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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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und entfernt sich.
    Viele Fragen
schießen ihr durch den Kopf. Ist ihm wirklich ein Mord zuzutrauen? Wollte sich Joe
vielleicht von ihm trennen? Wäre er überhaupt in der Lage gewesen, die Leiche hierher
zu transportieren?
    Müde erhebt
sie sich von der Bank und begibt sich zur Stelle, wo weiße Kreidespuren immer noch
auf den Fundort der Leiche hinweisen. Sie sieht, wie Sascha dort niederkniet und
die Kerzen anzündet.
     
    Als er sich schließlich schwerfällig
erhebt und seine Zapfenlocken zu einem Rossschwanz zusammenbindet, kommt er ihr
um Jahre gealtert vor. Seine Augen haben sich mit Tränen gefüllt.
    »Ich brauch
jetzt ein Bier«, löst sie die peinliche Stille auf. Ohne seine Antwort abzuwarten,
fährt sie fort: »Nicht weit von hier gibt es eine kleine Wirtschaft.«

34
     
    Das Restaurant Blüemlisalp liegt von Weiden umgeben am Fuß des Pfannenstiels in einer hügligen Bilderbuchlandschaft
mit Blick auf den See und in die Glarner Alpen. Das Läuten der Kuhglocken ist weit
herum zu hören. Der Name ist passend, auch wenn eine Alp in der Nähe von Zürich
eigenartig anmuten mag. Auf der Speisekarte steht Bodenständiges: geräucherter Speck,
Bündner Fleisch und Siedfleischsalat.
     
    Viktoria und Sascha trinken ihr
Bier auf einfachen Holzbänken im Garten unter schattenspendenden Kastanienbäumen.
    »Du scheinst
der Letzte gewesen zu sein, der Joe lebend gesehen hat«, kommt sie auf Rofflers
Tod zurück.
    »Darauf
ist der Polizist auch herumgeritten, aber Joe hatte nach mir noch eine andere Verabredung«,
gibt er vielsagend zurück.
    »Hat er
dir gesagt, mit wem?«
    »Nein, er
wollte es mir nicht sagen.« Er sieht sie grimmig an. »Warum all die Fragen?«
    »Ich möchte
dir helfen, das ist alles.«
    »Mir kann
niemand helfen.«
    »Ich glaube,
du realisierst nicht, dass du für die Polizei der Hauptverdächtige bist. Ich möchte
keinen Freund im Gefängnis wissen, der unschuldig ist. – Tut mir leid, wenn ich
dich zu sehr bedrängt habe.«
    »Lass uns,
bitte, über was anderes reden«, weicht er aus, »zum Beispiel über dich. Ist dein
Krimi eigentlich schon fertig?«
    »Mehr oder
weniger.«
    »Wann kommt
er heraus?«
    »Wahrscheinlich
im nächsten Frühjahr.«
    »Ein Buch
zu schreiben habe ich dir ehrlich gesagt nicht zugetraut. Früher musste bei dir
alles immer ruck, zuck gehen.«
    »Stimmt,
aber ich möchte nicht auf das reduziert werden, was ich einst war«, begehrt sie
auf.
    »Geht mir
genauso.« Sein Blick verliert sich in der Ferne. »Es ist verrückt, aber seit Joes
Tod habe ich das Gefühl, dass ich mir Stück für Stück verloren gehe.«
    »Mit der
Zeit wirst du herausfinden, dass das, was übrigbleibt, noch eine ganze Menge ist.«
    »Möglich,
aber im Moment macht mir alles Angst.«
    »Als Lucien
starb, wollte ich nicht mehr leben. Ich habe dies noch nie jemandem erzählt. Doch
heute bin ich froh, dass ich mich selbst ausgehalten habe.«
    »Nicht alle
sind so stark wie du. – Das Schlimmste ist die Einsamkeit.«
    »Ach, Sascha,
es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wir der Einsamkeit entrinnen können, wenn
wir verliebt sind.«
    »Aber die
Liebe macht die Einsamkeit zumindest erträglicher«, kontert er aufgebracht.
    »Da gehe
ich mit dir einig. – Sag mal, hast du Joe an diesem letzten Abend ein Ultimatum
gestellt?«
    »Nein, ich
wusste, dass ich ihn nicht drängen durfte.«
    »Trotzdem
habe ich das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst.«
    »Warum quälst
du mich mit all den Fragen? Joe wollte mit mir verreisen. Eine Woche Berlin, eine
Woche Paris. Zwei Wochen nur wir beide. Jetzt weißt du’s.«
    »Wann?«
    »Der Hinflug
war auf heute gebucht«, erklärt er traurig.
    »Wusste
seine Frau davon?«
    Er zuckt
resigniert mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Wusstest
du, dass er mit seinem Bruder zusammenlebte?«
    »Ja.«
    »Seid ihr
euch je persönlich begegnet?«
    »Einmal,
als seine Frau verreist war.«
    »Was für
eine Art Mensch ist dieser Herkules?«, forscht sie weiter.
    Seine Stirn
kräuselt sich. »Was soll ich sagen? Ein Eigenbrötler, asozial und launisch.«
    »Und wie
hat er auf dich reagiert?«
    »Er hat
mich wie Luft behandelt.«
    »Warum nahm
Joe ihn bei sich auf?«
    »Weil er
sonst in der Gosse gelandet wäre.«
    »Hat sich
Joe mit seinem Bruder verstanden?«
    »Nein, die
beiden sind sich aus dem Weg gegangen.«
    »Sagt dir
der Name Mannhart etwas?«
    Er schüttelt
den Kopf. »Noch nie gehört.«
     
    Und als liege es in der Luft, ruft
in diesem Moment Alex an und lädt

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