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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er entdeckte viele neue Furchen auf seiner Stirn.
    Dr. Schonberg erwiderte Adams Gruß, indem er mit dem Kopf nickte. Er stand nicht auf.
    Adam ging zu dem Schreibtisch und sah in die tief umschatteten Augen seines Vaters, fand jedoch nichts in ihnen, das seit dem letzten Male sanfter geworden wäre.
    »Und welchem Umstand verdanken wir diesen unerwarteten Besuch?« fragte Dr. Schonberg.
    »Wie geht es Mutter?« fragte Adam voller Ahnung, daß seine Befürchtungen richtig gewesen waren. Das Treffen ging jetzt schon schlecht.
    »Nett, daß du fragst. Ja, es geht ihr in Wirklichkeit nicht gut. Sie hat sich wieder einer Schockbehandlung unterziehen müssen. Ich will dich aber nicht mit diesen Nachrichten belasten. Besonders da die Tatsache, daß du dieses Mädchen geheiratet hast, viel mit ihrem Zustand zu tun hat.«
    »Der Name dieses Mädchens ist Jennifer. Ich hätte gehofft, du würdest dich nach anderthalb Jahren an ihren Namen erinnern können. Mutters Zustand hat mit Davids Tod begonnen, nicht mit meiner Heirat mit Jennifer.«
    »Sie war gerade dabei, sich davon zu erholen, als du sie geschockt hast, indem du dieses Mädchen geheiratet hast.«
    »Jennifer!« korrigierte Adam. »Und das war sieben Jahre nach Davids Tod.«
    »Sieben Jahre, zehn Jahre, was bedeutet das schon? Du wußtest, was es deiner Mutter antun würde, dich aus deiner Religion heraus zu verheiraten. Aber hat dir das was ausgemacht? Und wie steht es mit mir? Ich habe dir gesagt, du solltest nicht so früh in deiner medizinischen Laufbahn heiraten. Aber du hast ja nie Rücksicht auf die Familie gekannt. Es ging immer nur darum, was du wolltest. Nun, du hast bekommen, was du wolltest.«
    Adam starrte seinen Vater an. Er hatte nicht die Energie, gegen solche Irrationalität anzugehen. Er hatte das bei ihrem letzten Zusammenkommen vor anderthalb Jahren ohne jedes Ergebnis versucht.
    »Interessiert es dich nicht, wie es mir geht, was das Medizinstudium macht?« fragte Adam fast bittend.
    »Unter den Umständen nein«, sagte Dr. Schonberg.
    »Nun, dann war es ein Fehler, daß ich hierher gekommen bin«, sagte Adam. »Wir sind in einer finanziellen Notlage, und ich dachte, es sei genügend Zeit vergangen, es möglich zu machen, mit dir darüber reden zu können.«
    »Also jetzt will er über Geld reden!« sagte Dr. Schonberg und warf die Arme hoch. Er starrte seinen Sohn an, seine Augen mit ihren schweren Lidern hatten sich zusammengezogen. »Ich hatte dich gewarnt, wenn du eigensinnig auf der Heirat mit diesem Mädchen bestehen würdest, daß ich dich dann abschneiden würde. Hast du geglaubt, ich mache Spaß? Hast du geglaubt, ich meine nur für ein paar Jährchen?«
    »Gibt es keine Umstände, die dich dazu bringen würden, deine Position noch einmal zu überdenken?« fragte Adam ruhig. Er kannte die Antwort, bevor er gefragt hatte, und entschied sich augenblicklich, sich nicht einmal die Mühe zu machen, seinem Vater mitzuteilen, daß Jennifer schwanger war.
    »Adam, du wirst lernen müssen, die Verantwortung für deine Entscheidungen zu übernehmen. Wenn man etwas entschieden hat, dann muß man dabei bleiben. Es gibt keinen Spielraum für Abkürzungen oder Kompromisse in der Medizin. Hörst du mich?«
    Adam machte sich auf den Weg zur Tür. »Danke für die Lektion, Dad. Sie kommt sehr gelegen.«
    Dr. Schonberg kam um seinen Schreibtisch herum. »Du bist immer ein Klugscheißer gewesen, Adam. Aber Verantwortung für deine Entscheidungen zu übernehmen, ist eine Lektion, die du lernen mußt. Das ist die Art, mit der ich diese Abteilung der Zulassungsbehörde für Arzneimittel leite.«
    Adam nickte und öffnete die Tür. Margaret trat unbeholfen zurück und gab nicht einmal vor, sie habe nicht gelauscht. Adam holte seinen Mantel.
    Dr. Schonberg folgte seinem Sohn in das Wartezimmer. »Und ich führe mein Privatleben auf die gleiche Art. Und so hat es auch mein Vater vor mir getan. Und so solltest du es auch tun.«
    »Ich werde mich daran erinnern, Dad. Grüß Mom von mir. Und vielen Dank für alles.«
    Adam ging den Korridor hinunter bis zum Fahrstuhl. Nachdem er den Knopf gedrückt hatte, sah er sich um. In der Ferne winkte Margaret. Adam winkte zurück. Er hätte nie kommen sollen. Es gab keine Möglichkeit, aus seinem Vater Geld herauszubekommen.
     
    *
     
    Es regnete nicht, als Jennifer ihr Apartmentgebäude verließ, aber der Himmel sah bedrohlich aus. In vielerlei Hinsicht fand sie, der März sei

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