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Pferdekuss

Pferdekuss

Titel: Pferdekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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reagiert ja nur reflex haft auf den Druck des Gesäßknochens auf seine Rü ckenmuskulatur und führt automatisch aus, was Sie von ihm fordern, vorausgesetzt, Sie wissen, was Sie wollen.«
    Ohne Zweifel wusste Feil haargenau, wie man jemanden belehrte, ohne den Beweis anzutreten, dass sie es selber konnte. Ich hätte sie zu gern auf Hexe gesehen. Aber schon eilte sie weiter. Ich hätte sie fragen sollen, ob Tilde ihre Reitschülerin Vanessa Bongart identifiziert hatte, und war drauf und dran, ihr hinterherzulaufen, als mein Handy im Jackett zu wimmern anfing. Ich sprang weg von der Reitbahn, ehe die Pferde scheu wurden, und hielt mir das andere Ohr zu.
    »Kultusministerium, Moment, ich verbinde«, befahl eine Frauenstimme.
    »Bongart«, meldete sich gleich darauf eine sonore Au toritätsperson. »Ihr Kollege Hessler vom Stuttgarter Anzeiger hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Sie mich sprechen wollen, Frau Nerz.«
    Um Gottes willen! Was war in Pit Hessler gefahren, dass er meine Nummer weitergab. Ich konnte Herrn Bongart doch nicht einfach mitteilen, dass seine Tochter vielleicht im gerichtsmedizinischen Institut der Universität Tübingen lag.
    »Ich fürchte, es handelt sich um ein Missverständnis …«
    »Sie hatten Herrn Hessler gebeten herauszubekommen, wo ich arbeite«, sagte Bongart, ganz Mann unbürokratischer Entschlusskraft, »deshalb rufe ich Sie gleich selber an. Ich habe nämlich eine Konferenz und kann nicht gestört werden. Aber man möchte doch ganz gern wissen, warum die Presse nach einem fahndet.«
    Wahrscheinlich gab es im Kultusministerium einen Skandal, von dem wir noch nichts wussten. Ich musste Pit nachher anspitzen, aber zunächst musste ich mich herausreden.
    »Ich hätte Sie bestimmt nicht in der Sitzung gestört, so dringend ist es nicht. Es ist … äh … es ist eigentlich ganz lächerlich. Wissen Sie, ich mache eine Reportage übers Reiten. Über Mädchen und Pferde, genauer gesagt. Ich bin hier auf dem Gestüt Gallion, und Ihre Tochter …«
    »Wie kommen Sie auf meine Tochter?«
    »Rein zufällig, genauer gesagt, über ihre Freundin Pet ra Graber.«
    »Und was habe ich damit zu tun? Muss ich das Interview genehmigen, oder wie?«
    Ich verfluchte Pit aus schwärzestem Herzen. »Es ist so, dass Vanessa heute ausreiten wollte, aber sie ist nicht gekommen. Da habe ich gedacht, sie könnte vielleicht übers Wochenende bei Ihnen sein. Das wäre für mich auch viel praktischer, dann könnte ich das Interview mit ihr heute Abend oder morgen in Stuttgart machen und dann gleich in den Satz geben.«
    Eine so einfältige und faule Idee aus törichtem Journalistinnenmund musste so einem Herrn Regierungsrat oder Staatssekretär unmittelbar plausibel erscheinen. Mir rutschte das Handy vor lauter Schweiß vom Ohr.
    »Leider muss ich Sie enttäuschen. Meine Tochter ist nicht bei mir.« Es klang genervt. Es funktionierte.
    »Dann entschuldigen Sie bitte vielmals die Störung. Es war wirklich nicht im Sinne des Erfinders.«
    »Keine Ursache. Schönen Tag noch.«
    Ich nahm davon Abstand, Pit anzurufen und anzuschreien. Vermutlich wartete er nur darauf, um bei der Gelegenheit herauszukriegen, was ich im Familienurlaub vom Staatssekretär oder Regierungsrat Bongart wollte. Vielleicht hoffte auch Hessler auf einen Skandal im Kultusministerium, von dem wir noch nichts wussten. Das konnte ich am Montag klären. Desgleichen, warum Pit sich nicht darauf beschränkt hatte, die Nachschlagewerke über Personen des öffentlichen Lebens durchzusehen, sondern die Ministerien durchtelefoniert hatte, um einen Bongart aufzutreiben. Doch schien es mir nunmehr dringend angeraten, Frau Feil nachzulaufen, um herauszufinden, ob die Tote identifiziert war. Vielleicht konnte ich dann Bongart wieder anrufen und den Eindruck von Schwachsinn tilgen, den ich hinterlassen haben musste. Mein Handy hatte seine Nummer noch im Gedächtnis.
    Ich schaute mich um und sah, dass inzwischen das gesamte Reutlinger Dezernat für Tötungsdelikte anwesend war. Ein Dutzend Beamte in Zivil war immer noch damit beschäftigt, Personalien von Reitern und Reitschülern aufzunehmen. Die Befragung beschränkte sich allerdings auf ein »Haben Sie was mitgekriegt? Nein? Okay. Grüß Gott, haben wir Ihre Personalien schon?«
    »Ja«, log ich, »aber können Sie mir sagen, wo Hauptkommissarin Feil ist?«
    Der Polizist wies mich zum Stall gegenüber dem Schulstall. Ich fand sie in der Sattelkammer zwischen Sätteln auf Holmen, Trensen, Toilette,

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