Pharmakon
sollte schnellstens meinen Arsch vom Schiff herunter bewegen«, sagte er laut.
Plötzlich hörte er auf, hin- und herzugehen, eilte ins Wohnzimmer und schaltete den Computer an. Schon Sekunden später, als er das Telefon mit dem Bildschirm verbunden hatte, wußte er, daß er recht hatte. In seinem gewöhnlichen Zwei-Finger-Such-System rief er Dr. Stuart Smyths Akte ab, worauf ihm wieder mitgeteilt wurde, der Doktor sei für einen Auffrischungskurs, einer zweiten Kreuzfahrt, eingeplant, die noch am gleichen Tag den Hafen verlassen würde.
Während er sich schnell anzog, kam Adam zu einer Entscheidung. Christine hatte gesagt, er sehe wie Smyth aus, und auch ihm selbst war die Ähnlichkeit aufgefallen. Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Auskunft für Miami. Als die Auskunft antwortete, bat er um die Nummern für die Arolen-Kreuzfahrten. Der Herr bei der Auskunft sagte in einem nasalen Tonfall: »Tut mir leid, aber unter diesem Namen ist in unserer Liste nichts eingetragen.«
Adam legte auf. Dann hatte er eine andere Idee. Dieses Mal erkundigte er sich nach der Fjord. Wieder kein Glück. Es gab ein Fjord-Reisebüro, was aber nicht vielversprechend klang.
Adam hob seine Leinenjacke auf und nahm sie in die Küche mit. Das Bügeleisen stand auf dem Kühlschrank. Er steckte es in die Wandsteckdose gleich neben der Spüle. Nachdem er ein Badetuch längs gefaltet hatte, legte er es auf das Bügelbrett in der Küche und begann, die schlimmsten Knitter in der Jacke herauszubügeln. Und dann bekam er die Inspiration, MTIC anzurufen.
»Es gibt keine MTIC in den Telefonbüchern«, sagte die Auskunft in Miami, »es gibt allerdings die MTIC-Kreuzfahrtlinien.«
Erleichtert schrieb sich Adam die Nummer auf und versuchte, sie anzurufen. Als eine Frau antwortete, stellte er sich als Dr. Stuart Smyth vor und fragte, ob er immer noch auf der heutigen Kreuzfahrt erwartet werde. Seine Sekretärin habe vergessen, seine Reservierung zu bestätigen.
»Einen Augenblick bitte«, sagte die Frau. Adam konnte die schwachen Geräusche auf der Tastatur eines Computers hören.
»Da wären wir«, sagte sie. »Stuart Smyth aus New York City. Sie werden heute in der Geburtshilfe-Gynäkologie-Gruppe erwartet. Sie sollten nicht später als 18 Uhr an Bord sein.«
»Danke«, sagte Adam. »Können Sie mir noch etwas sagen? Brauche ich einen Paß oder so etwas?«
»Irgendeine Identifikation genügt«, sagte die Frau. »Sie brauchen nur einen Nachweis Ihrer Staatsangehörigkeit.«
»Danke«, sagte Adam und legte auf. Wie zum Teufel sollte er einen Nachweis der Staatsangehörigkeit Smyths bekommen?
Zehn Minuten lang saß Adam auf der Kante des Bettes und versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen. Abgesehen von dem Paßproblem hatte die Vorstellung, Smyth auf der Arolen-Kreuzfahrt nachzumachen, eine Menge Anziehungskraft. In Adams Denken gab es keinen Zweifel, daß er, wenn er Jennifers Eindruck von Vandermer ändern wolle, einen verdammt guten Beweis der Instabilität dieses Mannes haben müsse. Auf die Kreuzfahrt zu gehen, erschien ihm als vielversprechendster Weg.
Aber würde er einen praktizierenden Geburtshelfer nachmachen können? Und was, wenn auf der Kreuzfahrt Leute mitführen, die persönliche Freunde Smyths waren? Impulsiv entschied sich Adam, es doch zu versuchen. Was hatte er schon zu verlieren? Wenn er einem persönlichen Freund Smyths begegnen sollte, würde er ihm erzählen, Smyth habe ihn an seiner Stelle geschickt. Und wenn Arolen ihn erwischen würde, könnte er einfach sagen, er könne seine Funktion als Vertreter nicht ohne bessere Informationen durchführen.
Das Schlimmste, was sie mit ihm machen könnten, wäre, ihn zu entlassen.
Nachdem diese Entscheidung gefallen war, trat Adam sofort in volle Aktion. Sein erster Telefonanruf setzte ihn mit Clarence McGuire in Verbindung, dem er erzählte, eine Familienkrise würde seine Abwesenheit für ein paar Tage aus der Stadt notwendig machen. Clarence war augenblicklich voller Mitgefühl und wünschte ihm, daß sich alles gut ergeben würde.
Adams nächstes Telefonat ging an die Fluglinien, um festzustellen, welchen Flug er nach Miami bekommen könne. Mit Delta und Eastern konnte er zu jeder Zeit seiner Wahl fliegen.
Schließlich sammelte er all seinen Mut, um Jennifer anzurufen. Sein Mund wurde trocken, als er hörte, wie die Verbindung zustande kam. Ein Klingeln. Ein zweites. Dann nahm Mrs. Carson den Hörer ab.
Mit aller Freundlichkeit, die er aufbringen
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