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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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wolle.
    Erleichtert
über die Wende des Gesprächs bejaht sie seine Frage.
    Er zieht
aus seiner Umhängetasche eine Zeichnungsmappe heraus und reicht sie ihr.
    Verblüfft
betrachtet sie die Comicstrips. Keine Spur mehr von Gewalt. Die Comics sind in den
Alltag der Zürcher zurückgekehrt, zu den kleinen und großen Wehwehchen und Verdrießlichkeiten.
Dennoch scheint ihr, als fehle den Bildern etwas Wesentliches.
    »Und, gefallen
sie dir?«
    »Es freut
mich, dass du wieder arbeiten kannst.«
    »Warum weichst
du meiner Frage aus?«
    »Nun, ich
finde, dass den Bildern das gewisse Etwas fehlt.«
    »Geht es
auch etwas präziser?«
    »Irgendwie
vermisse ich die Leichtigkeit, die sonst in deinen Bildern mitschwingt«, antwortet
sie zögernd.
    Mit steinerner
Miene greift er nach den Zeichnungen.
    Sie schaut
entsetzt zu, wie er vor ihren Augen Blatt für Blatt in kleine Schnipsel zerreißt.
Dann legt er eine Zwanzigernote auf die Theke und verlässt das Lokal, ohne sich
von ihr zu verabschieden.
    Zu Stein
erstarrt sieht sie ihm nach. Die Leute drehen sich nach ihr um. Es ist, als halte
die Bar den Atem an.

68
     
    Wieder zu Hause in Küsnacht packt
Viktoria eine große Unruhe.
    Seit ihrem
Velounfall fühlt sie sich nicht mehr wirklich sie selbst. Der Überfall beim Pflugstein
hat alles noch schlimmer gemacht. Nichts scheint im Moment rund zu laufen.
    Obwohl sie
in der Bar schon reichlich Alkohol getrunken hat, öffnet sie eine Flasche Rotwein.
Doch der Wein will ihr nicht schmecken. Sie versucht es mit Lesen. Doch eine wachsende
innere Anspannung lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Schließlich begibt sie sich ins
Arbeitszimmer nebenan, um ihre E-Mails abzufragen, die sich in den letzten Tagen
angehäuft haben.
     
    Das Klingeln der Hausglocke lässt
sie aufschrecken. Ihr erster Gedanke ist Valentin, doch zu ihrer Enttäuschung meldet
sich über die Gegensprechanlage die Stimme von Herkules.
    »Was wollen
Sie?«, fragt sie ihn misstrauisch.
    Seine Antwort:
»Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Was reden?«,
gibt sie zurück, doch sie kann seine Antwort nicht verstehen, weil es am anderen
Ende nur noch dröhnt und hallt. Nicht zum ersten Mal ärgert sie sich über die schlechte
Qualität der Anlage. Ein ungutes Gefühl beschleicht sie, doch schließlich siegt
ihre Neugier. Mit dem Handy in der Hand macht sie sich auf den Weg nach unten. Vorsichtig
öffnet sie die Eingangstüre einen Spalt breit und späht hinaus. Selbst in Anbetracht
ihrer eigenen Körperfülle wirkt Herkules massig. Kaugummi kauend und mit leicht
gesenktem Kopf starrt er sie an, wie ein angriffsbereiter Stier. Sein kantiges Gesicht
mit dem stark ausgeprägten Kiefer ist nicht unattraktiv, wäre da nicht der starre
Blick in seinen grünen Augen.
    »Was wollen
Sie?«, wendet sie sich an Herkules.
    »Sie haben
uns die Polizei schon wieder auf den Hals gehetzt.« Ohne ihre Antwort abzuwarten,
fährt Herkules erregt fort: »Sie sind ein Polizeispitzel, der seine Nase überall
hineinsteckt.«
    »Und warum,
glauben Sie, sollte die Polizei ausgerechnet auf mich hören?«, pokert sie.
    Herkules
gestikuliert aufgebracht in der Luft herum. »Leuten wie Ihnen sollte man den Mund
verbieten.«
    »Sind Sie
hierhergekommen, um mir zu drohen?«
    Er ignoriert
ihre Frage. »Lassen Sie Angi in Ruhe. Sie hat mit dem Tod meines Bruders nichts
zu tun.«
    Sie schießt
zurück: »Das herauszufinden ist Sache der Polizei, finden Sie nicht?«
    Er straft
sie mit Verachtung.
    Sie nimmt
all ihren Mut zusammen. »Könnte es sein, dass Sie Ihren Bruder getötet haben?«
    Herkules
macht einen Schritt auf sie zu.
    Ängstlich
weicht sie zurück.
    »Sie haben
meinen Bruder nicht gekannt. Sie wissen überhaupt nichts«, fährt er sie aufgebracht
an.
    »Da muss
ich Ihnen recht geben. Trotzdem würde es mich nicht überraschen, wenn Sie Joe getötet
haben.«
    Er ballt
die Hände zu Fäusten, streckt die Finger wieder und knackt mit den Knöcheln. »Sehe
ich etwa aus wie Kain?«
    Viktoria
sieht ihn verwirrt an. »Kain?«
    »Jeder kehre
vor seiner eigenen Tür«, übergeht er ihre Frage. Sein Kopf wiegt während des Sprechens
erregt hin und her. »Angi will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben.«
    »Das glaube
ich Ihnen nicht«, erwidert sie scharf.
    »Ich habe
Sie gewarnt.« Er macht auf dem Absatz kehrt und setzt sich Richtung Geländewagen
in Bewegung.
    Sie ruft
ihm empört nach: »Ich werde der Polizei sagen, dass Sie mich schon wieder bedroht
haben.«
    Herkules
antwortet mit einem Zuschlagen der

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