Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Gelegenheit, sich ebenfalls zu verabschieden. Petra stand auf und murmelte irgendetwas von Toilette, was allerdings niemand hörte. Hamad bemerkte jedoch, dass sie den Tisch zu genau dem Zeitpunkt verließ, als der Staatsanwalt sich verabschiedete.
Sie folgte Rosén die Treppe hinunter, nahm all ihren Mut zusammen und trat auf ihn zu, als er an der Garderobe stand und seinen Mantel anzog.
»Ich möchte gern mit dir sprechen, Hadar«, sagte sie und versuchte, nicht allzu panisch auszusehen.
Einar Eriksson warf einen hastigen Blick in ihre Richtung, bevor er weiter sein Halstuch zuknotete.
»Schon?«, sagte Rosén und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
Ob es ironisch gemeint war oder nicht, vermochte Petra nicht zu beurteilen, aber sie nickte flehentlich.
»Gute Nacht«, sagte Eriksson und ging.
Sie erwiderten seinen Gruß, und Petra schlug vor, dass sie sich für eine Weile an die Bar setzen könnten, was Rosén akzeptierte.
»Dieses Gespräch muss unter uns bleiben«, sagte Petra. »Du kannst mit mir machen, was du willst, aber ich möchte nicht, dass du irgendjemandem hiervon erzählst.«
Rosén schaute sie misstrauisch an und erklärte, dass er dazu erst Stellung beziehen könnte, wenn er sie angehört hätte. Petra war bereit, dieses Risiko einzugehen, und erzählte zum zweiten Mal ihre Geschichte. Rosén hörte aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Nach zehn Minuten zog er den Mantel aus und legte ihn sich über die Knie. Nach weiteren fünf Minuten war sie fertig.
Als Hamad und Bella Hansson die Treppe herunterkamen, schaute Petra auf. Hamad hatte seine Hand auf Hanssons Schulter, nahm sie aber ganz beiläufig wieder herunter, als er Petras Blick begegnete. Er blinzelte ihr zu, als sie vorübergingen und das Restaurant ohne ihre Mäntel verließen.
»Das ist alles, was ich weiß «, sagte Petra zu Rosén. »Dieser Mann ist nicht irgendein beliebiger Vergewaltiger, sondern ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft. Aber hinter seiner anständigen Fassade versteckt sich ein niederträchtiger Sexualverbrecher. Er vergewaltigt die Frauen in seinem eigenen Haus, und wenn sie aufwachen, glauben sie, dass sie einen One-Night-Stand im Suff hinter sich haben. Das ist, was ich glaube: Er hat schon sein ganzes erwachsenes Leben lang Frauen vergewaltigt. Ich glaube, dass seine Tochter bei einer Vergewaltigung gezeugt wurde, dass er aber damals schon gerissen genug war, es durch eine Heirat zu vertuschen, und – schwuppdiwupp! – gab es keine Beweise mehr. Er ist nicht an Liebe interessiert, er steht auf Gewalt. Eine Frau, die ihn anmacht, findet er uninteressant, es ist die Gewalt, die ihn erregt. Und gibt es eine bessere Umgebung für Vergewaltigungen als einen Krieg? Also wird er Fremdenlegionär. Da kann er jahrelang unbehelligt sein Unwesen treiben, ohne dass jemand auch nur die Stirn runzelt. Als ihm das Soldatenleben schließlich langweilig wird, kommt er nach Hause und muss sich eine andere Vorgehensweise suchen. Also verfeinert er seine Methoden. Außerdem ist er ja Arzt, sodass er keine Probleme hat, an irgendwelche Drogen zu kommen. Verstehst du? Er mag bewusstlose Frauen lieber als willige.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte der Staatsanwalt, der die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt hatte.
»Zunächst einmal möchte ich, dass du meine Verstöße gegen den Datenschutz vergisst. Lass sie irgendwo in dieser Mordermittlung verschwinden. Außer uns beiden weiß niemand davon, und ich habe niemandem damit wehgetan.«
Rosén betrachtete sie nachdenklich über seinen Brillenrand hinweg.
»Und zweitens möchte ich, dass du dafür sorgst, dass Peder Fryhk festgenommen wird.«
»Weshalb? Wir haben schließlich keine Anzeige gegen ihn vorliegen, und Beweise haben wir auch nicht, weil du selbst dich offensichtlich da raushalten möchtest.«
»Wir haben Beweise für eine Vergewaltigung in Malmö 1997 und für eine andere in Göteborg 2002«, sagte Petra.
»Und woher haben wir die?«
»Ich habe das Sperma von meiner eigenen Vergewaltigung zum DNA -Test gegeben. Seine DNA entspricht der des Täters bei diesen beiden Vergewaltigungen.«
Rosén schwieg und dachte eine Weile nach. Durch ein Fenster konnte Petra sehen, wie Hamad in einer Weise vornübergebeugt dastand, die so zu erklären war, dass er sich mit den Handflächen an einer Wand abstützte. Sie zog die Schlussfolgerung, dass Hansson sich mit dem Rücken an der Wand dazwischen befand.
»Aber wenn du ihn nicht
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