Philadelphia Blues
nicht...“
„Nichts getan, ich weiß“, fuhr Colin ihr abfällig ins Wort. „Das hast du damals nicht und daran hat sich nichts geändert. Dabei war Gwen weder eine Schwuchtel noch verweichlicht, wie ich es in euren Augen bin, und trotzdem habt ihr Kilian abgeschoben wie Müll. Ihr seid das Letzte.“
„Warum hat sie ihn bekommen? Sie hätte heiraten müssen und danach Mutter werden, so wäre es richtig gewesen. Aber Gwen wollte lieber gottlos und in Sünde leben, genauso wie du, Colin. Dabei habe ich immer nur das Beste für euch gewollt. Wie konntet ihr mir das bloß antun? Was habe ich falsch gemacht, dass Gott mich so bestraft?“
Es war allein Adrians fester Griff an seinem Unterarm, der Colin davon abhielt, seiner Mutter eine Ohrfeige zu verpassen. „Lass uns gehen!“ Adrian drängte ihn Richtung Tür. „Gäbe es für das, was Sie getan haben, Gesetze, würde ich Sie verklagen“, erklärte er dabei, was Colin schnauben ließ. Als ob das etwas geändert hätte. „Leider gibt es für die sinnlose Zerstörung von Erinnerungen keine Strafe, was Ihr Glück ist. Leben Sie wohl, Misses McDermott. Hier gibt es nichts mehr zu sagen.“ Adrian zog die Haustür auf und schob ihn nach draußen. „Ach ja, bevor ich es vergesse... Sollten Sie oder Ihr Mann es jemals wagen, sich Ihrem Enkel auf irgendeine Weise zu nähern, werde ich dafür sorgen, dass Sie im Knast verrotten.“
Seine Mutter schnappte erbost nach Luft und Colin wäre garantiert in Gelächter ausgebrochen, wenn nicht genau in dem Moment ein Auto am Straßenrand gehalten hätte. Colin wusste, wer hinter dem Steuer saß. Er wusste ebenfalls, was jetzt kam und sein Vater enttäuschte ihn auch nicht.
„Was willst du denn hier? Bringst du deine Arschfickenden Freunde jetzt etwa schon in mein Haus?“
„Sag' nichts!“, bat Adrian eindringlich, bevor Colin etwas Dummes tun konnte, und trat an ihm vorbei. „Wenn ich Sie wäre, würde ich besser den Mund halten.“
„Ich lass mir doch von keiner...“
„Bevor Sie weiter reden, Mister McDermott, werde ich Sie darauf hinweisen, dass Sie mit dem ehemaligen Oberstaatsanwalt der Stadt Baltimore reden, der zufällig weiß, dass diese kleine und überaus illegale Schnapsbrennerei, die Sie mit Ihrem Freund Sean Gallagher betreiben, mit Sicherheit einen Anruf bei der Polizei wert wäre.“
Der Alte brannte Schnaps? Colin sah verblüfft zu Adrian und wäre vor dessen eiskaltem Blick fast zurück gezuckt. So sah der Anwalt also aus, wenn er sauer war. Er sah wieder zu seinem Vater, dem es offenbar die Sprache verschlagen hatte, was Colin gehässig grinsen ließ.
„Das dachte ich mir“, sagte Adrian arrogant und nahm seine Hand, was seine Eltern laut nach Luft schnappen ließ, worauf Colin sich das Lachen nicht länger verkneifen konnte. Der Blick seines Vaters war Genugtuung pur. „Wir wollten ohnehin gerade gehen, und wie ich eben schon zu Ihrer Frau sagte, Leben Sie wohl.“
Adrian wartete gar nicht auf eine Erwiderung und Colin war viel zu sehr mit Lachen beschäftigt, um sich daran zu stören, dass der Anwalt ihn in den Mietwagen verfrachtete und kurz darauf Gas gab. Hinter der ersten Kurve bemerkte er dann die beiden Streifenwagen, die ihnen entgegenkamen und sah zu Adrian. Dessen überhebliches Grinsen sprach Bände. Adrian hatte seinen Vater wirklich angezeigt und Colin konnte nicht anders, als sich zu dem Anwalt hinüber zu beugen und ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Danke.“
„Das war das Mindeste“, meinte Adrian trocken und grinste ihn an. „Und jetzt, sofern du nichts dagegen hast, gehen wir saufen.“
Colin blinzelte verdutzt. „Im Ernst?“
Adrian nickte. „Mein voller Ernst.“
„Okay“, meinte er daraufhin zufrieden und sah sich kurz um. „Fahr die nächste Kreuzung rechts. Ich kenne einen Pub, der dir, sofern er noch da ist, gefallen dürfte.“
- 8. Kapitel -
„Ich bin nicht betrunken.“
„Na gut, du bist nur angetrunken, zufrieden?“, fragte Adrian und Colin beschränkte sich auf ein Nicken, weil er irgendwie kaum noch geradeaus laufen konnte. Dieser Boden hier war ihm vorhin nicht so uneben erschienen. „Trotzdem bringe ich dich jetzt in dein Zimmer, damit du dich ausschlafen kannst, bevor wir morgen zurückfliegen.“
„Na schön“, murmelte Colin und gähnte hörbar. Vielleicht war er wirklich ein klein bisschen betrunken, überlegte er und klammerte sich an Adrian fest, weil der Boden mit jedem Schritt heftiger zu schwanken schien. „Da
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