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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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wohl versuchen müssen, einen Babysitter zu finden.«
    »Jetzt sei nicht so, Åsa. Ich weiß auch, dass ich mich ziemlich dämlich angestellt habe und dass der Samstagabend jetzt futsch ist, aber was soll ich tun? Ich bin doch der verdammte Chef.«
    »Du hast heute gearbeitet, du wirst morgen arbeiten. Du kannst nicht einfach die ganze Woche unterwegs sein, dann noch das Wochenende durcharbeiten und zwischendurch am Samstagabend noch aufs Firmenfest gehen und dich einfach darauf verlassen, dass ich mich um alles kümmern werde! Ich habe auch eine Arbeit. Und ein Leben.«
    »Das weiß ich doch«, sagte Sjöberg. »Ich trage ja auch mein Scherflein bei. Manchmal passieren solche Dinge eben, das weißt du genau. Manchmal ist es ja auch andersherum. Wenn du viel arbeiten musst und ich ein bisschen weniger Stress habe, dann spiele ich hier das Bodenpersonal.«
    »Aha, und wie oft passiert das? Ich habe immer Stress auf der verdammten Arbeit. Ich bin schließlich Lehrerin.«
    Die Kinder schauten entgeistert auf ihre Eltern. Jetzt fluchte Mama sogar, das war ein schlechtes Zeichen.
    »Geht raus, und guckt Fernsehen oder so was«, sagte Sjöberg irritiert und scheuchte die drei größeren Kinder mit einer beiläufigen Handbewegung aus dem Zimmer. »Mama und ich müssen uns unterhalten.«
    Die Kinder trollten sich, und Sjöberg machte die Tür hinter ihnen zu. Sie setzten ihren Streit mit fauchenden Stimmen fort.
    »Stell dir vor, ich wäre um fünf Uhr am Samstagnachmittag angekommen und hätte gesagt, dass ich noch mit meinen Freunden um die Häuser ziehen möchte. Na? Was hättest du da gesagt?«
    In Åsas Augen blitzten Funken, und Sjöberg spürte, wie auch er langsam wütend wurde.
    »Dann hätte ich gesagt: ›Wie schön! Du hast es dir verdient, dich mit deinen Freunden zu treffen. Viel Spaß heute Abend!‹ Das wäre wohl die naheliegendste Antwort gewesen«, erwiderte er in einem überheblichen Tonfall, der bei Åsa das Fass zum Überlaufen brachte.
    »Du hast leicht reden. So etwas passiert nämlich nie!«
    »Das ist dann aber dein Fehler.«
    »Nein, es ist dein Fehler! Ich habe überhaupt keine Möglichkeit, mit meinen Freunden auszugehen, weil du nie zu Hause bist und ich die ganze Zeit hierbleiben und mich um die Kinder kümmern muss. Und um das Putzen und das Essenkochen und um alles andere auch.«
    »So wie ich das sehe, bin ich im Augenblick derjenige, der mit der Schürze in der Küche steht. Du sitzt mit einem Drink in der Hand am Küchentisch.«
    Sjöberg trank einen tiefen Zug aus seiner Bierflasche, während Åsa nachlegte.
    »Soll ich etwa dankbar dafür sein, dass ich einen Tag in der Woche nicht kochen muss? Ich habe nicht den Eindruck, dass du dich für die anderen sechs Abende besonders dankbar zeigst.«
    »Wie anstrengend ist es denn, ein paar Makkaroni zu kochen und tiefgefrorene Pfannengerichte in der Mikrowelle aufzuwärmen?«
    Er wusste, dass er jetzt ungerecht war und dass seine herablassende Art Åsa in den Wahnsinn treiben würde, aber was sollte er tun? Sie kläffte wie ein Kettenhund, und er musste unbedingt auf diese vermaledeite Weihnachtsfeier.
    Åsa stand auf und verließ entschlossenen Schrittes die Küche, um sich mit den größeren Kindern in den Fernsehraum zu setzen. Christoffer und Jonathan fegten unbekümmert alle Puzzleteile vom Tisch, bevor sie ihr hinterhertapsten. Sjöberg hatte gehofft, dass die großen Kinder wiederkommen und ihm beim Kochen helfen würden, aber daraus wurde nichts. Er sammelte das Puzzle vom Fußboden auf und deckte für sechs Personen am Küchentisch. Anschließend ging er ins Schlafzimmer und zog sich seine gute Jeans, ein sauberes Hemd und ein neues Jackett an, das er vorher noch nie getragen hatte. Er bildete sich ein, dass es Åsa ganz besonders ärgern würde, wenn er es ohne sie einweihte.
    Als Sjöberg das Essen fertig hatte, herrschte in der Küche peinliche Ordnung. Sogar der Herd war gesäubert worden, obwohl noch drei Töpfe mit Essen daraufstanden. Er ging ins Fernsehzimmer, gab jedem Kind ein Küsschen und verkündete, dass das Abendessen fertig sei. Schließlich gab er auch Åsa einen Kuss aufs Haar und sagte, dass er jetzt gehen müsse. Sofern es möglich war, Eiseskälte in jemandes Kopfhaut zu spüren, dann war das der Moment. Eine halbe Stunde später saß er zusammen mit Sandén im St. Andrew’s Inn in der Nybrogatan und hatte ein großes Weißbier vor sich stehen.

SAMSTAGABEND
    Alle saßen schon am Tisch, als Sjöberg und Sandén

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