Pharmakon
wollen unser Essen genießen. Du siehst gut aus. Ist das ein neues Kleid?«
Sie nickte, und er erriet, daß es ein Geschenk ihrer Mutter war.
»Es ist wirklich hübsch«, sagte er diplomatisch, aber Jennifer ließ sich nicht beschwichtigen.
»Das Kleid ist vielleicht o.k. aber ich sehe schrecklich aus. Ich hatte geglaubt, die Schwangerschaft würde mich vor Weiblichkeit erglühen lassen, aber ich fühle mich nur fett und unattraktiv.« Als Adam nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Ich glaube, viel hat mit dieser schrecklichen Übelkeit zu tun. Ich weiß nicht, weshalb sie sie Morgenübelkeit nennen, wenn sie den ganzen Tag anzuhalten scheint.«
Adam reichte über den Tisch hinüber und drückte ihre Hand. In der Hoffnung, sie aufzumuntern, begann er, ihr von seinem katastrophalen Besuch bei Dr. Vandermer zu erzählen. Während er redete, begann sich ihr Gesicht zu entspannen.
»Ich habe es dir ja gesagt, er hat schreckliche Manieren im Umgang mit den Patienten«, sagte Jennifer. »Hat er irgend etwas Nützliches über die Übelkeit gesagt?«
»Nein, nur daß es wieder weggehen würde, und daß du ganz in Ordnung wärst.«
Jennifer seufzte. Während sie von dem Restaurant nach Hause gingen, sagte sie wenig, und sobald sie zu Hause ankamen, ging sie zu Bett.
Niedergeschlagen von seinem ersten Tag als Vertreter und verärgert wegen des Schweigens seiner Frau, schaltete Adam ruhelos den Computer an. Nur zum Zeitvertreib rief er die Frauenarztpraxis ab, um Dr. Smyths Name hinzuzufügen. Zu seiner Überraschung war er bereits da. Er fragte sich, ob er am Nachmittag einen Fehler gemacht habe, und ging zu dem Ausdruck über Vandermer zurück. Smyths Name erschien nicht auf der Liste. Um das gegenzukontrollieren, rief Adam auch die anderen assoziierten Ärzte ab, Stens und Baumgarten. Weder Smyth noch Foley erschienen in ihren Akten.
Adam biß sich auf die Unterlippe. Es mußte Kontrollen im Programm geben, die eine solche Auslassung herausfinden würden. Oder vielleicht hatten die Programmierer vergessen, eine Gegenkontrolle einzugeben. Wenn das der Fall wäre, hatte Adam den Eindruck, sollte er Arolen wohl davon Mitteilung machen.
Adam fragte sich, welche Mitarbeiter in Smyths Akte auftauchen würden, und gab den Namen des Arztes ein. Der Monitor flackerte, und dann erschien eine knappe Information: »Geburtshelfer-GYN Kreuzfahrt 9/9/83. Auffrischungskurs 6/5/84 mit geplantem Besuch im Forschungszentrum Puerto Rico.« Adam rieb sich die Mundwinkel. Der Computer wußte offensichtlich von Dr. Smyth, hatte aber keine Akte über ihn. Adam konnte das nicht verstehen.
Er öffnete seine Kundenliste und ließ seinen Finger die Namenskolonne hinunterwandern. Smyth war nicht aufgeführt. Adam kam zu der Entscheidung, daß Arolen Smyth in der Julian-Klinik versorgte, auch wenn er technisch Mitglied von GYN-Associates war. Dennoch schien das alles sehr merkwürdig.
Verwirrt entschloß sich Adam, Lawrence Foleys Akte abzurufen. Die Maschine druckte ein einziges Wort aus: »Abgeschlossen.«
Einige Programmierer hatten da wohl einen ziemlich kranken Humor, dachte Adam.
*
Im Verlaufe der nächsten drei Wochen verbesserte sich Adams Fertigkeit als Vertreter beträchtlich. Solange er die Ärzte auf seiner Liste mit Proben überhäufte, hörten ihm die meisten von ihnen erfreut zu, wenn er die Eigenschaften der Arolen-Produkte rühmte. Sie zogen seine Informationen selten in Zweifel oder fragten nach möglichen Nebenwirkungen. Adam drängte ihnen die gesamte Reihe von Arolen-Medikamenten auf mit einer Ausnahme: Pregdolen. Der Magazinartikel und Vandermers Warnung hatten ihn beeindruckt, und er wollte nicht dafür verantwortlich sein, den Gebrauch eines möglicherweise gefährlichen Medikamentes zu ermutigen.
An den Abenden informierte er sich am Computer gewöhnlich über die Ärzte, die er am nächsten Tag zu besuchen gedachte, aber nur in bezug auf die Bereiche, die dem Verkauf nützen konnten. Er entschloß sich, sich wegen möglicher Auslassungen oder Ungenauigkeiten wie die, die die GYN-Associates betraf, keine weiteren Gedanken zu machen.
Aber gerade dann, als er sich in seiner neuen Routine zu entspannen schien, geschah etwas, das seine Zweifel weckte. Er hatte einen Termin, eine Gruppe von vollbeschäftigten Internisten zu besuchen, aber als er in der Praxis ankam, sagte ihm die Empfangsdame, sie müßten alle den Termin absagen. Einer der Partner war gerade von einer Arolen-Kreuzfahrt zurückgekommen und
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