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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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»es sind gewisse Dinge
vorgefallen. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich
gab mein Wort.«
    Banning
hielt alarmiert den Atem an. War John der Auslöser für ihre
Verstörung?
    Doch
diese schlimme Vermutung wurde durch die weiteren Worte der jungen
Frau nicht bestätigt. »Ich erhielt heute Nachmittag einen
Brief – besser gesagt: zwei Briefe – mit erschreckendem
Inhalt. Im Grunde ahnte ich schon, dass das, was darin berichtet
wird, geschehen könnte. Aber ich wollte es nicht wahrhaben und
nicht mehr daran denken.« Hilfesuchend sah sie ihn an. Wenn sie
doch nur wüsste, wie sie es sagen sollte, ohne zu viel zu
verraten! Aber es half alles nichts: einem Menschen musste sie sich
anvertrauen, wenn auch vielleicht nicht mit der ganzen Wahrheit. So
fuhr sie schließlich mit fester Stimme fort: »Es geht um
ein junges Mädchen auf Millford Hall. Sie ist eine Dienstmagd,
aber für mich eigentlich mehr als das. Ich fühle mich für
sie verantwortlich. Sie ist fast so etwas wie eine kleine Schwester
für mich.« Charlotte hielt inne und lauschte ihren eigenen
Worten nach. Dass dem so war, war ihr eben selbst erst bewusst
geworden. Mrs Sooner und Emmy waren für sie mit mehr familiären
Gefühlen verbunden als sie je für Lady Millford würde
entwickeln können. Wahrscheinlich war das der Grund dafür,
warum sie sich so um Emmy sorgte.
    » Es
adelt Sie, Miss Charlotte, dass Sie so für Ihre Mitmenschen
fühlen, ohne auf den Stand zu achten«, erwiderte Dr.
Banning auf ihre Eröffnung, obwohl er sich auch etwas wunderte.
Was konnte es denn sein, das seinen Schützling so aus der
Fassung brachte? Eine Dienstbotengeschichte wohl kaum.
    Charlotte
spürte sein Zögern. Sicher war es ungewöhnlich, sich
so für das Dienstpersonal zu engagieren, für Menschen, die
laut der Überzeugung der Oberschicht nicht in diesem Maße
beachtet werden sollten. Aber das war ihr nun auch egal. Emmy war
einfach ein junges Mädchen, das dringend Hilfe brauchte. Wenn
das jemand verstand, dann Dr. Banning! »Es ist so: Vor etwa
drei Monaten hatten wir Gäste auf Millford Hall und einer dieser
Gäste, er hat … nun, er hat sich an diesem Mädchen
auf die schändlichste Weise vergangen. Er hat sie gezwungen, ihm
zu Willen zu sein und sie dabei auch noch halb tot geschlagen.«
Charlotte würgte es fast bei der Erinnerung an die schreckliche
Tat und Terencys Verhalten danach. Dieser Mann schien ein Teufel in
Menschengestalt zu sein.
    » Und
Sie wurden Zeugin dieser Untat?«, fragte Banning schockiert.
    » Nein,
nicht direkt«, erklärte Charlotte, »aber ich sah sie
am Tag danach. Ich sah, was er ihr angetan hat …«, groß
sah sie ihren Zuhörer an. Angst und Abscheu spiegelten sich in
ihren Augen. Doch zu Bannings steigendem Entsetzen kam es noch
schlimmer. »Sie erwartet ein Kind von ihm und Mrs Sooner –
das ist unsere Köchin und ihre Tante – hat mir heute eine
Nachricht zukommen lassen mit dem Inhalt, dass sie ernsthaft
fürchtet, Emmy könnte sich etwas antun aus Verzweiflung,
und ob ich ihr nicht helfen kann. Und ich will ihr doch so gerne
helfen. Es darf doch nicht sein, dass sie sich wegen dieses
Unmenschen das Leben nimmt. Das wäre einfach entsetzlich!
Vielleicht hat sie schon Hand an sich gelegt! Und ich weiß
einfach nicht, was ich tun soll. Und selbst wenn das Schlimmste noch
nicht eingetroffen sein sollte: Meine Tante wird die beiden sicher
sofort hinauswerfen, wenn sie je von den Vorgängen Kenntnis
bekommt. Es war unser Geheimnis.« Sie hatte immer schneller
gesprochen, nun stiegen ihr Tränen in die Augen. »Und das
Allerschlimmste ist: Dieser Mann kommt in zwei Tagen wieder zu Besuch
nach Millford Hall und ich muss auch wieder zurückkehren, meine
Tante hat es befohlen.«
    » Mein
Kind, beruhigen Sie sich!« Dr. Banning war während dieser
atemlos vorgetragenen Beichte zu ihr hinübergegangen und strich
ihr nun begütigend über den Kopf. »Das ist in der Tat
ganz entsetzlich, was Sie mir da berichten und ich verstehe Ihre
Besorgnis. Ist es wahr? Dieser Unmensch kommt wieder nach Millford
Hall? Das ist ja unglaublich! Doch sollten wir uns zunächst um
Ihren kleinen Schützling sorgen. Hier ist wirklich sofortige
Hilfe vonnöten. Man kann das arme Menschenkind, diese kleine
Emmy – nicht wahr, so ist ihr Name – nicht ihrem
Schicksal überlassen.«
    Er
setzte sich wieder auf seinen Platz. Charlotte bemerkte, dass auch er
begonnen hatte, über eine Lösung des drängenden
Problems nachzudenken. Sie wagte nicht ihn zu

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