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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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höchster Erregung. Dieser
Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen war er in seinem
gebrechlichen Zustand nicht gewachsen. »Kind … Kind, ich
hatte mich so gefreut … und nun?« Ihr Onkel begann zu
keuchen und rang nach Luft. Sein Gesicht verfärbte sich
bläulich. Lady Millford sprang alarmiert auf und half ihm, sich
aufzusetzen, damit er wieder zu Atem kam. Der Blick, den sie
Charlotte zuwarf, hätte eine Flotte in Brand setzen können.
    Charlottes
Widerstand brach angesichts des Anfalls ihres Onkels zusammen. Sie
konnte ihn nicht so leiden sehen und fühlte sich augenblicklich
schuldig.
    » Verzeiht
Onkel! Bitte, bitte beruhigen Sie sich! Ich werde alles tun, was Sie
wünschen. Aber bitte, beruhigen Sie sich wieder!« Sie
stürzte zu ihm und legte seine Hand an ihre Wange. Tatsächlich
kam er wieder zu Atem.
    Schließlich
stand Charlotte auf, nahm die Feder und setzte still ihren Namen
unter das Dokument, das sie ihrer Vergangenheit beraubte und den Weg
in eine Zukunft wies, die nichts Gutes verhieß.
    Dann
nickte Charlotte Millford stumm Mr Norton zu, küsste ihren neuen
Eltern höflich die Hand und zog sich still zurück. Tiefe
Verzweiflung hatte sich ihrer bemächtigt. Sie fühlte sich,
als hätte sie gerade ihr Todesurteil unterschrieben.

Kapitel
11

    Mr
Smith seufzte über einem Stapel von Abrechnungen und
Warenlisten. Seit sein Gehilfe Percy es vorgezogen hatte, der Marine
Seiner Majestät beizutreten, mehr oder weniger freiwillig, war
er mit seiner Buchhaltung hoffnungslos im Rückstand. Gutes
Personal war nicht leicht zu finden, zumindest nicht für das
schmale Gehalt, das er zu zahlen bereit war. Die Spedition und der
Warentransport zu Schiff waren leider zunehmend ein unsicheres
Geschäft. Immer wieder gingen Waren verloren. Auch auf den
Transporten über Land kam es immer wieder zu Übergriffen
von Banden sozial verwahrloster, verarmter Bauern oder ähnlichem
Gesindel. Trotz drakonischer Strafen bekam die Krone das Problem
einfach nicht in den Griff, das sie zugegebenermaßen durch eine
fragwürdige Politik selber geschaffen hatte. (17) Natürlich
würde er solche staatsfeindlichen Gedanken niemals öffentlich
äußern.
    Es
war auch nicht unproblematisch, wirklich vertrauenswürdige
Fuhrleute zu finden. Mr Smith hatte den starken Verdacht, dass einige
von ihnen mit dem Pöbel unter einer Decke steckten, konnte aber
nichts beweisen.
    Diese
Überlegungen dämpften seine Laune noch mehr als es der
Kanonenofen tat, der in der Ecke des Kontors vor sich hin rauchte.
Das dumme Ding wollte einfach nicht ziehen. Mit einem unterdrückten
Fluch ging Mr Smith wohl schon das achte Mal in dieser Stunde
hinüber, schürte das Feuer und versuchte auf diese Weise,
die Glut stärker zu entfachen, die müde vor sich hin glomm.
    Plötzlich
hörte er Schritte über die Außentreppe des
Lagerhauses, über dem er sein Büro hatte, heraufkommen.
Jemand klopfte energisch an und trat, ohne auf ein »Herein«
zu warten, ein. Es war ein Herr der besseren Gesellschaft, das
stellte Mr Smith auf den ersten Blick fest. Der Eintretende war
dunkelhaarig, stattlich, etwas über die dreißig und seine
saubere Kleidung aus gutem Tuch, wenn auch nicht übertrieben
modisch, ließ auf einen gut gefüllten Geldbeutel
schließen. Ein echter Gentleman der gehobenen Gesellschaft war
ein eher seltener Gast in seinem Büro. Nun, das konnte
interessant werden. Mit allergrößter Liebenswürdigkeit
bot Mr Smith seinem unbekannten Gast einen Stuhl an und fragte: »Was
kann ich für Sie tun, Sir?«
    Der
so Angesprochene ließ seinen Blick einen Moment lang prüfend
auf ihm ruhen, bevor er antwortete: »Spreche ich mit Mr Smith
von Smith & Lomax Lagerdienste und Transporte persönlich?«
    Mr
Smith beeilte sich zu erklären, dass er es höchstpersönlich
sei. Mr Lomax sei bereits vor vier Jahren verstorben, aber er habe
sich entschlossen, den Namen Lomax im Firmennamen beizubehalten, da
man ja so schließlich erfolgreich ins Geschäftsleben
eingeführt sei.
    Bei
der Erwähnung des Adjektivs »erfolgreich« ließ
sein Gast wie zufällig seinen Blick etwas zweifelnd durch das
Kontor schweifen, wandte sich ihm dann aber mit ausgesuchter
Höflichkeit wieder zu. »Mr Smith, ich komme zu Ihnen im
Auftrag Sir Alistair Millfords. Mein Name ist John Battingfield. Ich
bin hier, um mich nach dem Verbleib der bei Ihnen seit sechs Jahren
im Auftrag der Millfords eingelagerten Gegenstände zu
erkundigen. Die Fracht ist von Griechenland damals

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