Phantom der Lüste
hinauszögern. Ein Ende mit Schrecken war besser als ein Schrecken ohne Ende. Wenn er es unbedingt wollte. Bitte. Dann sollte er das Monster eben selbst sehen – auf seine Art. Er griff nach einer Spiegelscherbe und einem Messer, setzte sich an das Feuer und schabte den Bart ab, schnitt sich dabei versehentlich in die Haut, die zu bluten begann, doch Enjolras spürte den Schmerz nicht. Nach und nach kam sein Gesicht wieder zum Vorschein. Jene Fratze, die andere das Fürchten gelehrt hatte. Dämon, Monster, hallten die Worte in seinen Ohren wider. Und doch hatte er sich verändert. Das Gesicht, das er nun sah, war ihm nicht mehr vertraut. Er war hager geworden. Seine Wangen wirkten ein wenig eingefallen. Tiefe Brandnarben zeichneten die linke Gesichtshälfte, reichten von seiner Schläfe bis zu seinem Mundwinkel, einige Ausläufer reichten sogar bis zur Kehle hinab. Ja, er war das Phantom, von dem alle sprachen. JeneErscheinung, die Wanderer vor einer nächtlichen Reise durch den Wald zurückschrecken ließ. Er war jene Legende, von der sie alle sprachen. Eine Legende, die sie selbst erschaffen hatten. Aus dem einsamen, entstellten und menschenscheuen Mann hatten sie ein Phantom gemacht. Dabei wussten sie nichts über ihn. Seine Erscheinung hatte bereits genügt, ihn in einen Dämon zu verwandeln.
Während er sich in der Spiegelscherbe betrachtete, verlor er den Mut, sich Jean zu zeigen. Der Junge würde gehen. Ganz sicher würde er das. Und dann wäre vorbei, was gerade erst begonnen hatte. Er ertrug ja seinen Anblick selbst kaum, wie sollte es da der arme Junge?
Plötzlich hockte Jean neben ihm, als hätte er seinen Schmerz gespürt. Er griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht und Enjolras konnte sich ihm nicht nochmals entziehen. Er hielt den Atem an, während Jeans Hände seine Züge abtasteten. Vorsichtig. Sanft. Jeans Miene veränderte sich, Schatten schoben sich über seine ins Leere blickenden Augen und am liebsten hätte sich Enjolras von ihm losgerissen, doch Jean hielt ihn zu fest. Seine Finger tasteten über das Narbengewebe, dennoch erkannte Enjolras keine Abscheu in seinem Gesicht. Verwunderung. Erstaunen. Aber keinen Ekel.
Sein Herz drohte vor Aufregung fast zu zerspringen. „Ich wusste die ganze Zeit, wer du bist“, flüsterte Jean und beugte sich vor, küsste die große Narbe, die seine linke Wange fast vollständig entstellte.
Enjolras war so ergriffen, dass ihm fast die Tränen kamen. Er presste seine Stirn an Jeans, schloss die Augen und seine Lippen entwickelten ein Eigenleben, handelten ohne seinen Befehl, glitten über Jeans Hals, wanderten tiefer hinab. Enjolras zitterte vor Rührung und Erregung. Seine Lippen erreichten Jeans Brustwarzen, nahmen sie zärtlich in den Mund, eine nach der anderen, saugten an ihnen, spielten mit ihnen, bis sie hart wurden. Der Junge war wahrhaftig ein Engel. So viel Güte. Jean lehnte sich zurück, bis er mit dem Rücken aufkam und Enjolras über ihm war. Wie wunderschön der junge Mann aussah. Wie herrlich sein güldenes Haar glänzte. Sanft streichelte er diesen zerbrechlich wirkenden Körper, die weißeAlabasterhaut, unter der sich Muskeln wölbten. Er konnte sein Glück nicht fassen. Keine Abscheu, nur Zuneigung. Zärtlich erforschte er diesen wunderschönen Körper, streichelte die kleine Brandstelle an seinem Oberschenkel und beobachtete wie sein Glied auf seine Berührungen reagierte, wie es noch härter wurde. Und in Enjolras wuchs der Wunsch, dem Jüngling zu danken. Er beugte sich über die rote Spitze, die noch ins Leere stieß, stülpte seine bebenden Lippen über sie und glitt an dem harten Schaft hinab. Ein leises, aber sehr zufriedenes Stöhnen drang aus Jeans Kehle.
Und so glitten seine Lippen auf und nieder. Schneller und schneller. Tief nahm er ihn auf, genoss es, sein Pulsieren in seinem Mund zu spüren, es mit Hilfe seiner Zunge zu beschleunigen.
„Lass mich auch von dir kosten“, hörte er die heisere Stimme Jeans.
Enjolras legte sich neben ihn, zog seine Hose aus und öffnete seine Beine, zwischen denen Jeans Kopf verschwand. Für einen kurzen Moment hielt er inne. Es war verdammt lange her, seit er dort unten berührt worden war und er hatte fast vergessen, wie gut es sich anfühlte, genau an dieser Stelle liebkost zu werden. Ein Zittern erfasste ihn, das er nicht kontrollieren, schon gar nicht zurückhalten konnte. Beruhigend streichelte Jean über seine Oberschenkel. Solch zärtliche Hände. Erneut brannten seine Augen vor
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