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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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mit
Wissenschaft und Musik, der sie schon seit sie denken konnte
umgetrieben hatte, loswerden zu können. Ihre Eltern hatten sie
als Kind darin bestärkt und ihr das Gefühl gegeben, dass
dieses Streben normal und natürlich war, aber seit sie in
England lebte und erwachsen geworden war, eckte sie damit an.
Spätestens seit sie sich durch die Adoption, die sie jetzt schon
zutiefst bereute, Lady Millford zu unterwerfen hatte, wurde ihr
täglich auf die eine oder andere Art bedeutet, dass sie weder
liebenswert noch akzeptabel war. Dazu kam die angebliche Schande
ihrer Herkunft, welche Lady Millford um jeden Preis zu verbergen
suchte. Die erzwungene Namensänderung war nur das sichtbare
Zeichen dieses Bestrebens. Sie brachte inzwischen keine Kraft mehr
auf, darüber Wut zu empfinden. Sie war eben nicht so wie sie
sein sollte, war nicht das, was sie sein durfte. Wieder überkam
sie eine bleierne Verzweiflung und Tränen sammelten sich in
ihren Augen. Sie blinzelte sie weg. Noch wollte sie sich im Beisein
ihrer Widersacherin diese Blöße nicht geben, auf
Verständnis konnte sie ohnehin kaum hoffen und würde zudem
ihren kranken Onkel nur unnötig belasten.
    Der
ruhig gewordene tiefe Atem, der aus dem Lehnstuhl neben dem Kamin zu
hören war, zeigte ihr an, dass Sir Alistair nun eingeschlafen
war. Sie verharrte noch einen Augenblick und schlug dann das Buch zu,
aus dem sie vorgelesen hatte. »Betrachtungen eines frommen
Wandersmannes« stand in schwarzen, nüchternen Lettern auf
dem schlichten Einband. Sir Alistair bevorzugte in letzter Zeit mehr
geistliche Lektüre, von der es reichlich in der eher kleinen
Bibliothek auf Millford Hall gab.
    Mit
einer gewissen Achtlosigkeit ließ sie das Buch auf das
Beistelltischchen neben ihr gleiten, was ihr einen missbilligenden
Blick ihrer Tante einbrachte, die über einige Listen gebeugt an
ihrem Damensekretär saß.
    Charlotte
nahm auch das kaum wahr. Ihre Tante hatte ohnehin gewonnen, was
kümmerte es sie ob diese einen Grund mehr fand, sie zu
kritisieren.
    » Tante,
Sir Alistair ist eingeschlafen. Er war ohnehin sehr müde heute.
Darf ich mich zurückziehen? Ich würde den Tee dann gerne
für mich einnehmen.« Ein kurzes Nicken war die Antwort,
für einen Augenkontakt wollte ihre Tante wohl keine Mühe
aufwenden.
    » Dann
wünsche ich Ihnen noch einen guten Abend, Tante«, sagte
Charlotte sehr leise und verließ den Raum unauffällig.
Draußen vor der Tür lehnte sie sich von einem plötzlichen
Schwindel erfasst an die Wand, versuchte aber sich zusammenzunehmen,
was ihr kaum gelang. Sie fühlte sich so schwach, so unwirklich,
fast durchsichtig. Sie war nahe daran, an Ort und Stelle in die Knie
zu sinken und in Tränen auszubrechen.
    Ich
darf mich nicht so gehenlassen!, befahl sie sich selbst. Doch eine
seltsame körperlose Furcht, ohne einen wirklichen Anlass, hatte
sie ergriffen und begann sich wie ein schwaches, unmerkliches Gift in
ihr auszubreiten. Charlotte schüttelte sich, um diese
eigenartigen fremden Empfindungen wieder zu verscheuchen. Wenn sie
sich weiterhin von ihren Gefühlen so niederdrücken ließ,
würde sie noch in Melancholie versinken. Ein Zustand, den sie
bisher nur vom Hörensagen kannte, der aber, wie sie wusste,
durchaus schlimme Folgen haben konnte und zu fürchten war. Sie
musste zurück in ihr Zimmer, vielleicht würde ihr etwas
Schlaf gut tun. Mit einer Hand an der Wand entlanggleitend, als wolle
sie Halt und Führung suchen, machte sie sich auf den Weg
dorthin, als sie plötzlich angesprochen wurde.
    » Miss
Millford!« Es war Arthur, der sie in der Nähe der Treppe,
die zu den Gästeräumen führte, entdeckt hatte. »Ich
dachte, Sie sind noch im Salon bei den Herrschaften, aber Lady
Millford sagte mir, Sie hätten sich zurückgezogen. Ich habe
etwas für Sie, einen Brief. Er wurde eben für Sie
abgegeben.«
    » Danke,
Arthur«, antwortete Charlotte schwach und streckte die Hand
nach dem Schriftstück aus.
    Der
Butler schaute sie besorgt an. »Geht es Ihnen nicht gut, Miss?
Soll ich Lady Millford Bescheid sagen, damit sie nach dem Doktor
schicken lässt?«
    » Nein,
Arthur, lass nur. Ich fühle mich nur etwas müde in letzter
Zeit. Es ist nichts! Wirklich nichts!«, setzte sie nach, als
der beunruhigte Blick des alten Butlers nicht weichen wollte.
    » Nun,
wie Sie meinen, Miss Millford. Aber versprechen Sie mir, dass Sie
läuten, sollte sich Ihr Zustand verschlechtern.«
    Fast
hätte Charlotte laut aufgelacht. Sie wünschte wirklich,
damit könnte ihr

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