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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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umarmte ihre Tochter. Sie wollte nicht, daß Jennifer wußte, wie sehr sie sich eigentlich sorgte.
     
    *
     
    Sofort, nachdem Adams Flugzeug in New York gelandet war, rannte er zur nächsten Telefonzelle. Zuerst rief er die Julian-Klinik an und bat, zu Jennifers Zimmer durchgestellt zu werden. Dort nahm jedoch niemand ab. Dann wählte er ein zweites Mal und fragte, für welche Zeit Jennifers Behandlung angesetzt sei. Als sich der Mann an der Telefonzentrale erkundigte, wer das wissen wolle, nannte er Dr. Smyths Namen. Der Mann schien die Antwort zu akzeptieren, und einen Augenblick später kam eine Schwester an den Apparat und sagte, daß Jennifer Schonberg am Nachmittag behandelt werden solle.
    »Dann ist es also noch nicht passiert?« sagte Adam.
    »Noch nicht, sie ist aber zum Operationssaal gerufen worden. Dr. Vandermer ist fast für sie bereit.«
    Adam fummelte mit seinen Münzen herum und rief die Julian-Klinik ein drittes Mal an. Dieses Mal ließ er Dr. Vandermer ausrufen. Eine Operationsschwester nahm den Hörer ab und sagte, der Doktor sei im Augenblick nicht verfügbar, sollte aber in ungefähr dreißig Minuten mit seinem gegenwärtigen Fall fertig sein.
    Mit neu aufflackernder Panik rief Adam Emmet Redford an, den Rechtsanwalt, den Harvey empfohlen hatte. Nachdem er gebrüllt hatte, es gehe um Leben und Tod, stellte man ihn schließlich durch. So kurz wie möglich erzählte Adam dem Rechtsanwalt, seine Frau wolle eine Abtreibung durchführen lassen, und er wolle das verhindern.
    »In dem Falle können Sie nicht viel tun, mein Freund«, sagte Mr. Redford. »Gemäß dem Obersten Gerichtshof kann ein Gatte nicht die Abtreibung seiner Frau blockieren.«
    »Das ist unglaublich«, sagte Adam. »Es ist auch mein Kind. Gibt es denn gar nichts, das ich tun kann?«
    »Nun, ich kann das vielleicht hinausschieben.«
    »Machen Sie das!« rief Adam. »Was immer Sie tun können!«
    »Geben Sie mir Ihren Namen und alle genaueren Angaben«, sagte Mr. Redford.
    Adam erledigte das, so schnell er konnte.
    »Wann soll die Abtreibung durchgeführt werden?« fragte Mr. Redford.
    »In etwa dreißig Minuten«, sagte Adam verzweifelt.
    »Dreißig Minuten! Was erwarten Sie denn von mir innerhalb einer halben Stunde?«
    »Es muß gehen«, sagte Adam. »Sie ist in der Julian-Klinik. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Adam legte auf und lief durch das Abfertigungsgebäude zur Taxihaltestelle. Indem er in das erste Taxi in der Reihe sprang, rief er dem Fahrer zu, er solle ihn zur Julian-Klinik bringen.
    »Haben Sie Geld?« fragte der Fahrer und betrachtete argwöhnisch Adams unformelle Kleidung.
    Adam zog eine Zwanzig-Dollar-Note hervor und hoffte, das würde reichen. Zufrieden legte der Mann den Gang ein und fuhr vom Bordstein ab.
     
    *
     
    Jennifer lag auf einem Rollbett gleich vor dem Behandlungszimmer. Ihre Mutter stand neben ihr, und Jennifer wurde wieder stark an ihren früheren Besuch in der Julian-Klinik zusammen mit Cheryl erinnert. Mrs. Carson lächelte und täuschte Zuversicht vor, aber es war offensichtlich, daß sie genau so nervös wie ihre Tochter war.
    »Warum gehst du nicht zum Wartezimmer zurück?« schlug Jennifer vor. »Es wird schon alles gutgehen. Nach dem, was Dr. Vandermer sagt, wird alles ganz leicht sein.«
    Mrs. Carson warf ihrer Tochter einen Blick zu, unentschlossen, was sie tun sollte.
    »Bitte«, sagte Jennifer. »Mach daraus keine große Affäre. Geh hinüber und blättere in einer Illustrierten.«
    Mrs. Carson gab nach, beugte sich vor, küßte Jennifer auf die Stirn und machte sich auf den Weg zur Sitzgruppe im Wartezimmer. Jennifer beobachtete ihr Weggehen mit gemischten Gefühlen.
    »O.k.«, sagte die Krankenschwester, als sie aus dem Behandlungszimmer kam. »Wir sind ganz für Sie bereit.« Sie löste die Bremse an dem Rollbett und schob Jennifer durch die Tür. Im Gegensatz zu dem Saal, in dem sie ihre Amniocentesis gemacht bekommen hatte, sah dieser sehr wie ein gewöhnlicher Operationssaal aus. Jennifer erinnerte sich an den weißen Boden und die großen, weißen Instrumentenschränke mit den gläsernen Schiebetüren.
    Zwei Schwestern warteten schon auf sie. Als sie sie auf den Tisch brachten, sagte eine: »Es wird alles schon bald vorbei sein, und Sie werden die ganze Episode vergessen können.«
    Als sie sich zurücklegte, glaubte Jennifer, sie fühle, wie sich das Kind in ihr bewege. Sie kämpfte dagegen an, nicht aufzuschreien, als eine der Krankenschwestern ihren Unterleib

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