Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
davon ausgeht, dass es keine Zufälle gibt. Doch er hat
die Erfahrung gemacht, dass es allzu oft Zufälligkeiten sind, welche die Ermittlung
in die richtige Bahn lenken.
Im Gegensatz
zu Zeugen und Geständnissen, fehlt es bei diesem Tötungsdelikt nicht an Motiven.
Einige wichtige Indizien hat er nun beisammen. Indizien sind zwar mehr als eine
Behauptung, aber weniger als ein Beweis. Dennoch könnten sie ausreichen, sofern
sie das Gericht von der Schuld des Täters überzeugen. Doch bald würde er auch die
Beweise haben. Dafür zu sorgen, dass diese vor Gericht standhalten, ist zum Glück
Sache der Staatsanwältin, die auch die Richtung der Untersuchung bestimmt, allerdings
längst nicht immer nach seinem eigenen Gutdünken. Immerhin hat sie ihm für diese
Ermittlung ihre Hilfe zugesichert und ihm totale Handlungsfreiheit und Rückendeckung
gewährt. Er hofft, dass sie ihr Wort halten wird.
Wie eine
Spinne wird er nun geduldig warten, bis die Beute ins Netz geht. Und sie wird ins
Netz gehen, dessen ist er sich sicher. Zusammen mit Pola hat er alle Indizien und
Fakten akribisch zu einem Puzzle zusammengesetzt.
Es versetzt
ihn in Sorge, dass er Viktoria telefonisch nicht erreichen kann. Er geht davon aus,
dass sie sauer auf ihn ist, und deswegen seine Anrufe nicht entgegennimmt. Immer
mehr gewinnt sein schlechtes Gewissen die Oberhand.
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Sonntagnachmittag.
Viktoria
geht noch immer nicht ans Telefon. Möller beginnt sich ernsthaft Sorgen zu machen.
Als Erstes ruft er Mannhart an und erfährt von ihr, dass Viktoria sich für die Wanderung
abgemeldet hat. Auch Engel kann ihm nichts über ihren Verbleib sagen. Kurzentschlossen
greift er nach seiner Jacke und hetzt aus dem Kripo-Gebäude.
In Küsnacht läutet er Sturm, doch
sie öffnet ihm die Türe nicht. Einmal mehr überlässt ihm die Nachbarin den Wohnungsschlüssel.
Seine Frage, ob sie Viktoria seit dem Vorabend gesehen oder gehört habe, verneint
sie.
Hektisch
streift er sich ein paar Latexhandschuhe über, bevor er die Wohnungstüre inspiziert,
die nicht abgeschlossen ist. Als er sie aufstößt, saust Sphinx miauend auf ihn zu,
doch er ignoriert ihn.
Aufmerksam
schaut er sich im Wohnzimmer um. Auf dem Tisch steht ein noch fast volles Weinglas.
Seine Stirn legt sich in Falten, als er die eingeschaltete Leuchte sieht. Auf dem
alten Fauteuil findet er Viktorias ausgeschaltetes Handy. Er erschrickt, als er
ihre schwarze Handtasche auf dem Sofa liegen sieht.
Auf dem
Telefonbeantworter überprüft er die Anrufe. Außer seinen eigenen findet er zwei
weitere, noch nicht abgehörte Nachrichten. Die eine von Engel, der Viktoria bittet,
sich zu melden, die andere von Mannhart, die ihr mitteilt, dass sie und Trix bei
ausgezeichneter Fernsicht auf der Höchhand angekommen sind und sie es beide sehr
bedauern, dass sie sich ihnen nicht angeschlossen hat. Der einzige angenommene Anruf
war um dreiundzwanzig Uhr vierzig vom Anschluss Mannhart/Müller ausgegangen.
Er kombiniert,
dass Viktoria um diese Zeit also noch in der Wohnung war, sonst hätte sie den Anruf
nicht entgegennehmen können. Aber sie war bereits weg, als er bei ihr um eins auftauchte.
Was also war zwischen dreiundzwanzig Uhr vierzig und ein Uhr morgens geschehen?
Er beauftragt
seinen Kollegen Pola, die Spurensicherung hierherzuschicken. Er schwört sich, diesmal
nichts dem Zufall zu überlassen. Von Pola ermutigt, löst er eine Fahndung nach Viktoria
aus. Nach Eintreffen des technischen Teams verlässt er die Wohnung.
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Möller versucht, seine aufsteigende
Panik zu unterdrücken, als er in seinem Auto Richtung Meilen losprescht.
In der Siedlung angekommen, gelingt
es ihm, den redseligen Hausmeister nach Vorzeigen seines Ausweises zu überzeugen,
ihm die Türe zu Mannharts Wohnung zu öffnen. Der Hauswart will sich hinter ihm in
die Wohnung drängen, doch er komplimentiert ihn freundlich aber sehr bestimmt hinaus.
Zuerst überprüft
er die Telefonanrufe. Dann begibt er sich ins Badezimmer und öffnet den mit Medikamenten
vollgestopften Spiegelschrank. Nebst den gängigen Schmerz- und Beruhigungsmitteln
findet er auch ein hochdosiertes Antidepressivum.
Als Nächstes
überprüft er den Trainingsraum. Er betrachtet die Kleiderstange mit den schwarzen
Taucheranzügen. In einer Kiste darunter lagert das ganze Zubehör. Es erinnert ihn
an seine Ferien in Ägypten. Wie gerne wäre er jetzt weit weg von allen menschlichen
Tragödien. Auch in den übrigen Räumen schaut er sich um, kann aber
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