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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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Erwachen. Sie öffnet die Augen, aber um sich
herum kann sie nur schwarze Stämme ausmachen, die sich hoch in den Himmel erheben.
Ihr ist entsetzlich kalt. Sie versucht, ihre Lage mit ihren Gedanken zu erfassen.
Aber alles, was sie findet, ist eine abgrundtiefe, alles umfassende Leere.
    Nach vielen
kräftezehrenden Versuchen kann sie sich endlich auf die Seite drehen. Dennoch gelingt
es ihr nicht, sich hochzurappeln. Sie will schreien, doch es entweicht ihr nur ein
kraftloses Stöhnen. All ihre Bemühungen sind umsonst.
    Erneut versinkt
sie in tiefe Bewusstlosigkeit. Abermals liegt sie zwischen den Blöcken begraben.
In ihrem Kopf dröhnt es wie anbrausende und zurückflutende Wellen. Nichts als Kälte,
Angst und Schmerz. Entsetzt sieht sie, wie sich die blauschimmernden Quader rot
einfärben. In ihr schreit es: Ich will nicht sterben. Immer wieder: Ich will nicht
sterben. Ich will nicht sterben …
    Als sie
das nächste Mal aus ihrer Bewusstlosigkeit auftaucht, peinigt sie brennender Durst.
Ihre Muskeln zittern unkontrolliert. Sie versteht nicht, warum sie so nass ist und
warum diese Nässe so schmerzt. Nur mit großer Anstrengung gelingt es ihr, die Augen
aufzuschlagen. Noch immer ist da nichts als ein Meer von Schatten. Wieder versucht
sie sich aufzurichten, doch kaum hat sie sich hochgestemmt, fällt sie wieder in
sich zusammen.
    Ich muss
wachbleiben, beschwört sie sich. Bloß nicht wieder einschlafen. Obwohl sie mit ganzer
Kraft gegen die Ohnmacht ankämpft, taucht sie wieder weg.
     
    Immer kürzer werden die Wachphasen.
Sie weiß, dass sie sterben muss.

71
     
    Samstagnacht.
    Die Sonne
hat bereits den tiefsten Stand ihrer Bahn am Himmel durchlaufen, als Möller sich
auf den Weg nach Küsnacht macht.
    Eine knappe
halbe Stunde später klingelt er an Viktorias Wohnung, doch sie öffnet ihm nicht.
Auch auf ihrem Handy kann er sie nicht erreichen. Da er vor wenigen Stunden noch
mit ihr gesprochen hat, zerbricht er sich darüber nicht den Kopf. Unverrichteter
Dinge kehrt er, zum Umfallen müde, nach Zürich zurück.
     
    Danach sitzt er noch lange auf seinem
Balkon und sinnt bei einer Flasche Wein über sein Leben nach.
    Was ihn
weit mehr beunruhigt als die Aufklärung des Mordes, ist die Tatsache, dass er im
Begriff ist, das zwischen ihm und Viktoria geknüpfte zarte Band zu durchtrennen.
Es ist ihm in den vergangenen Tagen nicht gelungen, sie davon abzuhalten, sich in
seine Ermittlungen einzumischen. Sie will einfach nicht verstehen, dass es ihm zutiefst
widerstrebt, seine Arbeit mit ihr zu teilen, denn in ihrem Ehrgeiz macht sie sich
zu seiner Konkurrentin.
    Das Schlimme
an der Sache ist, dass er sich ihre Einmischung selbst zuzuschreiben hat. Er muss
sich eingestehen, dass er ihren unkalkulierbaren Schachzügen nicht gewachsen ist.
Einzig beim Liebemachen ist alles anders. Da öffnet sie sich ihm ganz und gibt sich
ihm ohne Wenn und Aber hin.
    Er presst
die Handballen an die Schläfen und atmet resigniert aus. Wie sehr wünscht er sich
in diesem Moment, dass sie verstünde, dass er in seinem Leben klar definierte Abgrenzungen
braucht.
    Seine Gedanken
schweifen zurück zu seiner Ermittlung. Sein Job gibt ihm Selbstvertrauen. Es ist
nicht so sehr die Tatsache, dass er ein erfolgreicher Ermittler ist, die dabei ins
Gewicht fällt. Vielmehr gibt ihm seine Arbeit den Rückhalt, den er so dringend benötigt.
    Ein dumpfes
Gefühl der Resignation erfasst ihn. Wird ihm am Schluss nichts anderes übrig bleiben,
als sich für seinen Job und somit gegen Viktoria zu entscheiden?

72
     
    Sonntagmorgen.
    Als Möller
um fünf völlig gerädert aufsteht, hat er das Gefühl, in der Nacht kein Auge zugetan
zu haben. Völlig verkatert fährt er in die Kripo-Leitstelle.
    Mit zunehmendem
Alter würde er nicht ewig so weitermachen können. Der chronische Schlafmangel macht
ihn dünnhäutig und nagt an seinen Nerven. Mit seiner Frau verließ ihn damals auch
der Schlaf. Mit dem einen kann er sich inzwischen abfinden, doch die Schlaflosigkeit
wird immer mehr zu einem bedrohlichen Faktor.
     
    In seinem Büro widmet er sich erneut
seiner Arbeit. Die Ermittlungen im Pflugstein-Mord spitzen sich zu. Noch hat er
niemanden festnehmen lassen, weil er nach wie vor darauf hofft, dass die Täterschaft
ihm den schlagenden Beweis liefern wird, der ihm im Moment noch fehlt.
    Die Beschattung
der Tatverdächtigen hat er drei erfahrenen Fahndern aufgetragen, auf die er sich
hundertprozentig verlassen kann.
    Es ist allgemein
bekannt, dass die Polizei

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