten Oma erschlagen worden ist.«
Noch während er sprach, fiel ihm eine andere Vierundvierzigjährige ein, und er erinnerte sich, dass Mia in Katrineholm großgeworden war.
»Hast du übrigens von dieser zweifachen Mutter in
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