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Pferdekuss

Pferdekuss

Titel: Pferdekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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dass sie ihn als Zeugen suchen. Aber das ist nur ein Trick, damit er nicht merkt, dass sie ihm auf den Fer sen sind. Stell dir vor, er ist mit der Mistgabel auf die kleine Vanessa losgegangen und …«
    »Mit der Mistgabel?«
    »Das haben sie bei der Obduktion herausgefunden. Er hat ihr die Mistgabel in den Bauch gestoßen. Ein Wunder, wie sie das herausbekommen haben, denn die Leiche hatte scheint’s überhaupt keine Menschenähnlichkeit mehr. Der Vater hat sie auch nur an einem Muttermal am Hals erkannt. Der arme Mann. Jetzt wollen sie noch den Zahnarzt von Vanessa fragen, ob das Gebiss übereinstimmt. Sie bitten ihn, dass er sich meldet, denn Vanessas Mutter können sie nicht fragen, weil sie irgendwo unterwegs ist.«
    »Sag mal, weißt du, warum der alte Gallion gestern plötzlich vom Testament und von unehelichen Kindern angefangen hat? Hat er welche?«
    Die Augen meiner Mutter glitzerten. »Da hat ihm mal eine aus Eningen ein Balg anhängen wollen.« Sie kramte im Schatzkästlein der Gerüchte. »Aber das ist gerichtlich bewiesen worden, dass er nicht der Vater war. Die war nur scharf auf sein Geld. Sie sind alle hinter seinem Geld her. Das Ripp von Bongart auch.«
    »Was? Vanessa?«
    »Nicht Vanessa! Die Mutter. Deswegen hat sie sich doch scheiden lassen. Sie will den Alten. Und nun ist die Tochter tot. Das hat sie nun davon.«
    »Mama? Sag mal, wofür hat dich Gott eigentlich bestraft, dass du deinen Mann so früh verloren hast? Oder war’s eher eine Belohnung?«
    Sie sah mich entgeistert an, erschrocken, wie ertappt. »Aber, Kind, der war doch auch dein Vater.«
    »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, aber du.«
    »Ach Lisa, das waren damals doch ganz andere Zeiten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Damals, da war das eben so. Man musste heiraten. Und man wollte es ja auch. Man hat doch Verantwortung.«
    Mir frohlockte das Herz. Du alte Sünderin! »Ihr muss tet heiraten?«
    »Nun ja, dein Vater war halt ein ungestümer Bursche.«

18
     
    Ich radelte nach Vingen hinein, Hajos braunen Sweater auf den Gepäckträger geklemmt, und schob das Rad die Berggasse hinauf. Aber bei Graber machte niemand auf. Die Mutter kassierte bei Schlecker, und Petra verbrachte den schulfreien Samstag offenbar woanders. Vielleicht besser so.
    Das Hotel König grünte mit Kupferdächern aufgemotzt an der Durchfahrtsstraße und warb mit einem Stern für seine Küche. Bongart war nicht auf seinem Zimmer. Ich fand ihn im Frühstückssaal an einem Tisch in der Ecke über einer Schale Müsli mit dem Rücken zum früchtereichen Frühstücksbüfett.
    »Nicht erschrecken!«
    Er fuhr zusammen und versuchte zu lächeln. »Frau Nerz.«
    Ein Kellner war sofort zur Stelle und erkundigte sich, ob ich Kaffee oder Tee wolle. Ich hatte keine Gelegenheit klarzustellen, dass ich nicht zu Bongarts Frühstücksrechnung gehörte, denn es trillerte mein Handy.
    Polizeihauptmeister Weckerle von der Vingener Wache hatte seine Nachtschicht aus Gründen, die nur er kannte, verlängert und wollte mir nun mitteilen, dass sich der Sachverständige mein Auto bereits angeschaut hatte. »Eine Bremsleitung ist abgerissen. Kommen Sie doch so bald als möglich bei uns vorbei.«
    Bongart war an die soziale Abartigkeit von Handys genug gewöhnt, um jede Form falscher Diskretion abgelegt zu haben. »Gibt es was Neues?«
    »Es war die Polizei«, erklärte ich. »An meinem Wagen haben gestern Abend plötzlich die Bremsen versagt. Vielleicht hätte ich mich doch besser von Ihnen zum Es sen einladen lassen sollen.«
    Bongart lächelte müde.
    »Es sieht nämlich so aus, als hätte jemand auf dem Gallion’schen Parkplatz seine Finger in meiner Bremsanlage gehabt. Was haben Sie denn gestern Abend so getrieben?«
    Bongart hob die Brauen. »Was ist denn das für eine Frage? Bedenken Sie, dass ich nicht weiß, was Sie für einen Wagen fahren.«
    »Aber Sie wussten, wo er stand, nämlich unter Bäumen auf dem Gestütsparkplatz. Und da stand gestern Abend nur ein Auto mit Stuttgarter Kennzeichen.«
    Bongart seufzte. »Dann muss ich mir wohl ein Alibi überlegen, hm?« Er ließ die mischfarbenen Augen zum Nachbartisch schweifen, an dem eben Leute mit übervollen Orangensaftgläsern und Tellern mit Brötchen und Wurst anlandeten.
    »Ach lassen Sie mal«, sagte ich. »Ich bin ja nicht die Polizei. Mich interessiert sowieso mehr, was Sie am Donnerstagabend im Gestüt gesucht haben.«
    »Wie?«
    »Sie sind gesehen worden. Leugnen ist zwecklos.«
    »Wie reden Sie denn mit mir?«
    »Sie

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